Asien-Cup: Bei Katar gegen Saudi-Arabien geht es um mehr als Fußball
Beim Asien-Cup treffen am Donnerstag die politisch zerstrittenen Staaten Katar und Saudi-Arabien in einem brisanten Duell aufeinander.
Wenn Funktionäre und Spieler vor einem wichtigen Fußballspiel immer wieder betonen, es gehe allein um den Sport, ist das ein sicheres Zeichen dafür, dass dem nicht so ist. Auch vor dem anstehenden Spiel zwischen Saudi-Arabien und Katar beim Asien-Cup hagelt es beschwichtigende Aussagen, doch den langen Schatten der Politik kann niemand leugnen. Saudi-Arabien und Katar sind erbitterte Gegner in einem Streit um Macht und Einfluss im Nahen Osten. Es ist ein Streit, der die arabischen Staaten am Persischen Golf entzweit – und der aus dem Fußballspiel an diesem Donnerstag (17 Uhr) kein Spiel wie jedes andere macht.
„Asien zusammenbringen“, lautet das Motto des bis zum 1. Februar dauernden Turniers in den Vereinigten Arabischen Emiraten, bei dem die Australier als Titelverteidiger antreten. Aber dieser Gemeinsinn leidet unter den politischen Spannungen zwischen den Teilnehmerstaaten.
Schon bei der Anreise des Teams aus Katar fing es an. Weil Katar seit Mitte 2017 einem Boykott seiner arabischen Nachbarn unterliegt und die Grenzen geschlossen sind, mussten Spieler und Betreuer über den Umweg Kuwait in die Vereinigten Arabischen Emirate fliegen: Auch der Turnier-Gastgeber steht im Streit mit Katar auf der Seite Saudi-Arabiens, Teilnehmer Bahrain ebenso. Verbandsfunktionären und Journalisten aus Katar wurde nach Medienberichten die Einreise verboten.
Der Streit geht weit über den Sport hinaus
Schon bei der WM in Russland im vergangenen Sommer hatten sich Katar und Saudi-Arabien über den Fußball gestritten. Katar warf den Saudis vor, sie unterliefen die regionalen WM-Übertragungsrechte des katarischen Senders „beIN“ mit der illegalen Ausstrahlung von Spielen durch einen Piratensender. Saudi-Arabien klagte, in den Kommentaren der katarischen „beIN“-Moderatoren bei der blamablen 0:5-Niederlage von Saudi-Arabien im Eröffnungsspiel gegen Russland sei viel Gehässiges zu hören gewesen.
Die Tatsache, dass Katar in drei Jahren als erster arabischer Staat die WM ausrichten soll, verleiht dem Streit zusätzliche Schärfe. Denn beim Asien-Cup will Katar mit Blick auf 2022 ein möglichst gutes Bild abgeben – und die Saudis wollen genau das verhindern.
Die von Saudi-Arabien angeführten Katar-Gegner werfen dem Emirat vor, es unterstütze islamistische Extremisten und suche die Nähe zum Iran, was die Regierung in Doha zurückweist. Ein Wirtschaftsboykott hat der kleinen, aber dank riesiger Gasvorräte sehr reichen Nation bisher wenig schaden können. Unterstützung erhält Katar aus dem Iran und aus der Türkei. Alle Vermittlungsversuche in dem Streit sind bisher gescheitert. In den vergangenen Jahren waren aus den Reihen der Katar-Gegner mitunter Forderungen laut geworden, den Kataris die WM wieder wegzunehmen.
Beide Teams stehen schon in der nächsten Runde
In der Vorrundengruppe E beim Asien-Cup stellen Saudis und Kataris die potenziell stärksten Mannschaften, die den Gruppensieg unter sich ausmachen und ins Achtelfinale einziehen dürften. Saudi-Arabien, das das Turnier bisher dreimal gewonnen hat, ist trotz der schwachen Vorstellung bei der WM einer der Titelfavoriten. Das Team des argentinischen Trainers Juan Antonio Pizzi Saudi-Arabien hat nach zwei Siegen aus den ersten beiden Spielen gegen Nordkorea (4:0) und Libanon (2:0) bereits vorzeitig das Achtelfinale erreicht.
Auch Katar steht schon in der nächsten Runde. Die junge Mannschaft des spanischen Trainer Felix Sanchez – im Durchschnitt ist sie 24 Jahre alt – besiegte Libanon 2:0 und Nordkorea 6:0 und führt die Tabelle der Gruppe wegen des besseren Torverhältnisses an.
Deshalb läuft am Donnerstag alles auf ein sportlich wie politisch spannendes Spiel in Abu Dhabi hinaus, auch wenn die Offiziellen beim politischen Aspekt tiefstapeln. „Das sind Sportler, die werden Fußball spielen“, sagte der Sprecher des katarischen Fußballverbandes, Ali al Salat. Katars Trainer Sanchez weiß jedoch, dass es um mehr geht als um Fußball. Sanchez sagte, er wolle sich und seine Spiele so gut es geht während des Turniers von der Politik „isolieren“.