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Abgezogen. Kevin de Bruyne trifft mit diesem Schuss zum 1:0 für Belgien gegen die USA.
© Reuters

WM 2014: 2:1-Sieg gegen USA: Belgien schickt Jürgen Klinsmann nach Hause

Nach 90 Minuten steht es zwischen Belgien und den USA 0:0, doch in der Verlängerung wird's dramatisch. Die Europäer sehen wie der sichere Sieger aus, doch das Team von Jürgen Klinsmann ist dem 2:2 am Ende wiederholt ganz nah.

Wenigstens ein US-Amerikaner nutzte die volle Breite des Raumes. Oder besser gesagt: ein Deutscher. Mit breiten Grätschschritten bewegte sich Jürgen Klinsmann pausenlos durch seine Coachingzone, gestikulierte, rief und schüttelte den Kopf. Sein US-Team kam dagegen im Achtelfinale kaum aus der eigenen Spielhälfte, Angriff um Angriff der Belgier rollte über sie hinweg, allein Torwart Tim Howard rettete die USA in die Verlängerung.

Dort sah Klinsmann plötzlich seinen Trainerkollegen Marc Wilmots jubelnd aufs Feld stürmen. Kevin de Bruyne hatte in der 93. Minute nach unzähligen Anläufen endlich ein Tor geschossen. Romelu Lukaku erhöhte auf 2:0, bevor die Amerikaner aufwachten und Julian Green den Anschluss erzielte. Belgien zitterte plötzlich, gewann aber ein rasantes Spiel mit einem rasanten Finale 2:1 (0:0) und erreichte erstmals seit 1986 das WM-Viertelfinale. Am Samstag geht es in Brasilia gegen Argentinien. Die USA verabschieden sich dagegen aus dem Turnier. Trainer und Torwart waren lange die aktivsten Amerikaner, ihr Comeback kam zu spät.

Bei den Belgiern kehrten sechs geschonte Stammkräfte in die Startelf zurück. Vor allem de Bruyne schien die Pause gut getan zu haben, vom Anpfiff weg trieb der Wolfsburger die belgischen Angriffe an. Schon in der ersten Minute schickte er Divock Origi vor das Tor. Doch US-Torwart Tim Howard parierte geistesgegenwärtig den Schuss des 19-Jährigen. Ein Motiv, das sich im weiteren Spielverlauf wiederholen sollte. Immer wenn de Bryune und Origi mit Tempo auf den Strafraum zugelaufen kamen, drohte Gefahr.

Das sechste Achtelfinalspiel in Folge geht bei dieser WM mit 0:0 in die Halbzeit

Ähnlich flink war ein Flitzer unterwegs, der erstaunlich lange seine Runden über den Platz drehen durfte. Ob das Kopfschütteln von Klinsmann dem Störenfried oder der Leistung seiner Mannschaft galt, war schwer zu deuten.
Die Amerikaner hatten jedenfalls große Probleme im Spielaufbau, verloren den Ball schnell an die ab der Mittellinie störenden Belgier. Das einzige Rezept der USA waren anfangs lange Bälle auf den schnellen Flügelverteidiger Fabian Johnson. Einen Sprint nach einer halben Stunde brach der künftige Mönchengladbacher ab und musste verletzt ausgewechselt werden. DeAndre Yedlin kam und wurde ebenso oft auf rechts gesucht.
Auch wenn ihr Spiel vor der Pause verlangsamte, blieben die Belgier torgefährlicher. Es half nichts, das sechste Achtelfinalspiel in Folge ging bei dieser WM mit 0:0 in die Halbzeit.

Auch in der zweiten Hälfte spielte sich die Partie meist vor oder im US-Strafraum ab. Die Belgier hatten nun ihre Chancen minutenweise getaktet, doch Howard fand überall noch eine Hand oder einen Fuß dagegen. Die Belgier setzten ihren Dauerbeschuss des US-Ziels fort, aber zeigten erneut ihre alte Schwäche, die verhindert, dass sie als öffentlicher Favorit bei dieser WM gelten: Es fehlt jemand, der auch mal ins Tor trifft.

Romelu Lukaku bereitet das 1:0 vor und erzielt das 2:0 selbst

Die Amerikaner wurden lautstark von ihren Landsleuten angefeuert, die in der Arena Fonte Nova in der Überzahl waren, doch mir ihrem biederen Ballvortrag konnten sie sich selten aus der eigenen Hälfte befreien. Zwei zu 14 Torschüsse zählte die Statistik nach einer guten Stunde und tickte gnadenlos weiter zugunsten der Belgier. Howard verhinderte ein ums andere Mal, dass auch die einzig wichtige Statistik gegen sie sprach.

Der 35-jährige Keeper drohte mit seinen Dauerheldentaten zum Trauma des belgischen Torabschlusses zu werden. Erst als in der Verlängerung der eingewechselt-belebende Lukaku den Ball über ein Verteidigerbein zu de Bruyne brachte und der aus der Drehung traf, fielen in diesem rasanten Spiel auch Tore. Einen Konter knallte Lukaku unter die Latte, doch Klinsmann hatte noch einen Joker: Der eingewechselte 19-jährige Green vom FC Bayern München jagte mit seiner ersten Aktion einen hohen Ball ins Netz. Die USA wachten plötzlich auf, hatten nun selbst Chance um Chance. Aber am Ende kam der Kampf zu spät.

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