zum Hauptinhalt
Auch die Deutsche Meisterschaft im Schwimmen wird im Rahmen der Finals stattfinden.
© dpa/Klaus-Dietmar Gabbert

"Die Finals": Berlin startet eigenes Mini-Olympia

Nächstes Jahr sollen in der Hauptstadt zehn Meisterschaften zu einem Wochenend-Großevent zusammengelegt werden. Damit sollen auch Nischensportarten Aufmerksamkeit bekommen.

Es ist nicht einfach, ein Wasserspringer zu sein. Da verbringt man endlose Stunden im Schwimmbecken, bis die Haut rot vom Chlor ist, trainiert monatelang, um bei einer Meisterschaft glänzen zu können. Doch am großen Tag sind die Zuschauerränge im besten Fall doch wieder nur halbvoll und alle gucken stattdessen Fußball.

Im kommenden Jahr soll das anders laufen, wenn es nach Berlins Sport- und Innensenator Andreas Geisel geht. Am Freitag stellte der zusammen mit Sportverbänden, ARD und ZDF das Konzept für „Die Finals – Berlin 2019“ vor, das sich auch an den am Donnerstag startenden European Championships in Glasgow und Berlin orientiert.

In einer Großveranstaltung am 3. und 4. August sollen die nationalen Meisterschaften zehn verschiedener Sportarten in der Hauptstadt gebündelt werden. „Die Idee ist, die gesamte Stadt in Bewegung zu versetzen“, sagte Geisel. Der Plan: Leichtathleten, Bogenschützen, Boxer und moderne Fünfkämpfer ziehen für ihre Wettkämpfe in das Areal des Olympiastadions. In der Max-Schmeling-Halle wird Turnen zu sehen sein.

Wasserspringen und Schwimmen im Europasportpark, Bahnradsport im benachbarten Velodrom. Die Triathleten sollen am Wannseestrand starten und für die Kanuten wird eine Strecke auf der Spree im Berliner Stadtzentrum geprüft. Der Senat werde das Projekt sowohl koordinativ als auch finanziell unterstützen, der volkswirtschaftliche Nutzen werde die Kosten jedoch nach eigener Rechnung übersteigen. Aufrüstungen an den Anlagen seien nicht notwendig.

Die öffentlich-rechtlichen Sender werden die Veranstaltung umfangreich begleiten. Rund 20 Stunden sollen live im Fernsehen übertragen werden, 60 über das Internet im Livestream. ZDF Sportleiter Thomas Fuhrmann verwies auf die Erfahrungen, die sein Sender mit ähnlichen Programmkonzepten beim Wintersport gemacht hat.

Wie beim Wintersport

„Vom Winter lernen, heißt Siegen lernen“, erläuterte Fuhrmann den Gedanken. Dort stärkt die Aufmerksamkeit für den Skisport für gewöhnlich auch die Quoten für Nischensportarten. Eine ähnliche „Lokomotive“ sei nun für „Die Finals“ mit der Leichtathletik gegeben – die einzige Sportart, deren Deutsche Meisterschaft momentan überhaupt bei den Öffentlich-Rechtlichen übertragen wird.

Doch viele Zuschauer vor dem Fernseher heißt nicht, dass auch die Stadionränge voll sein werden. Diese zu füllen, darin sieht der Präsident des Leichtathletik-Verbands Jürgen Kessing eine besondere Herausforderung, „denn sonst kommt auch keine Stimmung auf und davon lebt ja auch das Fernsehen.“ Deshalb soll der Verkauf von Tickets bereits anlässlich der Leichtathletik-EM in einer Woche beginnen.

Als zusätzlichen Anreiz für Zuschauer sollen Präsentationen in Trendsportarten wie Parcour und Stand Up Paddling dienen. Außerdem wird das schon jetzt jährlich stattfindende Familiensportfest in die Großveranstaltung eingebunden. Im letzten Jahr besuchten das Fest vor dem Olympiastadion rund 80 000 Menschen.

Dabei sind „Die Finals“ erstmal ein Experiment: „Ob das jetzt eine Reihe wird, wird sich zeigen“, sagte Senator Geisel. In der Organisation sei noch nicht alles perfekt. Vielleicht sei es aber auch der Grundstein für ein wiederkehrendes nationales Event.

Markus Lücker

Zur Startseite