Auftakt in der Basketball-Bundesliga: Alba Berlin deklassiert BG Göttingen
Alba Berlin dreht im ersten BBL-Spiel der neuen Saison gegen Göttingen mächtig auf und feiert einen überlegenen 110:74-Sieg gegen chancenlose Gäste. Am Ende darf sich sogar ein 17-Jähriger aus dem eigenen Nachwuchs auszeichnen.
Es gab eine Menge Debütanten bei Alba Berlin, klar, es war das erste Bundesligaspiel der Saison. Doch am Ende riefen die 8644 Zuschauer in der Halle am Ostbahnhof nicht die Namen der Neuzugänge Jamal McLean, Niels Giffey oder Alex Renfroe. Sie riefen: "Moritz Wagner!" Der 17-Jährige hatte beim 110:74 (59:32)-Auftaktsieg gegen die BG Göttingen sein Bundesligadebüt gefeiert - und wurde gleich zum Spieler des Spiels gewählt. "Ich kann´s nicht richtig glauben", sagte der Forward aus dem Alba-Nachwuchs. Das Herz sei ihm in die Hose gerutscht, als er im Schlussviertel bei über 30 Punkten Vorsprung aufs Feld durfte. Dort glänzte Wagner furchtlos mit seinen ersten sechs Punkten als Profi und einem Block gegen einen Göttinger. Damit stahl er kurzzeitig sogar den Topscorern Giffey und Vojdan Stojanovski, die 16 Punkte erzielt hatten, die Show. "Das hätte ich mir nie träumen lassen", sagte Wagner.
Sein Trainer wollte weder den hohen Startsieg noch das Debüt überbewerten. "Wir brauchen jetzt keine Euphorie", sagte Sasa Obradovic. "Ich war zufrieden mit unserem Einsatz, aber wir können noch einiges verbessern." Auch solle man die Erwartungen an Talent Wagner nicht zu hoch schrauben. Es kämen noch viele Spiele. Am Samstag bestreiten die Berliner ihr erstes Auswärtsspiel in Bayreuth, bevor kommende Woche der NBA-Champion San Antonio Spurs in die Halle am Ostbahnhof kommt.
Alba bestätigte aber schon die gute Frühform, die sich beim Champions-Cup-Sieg gegen Bayern München fünf Tage zuvor angedeutet hatte. Dabei war der Kader erst eine Woche vor Saisonstart komplett. Alex Renfroe etwa trug erstmals überhaupt das Alba-Trikot, der ebenfalls nachverpflichtete Kroate Marko Banic fehlte dafür als siebter Ausländer im Kader. Der drahtige US-Guard (neun Punkte) gab im Gegensatz zu Jamal McLean (14) und Giffey (16) ein eher unauffälliges Debüt.
Alba spielte aggressiv in der Defensive und stark unter dem Korb
Beim letzten Besuch in Berlin hatten die Göttinger in ihrer Abstiegssaison Alba 33 Punkte in Serie und damit einen Bundesligarekord gestattet. Nach dem Wiederaufstieg schienen die Niedersachsen an diese Leistung anknüpfen zu wollen. Vorne trafen sie selbst einfache Würfe nicht und foulten hinten unnötig oft. Der Vizemeister und Pokalsieger präsentierte sich dagegen wie aus dem erfolgreichen Vorsaison gewohnt: Aggressiv in der Defensive und stark unter dem Korb. Auch wenn die Dreipunktewürfe anfangs kaum ihr Ziel fanden, dominierte Alba die Zone unter den Körben. Allein Leon Radosevic erzielte zehn Punkte im ersten Viertel, kam am Ende auf 14 Zähler. Neben dem Kroaten, schon im Vorjahr einer der besten Scorer, glänzte auch Vojdan Stojanovski mit Zug zum Korb und Dreiern, erzielte zehn Punkte in der ersten Halbzeit.
Nach nervösen fünf Minuten beider Teams führten die Gastgeber bereits 10:2. Den Vorsprung bauten sie sukzessive auf über 20 Punkte aus, bis zum Halbzeitstand von 59:32. Den weiteren Spielverlauf konnten die Berliner zum Einspielen nutzen. Denn hin und wieder hakte die Spielsysteme und Abläufe in der Offensive noch. Als Giffey zweimal einen Offensivrebound griff, aber auch den dritten Versuch nicht im Korb unterbrachte, erhielt der College-Heimkehrer Szenenapplaus. Es gelang noch nicht alles, aber der Einsatz stimmte.
Allein der in seiner halslosen Statur dem Kugelblitz-Fußballer Ailton ähnelnde Göttinger Spielmacher Khalid El-Amin störte die Trainingseinheit mit 13 Punkten und acht Vorlagen. Im Schlussviertel betrug die Führung über 30 Punkte, so dass Wagner sein Debüt feiern durfte. Als der 17-Jährige mit einem Dreier seine ersten Punkte erzielte, jubelte er freudeschreiend und die Halle mit ihm. In den Schlusssekunden durfte auch Kevin Wohlrath aufs Feld, doch der 19-Jährige erzielte keine Punkte mehr. Es kann auch nicht jedes Debüt spektakulär werden.