Alba Berlin: Bei Tim Schneider ist alles Vertrauenssache
Das Berliner Nachwuchstalent Tim Schneider spielt mit 20 Jahren bei Alba Berlin schon eine wichtige Rolle – auch beim Eurocup-Auftakt am Mittwoch.
Stefan Peno fehlt. Das 20-jährige Spielmachertalent, frisch in diesem Sommer aus Barcelona zu Alba Berlin gekommen, hat noch gar keinen Führerschein. Auch sein Teamkollege Tim Schneider ist erst 20, er hingegen schlendert interessiert um die Karossen in einem Berliner Autohaus herum, in dem er und seine Mitspieler am Montag ihre Dienstwagen überreicht bekommen.
„Die Zeit seit dem Sommer ist mega spannend für mich“, erzählt Schneider später. Nicht nur in sportlicher Hinsicht hat sich für den in Schöneberg geborenen und in Teltow aufgewachsenen Berliner einiges getan, seitdem er einen Drei-Jahres-Vertrag bei den Profis von Alba unterschrieben hat. In wenigen Wochen hat er sich einen festen Platz in der Rotation von Coach Aito Garcia Reneses erspielt. „Ich bin auch in eine neue Wohnung gezogen und habe mein Studium begonnen“, sagt Schneider. Sport- und Eventmanagement studiert er jetzt, und ein neues Auto hat er nun auch noch.
Eine klare Rolle
Viel los ist derzeit also beim Jungprofi. In der Vorsaison lief er noch hauptsächlich für Albas Kooperationspartner Lok Bernau in der drittklassigen ProB auf. Dort überzeugte er und hatte dann im Sommer mit dem neuen Berliner Trainer Reneses den richtigen Mann an seiner Seite, denn der Spanier wird in der Basketball-Welt für seine Talententwicklung gerühmt. Auch bei Schneider hatte Reneses keine Scheu, einen Nachwuchsspieler gleich voll in das Team zu integrieren.
„Tim hat bei uns eine ganz klare Rolle. Er wird jedes Spiel seine 20 Minuten haben und das hängt nicht davon ab, ob er seine Dreier reinschmeißt“, sagt Manager Marco Baldi. „Er hat von uns im Sommer das Vertrauen ausgesprochen bekommen und das erhält er jetzt eben auch.“ Tatsächlich haben im aktuellen Kader der Berliner bislang nur vier Spieler mehr Einsatzzeit erhalten als Schneider. Der zahlt das Vertrauen als aktuell zweitbester Rebounder des Teams mit Leistung zurück. In der Verteidigung gelingen ihm durch sein Gefühl für gegnerische Passwege immer wieder Ballgewinne und auch offensiv bringt er sich mit seiner Beweglichkeit bei einer Größe von 2,08 Meter ein. Nur der von Baldi erwähnte Dreipunktwurf, eigentlich auch eine Stärke des Brettspielers, fiel bislang noch nicht so konstant.
„Er hat eine gute Physis, eine ordentliche Technik und spielt mit viel Einsatz und Intensität“, lobt Trainer Reneses. Im Jugendbereich bei Eintracht Stahnsdorf, wo Schneider mit neun Jahren mit dem Basketball anfing, und später im Nachwuchsprogramm von Alba stand eher die individuelle Entwicklung im Vordergrund. Nun ist Reneses Schneiders erster Trainer, dem es hauptsächlich darum geht, „das Spiel zu verstehen und zu wissen, welche Aktion in welcher Situation die richtige ist“, wie Schneider sagt.
Jugend profitiert
Und er ist nicht der einzige, der von Albas neuem Weg mit einem Trainer, der auf die Entwicklung junger Spieler setzt, profitiert: Im Kader der Berliner stehen neben Schneider mit Niels Giffey und Joshiko Saibou zwei weitere Spieler, die im Jugendprogramm von Alba Berlin ausgebildet wurden, dazu kommen im erweiterten Kader noch Bennet Hundt und Hendrik Drescher. Der 17 Jahre alte Drescher feierte am vergangenen Freitag beim klaren Sieg gegen Tübingen als jüngster Spieler der Alba-Geschichte sein Bundesliga-Debüt und erzielte seine ersten Punkte.
Bei so viel Nachwuchs könnte man fast meinen, das Berliner Projekt sei erst einmal beispiellos – ist es dann aber doch nicht ganz: Am Mittwoch (20 Uhr/live bei Telekom Sport) trifft Alba zum Auftakt des Eurocups in der Arena am Ostbahnhof auf Partizan Belgrad. Das dominierende serbische Team der 2000er hat sich nach zwei Jahren ohne Titel einer Verjüngungskur unterzogen. Nur zwei Spieler aus dem aktuellen Kader sind älter als 25, damit ist Partizan das jüngste Team des Wettbewerbs – noch jünger als Alba.
Leonard Brandbeck