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Was wenn's brennt? Die Brandschutzanlage des BER-Flughafens wird am Dienstag erneut und unter Volllast getestet. Ein Fehlschlag hätte erhebliche Folgen für den Kosten- und Zeitplan.
© dapd

Flughafen-Debakel: BER-Stresstest setzt Prüfer unter Druck

Am Dienstag wird die Brandschutzanlage des neuen Großflughafens getestet. Experten wagen keine Prognose zum Ergebnis. Geht der Test schief, stellen sich Grundsatzfragen für die weitere Planung - und auch der Eröffnungstermin steht auf dem Spiel.

Schon der kommende Dienstag könnte zum Tag der Wahrheit werden für die Planer und Bauherren des neuen Hauptstadflughafens BER in Schönefeld sein. Dann sollen vom Morgen an bis gegen 17 Uhr wesentliche Teile der Brandschutz- und Entrauchungsanlagen des Flughafengebäudes getestet werden. Geht es schief, ergäben sich erhebliche Umplanungen und die vorgesehene Inbetriebnahme des Flughafens zum 17. März 2013 sei nicht mehr möglich, heißt es in einem internen Status-Bericht, der dem Tagesspiegel vorliegt. Flughafensprecher Ralf Kunkel lehnte eine Stellungnahme dazu ab. Es gebe nichts Neues, sagte er.

Selbst die Experten trauen sich keine Prognose zum Ausgang des Tests zu. Zu oft, so ein am Verfahren Beteiligter, habe die zentrale Steuerung der Brandschutzanlagen nicht funktioniert. Klar ist, so ein anderer am Verfahren beteiligter brandenburgischer Beamter, dass im Fall eines Fehlschlages Grundsatzfragen zu klären sind: „Wir müssen dann die Flughafengesellschaft und die beteiligten Firmen fragen, ob es Sinn macht, mit der so konzipierten Brandschutz- und Entrauchungsanlage weiterzumachen.“

Das könnte auch den Terminplan ins Wanken bringen. Die an der Brandschutzanlage beteiligten Firmen – Bosch, Imtech und Siemens – jedenfalls haben bislang nur „mündliche Zusagen“ für die Fertigstellung der Anlage bis Mitte Dezember abgegeben, wie aus dem Sachstandsbericht weiter hervorgeht. Das ist der späteste Zeitpunkt, um die nötigen Prüfungen und Abnahmen durch TÜV-Sachverständige und das Bauordnungsamt im Landkreis Dahme-Spreewald noch vornehmen zu können. Konkrete Zusagen, ob die Termine mit der komplizierten Anlage überhaupt zu halten sind, wollen die Firmen erst nach dem Volllasttest geben. Bei einem Scheitern drohen auch die Kosten außer Kontrolle zu geraten. In Aufsichtsratskreisen wird in diesem Fall mit Mehrkosten im mittleren bis oberen dreistelligen Millionenbereich gerechnet.

"Das Problem liegt in der Grundkonstruktion"

Wie groß die Probleme mit der Anlage sind, offenbart der interne Bericht von Chef-Controller Christian Manninger von dem Unternehmen „WSP CBP Airport“. Der kritische Teil sei die Inbetriebnahme der Anlage 14, die die Untergeschosse und den zentralen Bereich des Terminals bei einem Feuer entrauchen soll – durch unterirdisch angelegte Kanäle. Bei einem Stromausfall dauere es aber 15 Sekunden, bis die Notstromversorgung anspringe. Hier sehe die Genehmigungsbehörde die Gefahr, dass Rauchgase wieder ins Terminal zurückströmen. Sowohl für die ausführenden Firmen als auch für die Planer bestehe diese Gefahr jedoch nicht, heißt es im Bericht. Deshalb würden jetzt Tests mit Heißgasrauch vorgenommen, bei dem mehrere Szenarien eines Stromausfalls (15, 20 und 30 Sekunden) vorgesehen seien.

An den Test beteiligte Experten sagten, ein System, bei dem Rauch wieder zurück ins Terminal zieht, wenn Strom ausfällt und das Notstromaggregat einspringen muss, könne nicht genehmigt werden. „Das Problem liegt in der Grundkonstruktion“, hieß es. Der Chef der Baugenehmigungsbehörde in Dahme-Spreewald, Carl-Heinz Klinkmüller, wollte sich dazu nicht äußern. „Am Dienstag werden die Prüfingenieure, der Flughafen und wir vor Ort sein. Dann werden die Szenarios durchgespielt. Und am Abend wissen wir, wie die Lage ist“, sagte er. Brandenburgs Finanzminister und Vizeregierungschef Helmuth Markov (Linke), der im BER-Aufsichtsrat sitzt, hielt sich am Donnerstag mit einer Bewertung der Test für den Kosten- und Zeitplan zurück. Diese dienten der Analyse des neuen Technikchefs Horst Amann, der dem Aufsichtsrat am 16. August erklären muss, ob die Eröffnung im März 2013 möglich ist.

Ein weiterer Mangel, die Überbelegung der Kabeltrassen, wirke sich nicht auf den Termin aus, heißt es weiter im Bericht. Dass es dazu kommen konnte, liege in der Verantwortung der Baufirmen und dem Büro „pg bbi“, das für die Objektüberwachung zuständig war. Das Büro hat die Kündigung erhalten.

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