Moritz Wagner bei Alba Berlin: Berliner Basketball-Talent in höheren Sphären
Das 17-jährige Basketball-Talent Moritz Wagner begeistert bei seinem Profidebüt. Sein Klub Alba Berlin ist vor allem erleichtert, dass die kritisierte Jugendarbeit endlich Früchte trägt. Gegen Bayreuth ist Wagner wieder dabei.
Als Moritz Wagner das Feld betrat, war klar: Der Junge ist anders. Es kommt öfter vor, dass Nachwuchsbasketballer in den Schlussminuten, wenn ein Spiel längst entschieden ist, erste Schritte im Profigeschäft unternehmen dürfen. Doch viele Talente sind beim Debüt so nervös, dass sie kaum Arme und Beine bewegt bekommen.
Bei seinem ersten Auftritt für Alba Berlin hob Wagner dagegen gleich den schlaksigen Arm, bot sich für Anspiele an, rief Kommandos. Als hätte der 17-Jährige nie etwas anderes getan. Später gestand er dann: „Die ersten zehn Sekunden waren die Hölle“, so aufgeregt sei er gewesen, „aber dann habe ich gedacht: Tu’, was du immer tust.“
Diese positive Einstellung war ansteckend. Als der Berliner Junge seinen ersten Dreierversuch verwandelte, sich umdrehte, schrie und die Fäuste ballte, tobte die ganze Halle. Wagners kleiner Bruder auf den Zuschauerplätzen hatte Tränen in den Augen. Das war sein Bruder, der da gerade seinen ersten sechs Profipunkte erzielte.
Auch als Moritz Wagner zum Spieler des Spiels gegen Göttingen gewählt war, das Publikum seinen Namen rief und sich die Reporter sich um ihn scharten, wirkte er perplex, aber nicht schüchtern. „Das war cool, aber ich muss am Boden bleiben.“ Dabei verrieten die aufgerissenen Augen und das Grinsen, dass der blonde Forward in höheren Sphären schwebte als 2,04 Meter Körpergröße.
Sein Trainer Sasa Obradovic warnte die Reporter gleich. „Übertreibt es nicht mit den Erwartungen, er ist zu jung um das zu händeln.“ Der Junge habe gezeigt, dass er Talent und keine Furcht habe, aber müsse noch zulegen, auch körperlich. Wagner wächst noch, die dünnen Arme und Beine müssen noch kräftiger werden.
Talente sollen bei Alba nicht mehr nur den Kader auffüllen
Marco Baldi wurde gefühliger, deutete auf die Wange, wo ihm die Träne gestanden habe. „Da geht einem das Herz auf“, sagte der Manager, der einst selbst mit 17 Jahren in der Bundesliga debütiert hatte. Doch dieser große Auftritt des erstes Spielers, der alle Alba-Jugendteams durchlaufen hat, sei vor allem eine Bestätigung für zehn Jahre Nachwuchsprogramm. Oft genug sei Alba kritisiert worden, warum der Klub keine Talente in der ersten Mannschaft herausbringe. „Wir reden immer vom Jugendprogramm, jetzt wird es sichtbar.“ Neben Wagner sind in dieser Saison auch der 19-Jährige Kevin Wohlrath, der ebenfalls am Donnerstag debütierte, der 17-Jährige Tim Schneider und der 19-Jährige Konstantin Kovalev zur Profimannschaft gestoßen. Anders als in den Vorjahren sollen sie den Kader nicht nur auffüllen. Bei Alba habe ein Umdenken stattgefunden.
Wagner gilt als das größte Talent des Alba-Jahrgangs. Der U-18-Nationalspieler ist ein Schnellläufer, nicht nur weil er eine Schulklasse übersprungen und mit 17 Abitur gemacht hat. Nun konzentriert er sich ganz auf Sport. Lange bekam Wagner Einzeltraining von Albas Jugendchef Henning Harnisch. Die Arbeit scheint sich auszuzahlen.
Baldi lobte: „Der Junge wollte nicht Fehler vermeiden, sondern den Ball.“ Als zum ersten Mal ein Göttinger auf ihn zukam, traute Wagner sich noch nicht zu blocken. Beim zweiten Mal drosch er dem Gegner den Ball vor der Nase weg.
Natürlich relativierte auch der Manager nach dem 110:74-Sieg gegen einen überforderten Aufsteiger. Wagner solle erst einmal Leistungsträger in der zweiten Mannschaft werden. „Man wird situativ sehen, ob es mehr Sinn macht, dass er ein paar Minuten in der Bundesliga spielt oder in der Regionalliga Verantwortung für Sieg oder Niederlage trägt.“ Am Samstag bei Albas Auswärtsspiel in Bayreuth (20.30 Uhr) ist Moritz Wagner jedenfalls wieder dabei.