Mats Hummels zurück zum BVB: Auch echte Liebe kann blind machen
Für Rückholaktionen hat man bei Borussia Dortmund ein Herz. Emotional ist das verständlich, sportlich jedoch nicht immer. Ein Kommentar.
Es ist nicht ganz leicht, als millionenschwerer, börsennotierter Fußballverein aus dem Ruhrgebiet den Spagat zwischen Business und Tradition zu bewältigen. Ein bisschen Marketing kann da immer helfen.
Beim BVB versucht man es schon seit Jahren mit dem Slogan „Echte Liebe“. Der soll zeigen, dass es in Dortmund eben doch um ein bisschen mehr geht als nur ums Geschäft. Das wird gerne als Augenwischerei abgetan, weil in Dortmund ja auch nicht Hotte Hotzenplotz mit der Sparbüchse um den Ascheplatz wackelt, sondern das Großkapital für den Betrieb im Fußballtempel sorgt.
Aber wenn es um die Verdienste seiner ehemaligen Angestellten geht, dann umweht den Klub doch ganz offensichtlich auch ein Hauch Romantik. Am Mittwoch hat der BVB mit Mats Hummels mal wieder einen seiner früheren Herzensspieler zurückgelotst.
Das ist nicht das erste Mal: Los ging es 1977 mit Siegfried Held, der aus Offenbach zurückkam. Es folgten Lieblinge wie Jürgen Wegmann, Jörg Heinrich oder Andreas Möller, der dann allerdings nach Schalke weiterzog – naja. Zuletzt durften die Meisterhelden Nuri Sahin, Shinji Kagawa und Mario Götze wiederkommen. Das lief mal besser, mal schlechter – den ganz großen Glanz brachte jedenfalls kaum einer von ihnen zurück.
Wenn es um solche Fragen der Loyalität geht, scheint es beim BVB also tatsächlich ein bisschen emotionaler zuzugehen. Nostalgie und Folklore wehen durch jede dieser Rückholaktionen: Der verlorene Sohn ist dann wieder in der Stadt; ja, bei seinem Abschied wurde er ausgepfiffen und zum Teufel oder sogar gleich nach Gelsenkirchen gewünscht, aber jetzt ist er ja doch wieder ein Schwarz-Gelber – da wird schnell vergessen und verziehen, das richtige Trikot ist dann am Ende doch wichtiger als derjenige, der darin steckt.
Bei Hummels nehmen die Dortmunder sogar in Kauf, dass sie offenbar nicht mal mit einem finanziellen Plus aus dem Transferzickzack herausgehen. Denn besser ist Hummels in der Zwischenzeit sicherlich nicht geworden. Aber so ist das eben mit der echten Liebe. Da muss man auch mal ein bisschen investieren. Ob sich das dann auch sportlich lohnt, ist eine andere Frage. Denn Liebe macht ja bekanntlich auch blind.
Leonard Brandbeck