Pokal-Achtelfinale gegen Hertha BSC: Bayern München reist wieder mit Sorgen nach Berlin
Der FC Bayern muss im Achtelfinale des DFB-Pokals gegen Hertha BSC unbedingt weiterkommen. Doch den Klub plagen personelle Probleme.
Am Samstagnachmittag um 16:10 Uhr schien die Geschichte weiter Form anzunehmen. Leon Goretzka hatte da gerade eine Flanke von Thomas Müller wuchtig ins Leverkusener Tor geköpft. Ebenjener Goretzka, der damit sein bereits viertes Tor der Rückrunde erzielte und sich als Anführer der Dortmund-Aufholjagd entpuppte. Mit seinen 23 Jahren eignet sich der Mittelfeldspieler wunderbar als Hoffnungsträger. Endlich, so schien es, machte sich ein weiterer junger Spieler auf, die doch alternde Bayern-Mannschaft als Stütze von Sieg zu Sieg und somit näher an die ferne Tabellenspitze heranzuführen.
Diese Geschichte wurde jedoch von der zweiten Halbzeit des Spiels in Leverkusen zerstört, da holte die Bayern die Realität ein. Mit 1:3 verloren die Münchner noch. Die Meisterschaft rückte in noch weitere Ferne. Umso wichtiger wäre deshalb ein Erfolg im Pokal-Achtelfinale bei Hertha BSC.
Manuel Neuer steht zumindest im Kader
Um diesen Sieg zu holen, muss sich vor allem die Abwehr um Mats Hummels und Niklas Süle steigern. Sie konnte das Tempo der athletischen Leverkusener mitunter nicht mitgehen, große Lücken taten sich auf. Auch weil das Mittelfeld in vielen Situationen defensiv enorm durchlässig agierte und phasenweise kaum in die Zweikämpfe kam. Das Team habe gedacht, „dass die Jungs das hinten schon meistern werden“, sagte Trainer Niko Kovac und fügte an: „Wir müssen den Laden hinten dicht machen.“
Jerome Boateng betrachtet das derzeit nur von außen. In der Rückrunde stand er bislang genau eine Minute auf dem Rasen. Während der vergangenen beiden Partien saß er ausschließlich auf der Bank. „Das ist nicht mein Anspruch“, sagte der Verteidiger in einem Interview beim TV-Sender „Nitro“. Gegen seinen Jugendklub Hertha BSC könnte Boateng womöglich wieder eine Chance erhalten.
Das gilt auch für Sven Ulreich. Der 30-Jährige stand in Leverkusen erstmals seit dem verlorenen Pokal-Finale gegen Eintracht Frankfurt wieder im Tor der Bayern. Manuel Neuer fehlte verletzt, er hatte Probleme mit der rechten Hand. Für das Spiel in Berlin steht Neuer nun aber im Kader, er konnte das Abschlusstraining am Dienstag absolvieren. Ob der Nationaltorhüter aber auch spielen wird, ist noch ungewiss. Franck Ribéry und Thiago sind in Berlin wieder einsatzfähig, nachdem sie das Spiel in Leverkusen verpasst hatten. Arjen Robben hingegen fehlt gegen Hertha verletzungsbedingt.
Auch Trainer Kovac steht in der Kritik
Zusätzlich entwickelte sich um Robert Lewandowski die nächste öffentliche Debatte. Dietmar Hamann kritisierte den Stürmer bei „Sky“ als lustlosen Einzelgänger. Dessen Berater antwortete, dass es nicht helfen würde, Spieler „auf diesem Niveau“ zu kritisieren. Nur um hinzuzufügen, dass Hamann das Spiel ja „vielleicht gar nicht gesehen habe“.
Und dann ist da noch Niko Kovac. Dem Trainer wird von Kritikern vorgehalten, taktisch zu unflexibel spielen zu lassen. Demnach hätten die Bayern neben ihrem Ballbesitzspiel und ihrer individuellen Qualität keine weiteren Konzepte, um einen Gegner schlagen zu können, der sich gut auf sie einstellt.
Vieles erinnert deshalb an den vergangenen September, als der FC Bayern nach einem 1:1 gegen den FC Augsburg mit ersten sportlichen Zweifeln im Gepäck nach Berlin reiste. Hertha schlug die Münchner 2:0 und stürzte sie in eine Zwischenkrise. Da der DFB-Pokal der Titel ist, auf den die Bayern in dieser Saison die wohl noch besten Chancen haben, sollten sie eine weitere Niederlage im Berliner Olympiastadion vermeiden. Die entscheidenden Spiele beginnen in dieser Saison für die Münchner also bereits im Februar. „Wir müssen zusehen, dass wir weiterkommen“, sagt Kovac.
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Louis Richter