zum Hauptinhalt
Wout van Aert feiert den Etappensieg.
© AFP
Update

Tour de France: Belgier van Aert gewinnt fünfte Etappe

Wout van Aert hat die fünfte Etappe der Tour de France gewonnen. Frankreichs Superstar Julian Alaphilippe verliert die Gesamtführung.

Die wenigen Zuschauer in Privas trauten ihren Augen nicht und klatschten nur widerwillig Beifall für den Mann im Gelben Trikot. Nicht Frankreichs Liebling Julian Alaphilippe erschien zur Zeremonie des Gesamtführenden, sondern der Brite Adam Yates stand kopfschüttelnd auf dem großen Podium der 107. Tour de France. „Das ist nicht die Art und Weise, wie ich das Trikot holen wollte. Das will niemand“, sagte Yates.

Was war passiert? Alaphilippe hatte 17 Kilometer vor dem Ziel eine Getränkeflasche von seinem Team entgegen genommen, was zu diesem Zeitpunkt nicht mehr erlaubt war. Die Grenze ist bei Kilometer 20 festgelegt. Die Jury kannte kein Pardon und machte nicht einmal für den lokalen Helden eine Ausnahme. 20 Sekunden Zeitabzug und 200 Franken waren die Strafe.

[Behalten Sie den Überblick über die Corona-Entwicklung in Ihrem Berliner Kiez. In unseren Tagesspiegel-Bezirksnewslettern berichten wir über die Krise und die Auswirkungen auf Ihre Nachbarschaft. Kostenlos und kompakt: leute.tagesspiegel.de. (Link: https://leute.tagesspiegel.de/)]

Alaphilippe trug es mit Fassung. „Das ist eine offizielle Entscheidung, da kann ich nichts machen“, sagte er bei France Televisions und fügte hinzu: „Wenn es so ist, kein Problem. Ich stehe morgen auf und dann sprechen wir nicht mehr darüber.“

Alaphilippe Triumphfahrt in Gelb ist nach der fünften Etappe, die der Belgier Wout van Aert aus dem Tony-Martin-Team gewann, vorerst gestoppt. Nun wird Yates zur sechsten Etappe als Gesamtführender an den Start gehen. „Ich wollte es mir sowieso am Donnerstag holen, jetzt habe ich es einen Tag früher“, sagte der Brite. Seit der zweiten Etappe hatte Alaphilippe die Gesamtwertung angeführt und seine Landsleute von einer weiteren Triumphfahrt wie im Vorjahr träumen lassen, als er 14 Tage lang geführt hatte.

John Degenkolb geht es besser

Der Etappensieg des Belgiers van Aert rückte in den Hintergrund. Nur einen Tag nach dem Coup von Primoz Roglic schlug damit ein weiterer Teamkollege von Tony Martin zu und bescherte der überragenden Jumbo-Visma-Mannschaft den nächsten Tageserfolg. Van Aert holte sich am Mittwoch auf dem fünften Teilstück nach 183 Kilometern von Gap nach Privas den Sieg vor dem Niederländer Cees Bol und dem Iren Sam Bennett. Damit bewahrheitet sich immer mehr, dass Martins niederländische Mannschaft die Vormachtstellung im Radsport übernommen hat.

Von den deutschen Fahrern war im Finale erneut nichts zu sehen. Altstar André Greipel („Bin wieder ein normaler Rennfahrer“) geht es nach seinem Sturz zum Auftakt zwar wieder besser, für die großen Sprints reicht es beim 38-Jährigen aber noch nicht. Deutschlands Hoffnungsträger Buchmann, der wie die Top-Favoriten Primoz Roglic (Slowenien) und Egan Bernal (Kolumbien) im Hauptfeld das Ziel erreichte, liegt nun 22 Sekunden hinter Yates.

Der Tagessieg ging aber an van Aert, der seit dem Neubeginn Anfang August einen Super-Lauf hat. Fünf Siege, darunter den Klassiker Mailand-Sanremo und das Schotterrennen Strade Bianche hat van Aert bereits geholt. „Das war die einfachste Etappe, die ich gefahren bin, aber das Finish war hart“, sagte van Aert, nachdem es lange Zeit ein Stillhalteabkommen im Feld gegeben hatte. „Diese Etappe kam meinen Fähigkeiten entgegen“, fügte der frühere Cross-Weltmeister hinzu.

Donnerstag ist vielleicht der Tag der Aureißer

Nach der Kletterpartie am Vortag konnten sich die Stars der Branche zurückhalten. Die erste Bergankunft am Dienstag hatte aber bereits einen Fingerzeig für den weiteren Verlauf gegeben. Ex-Skispringer Roglic ist der Mann, den es zu schlagen gilt. Dass sein Landsmann Tadej Pogacar zudem Zweiter wurde, löste in der Heimat Jubelstürme aus. „Ein historischer Tag für den slowenischen Radsport“, schrieb das Blatt „Delo“ und fügte nach dem Doppelerfolg auf der ersten Bergankunft der 107. Tour de France hinzu: „Und das war nur die Vorspeise für Roglic und Pogacar.“

John Degenkolb ist unterdessen nach seinem frühen Aus bei der Tour de France auf dem Weg der Besserung. „Ich bin zuversichtlicher als die letzten Tage. Es geht wieder aufwärts. Die Schwellungen in den Knien sind noch da, aber es ist besser geworden“, sagte Degenkolb der ARD. Am Mittwoch sei er das erste Mal wieder für eine Stunde auf dem Rad gewesen. Der 31-Jährige war auf der ersten Tour-Etappe schwer gestürzt und anschließend aus dem Zeitlimit geblieben.

Am Donnerstag endet die sechste Etappe nach 191 Kilometer auf dem 1560 Meter hohen Mont Aigoual. Eine richtige Bergankunft ist es nicht, auch wenn es vom Col de la Lusette - einem Berg der ersten Kategorie - 14 Kilometer vor Etappenende noch weiter hinauf geht. Womöglich bietet sich eine gute Chance für Ausreißer. (dpa)

Zur Startseite