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Mats Hummels kennt die Dortmunder bereits.
© AFP
Update

Bye bye Bayern München: Was Borussia Dortmund von Mats Hummels hat

Einmal Bayern und zurück. Der Wechsel von Mats Hummels zu Borussia Dortmund ist logisch - und Ausdruck einer Kampfansage des BVB. Eine Analyse.

Das letzte Mal, als man nicht unbedingt in der Nähe von Mats Hummels sein wollte, war Anfang März. Es war der Tag, als der stolze 30 Jahre alte Fußball-Weltmeister erfuhr, dass er von Bundestrainer Joachim Löw nicht mehr berücksichtigt wird. Wer Hummels kennt, weiß, wie ihm die Aussortierung aus der Nationalmannschaft zugesetzt hat. In einem wenig herzlichen Tweet verschaffte sich Hummels Luft. Inzwischen hat sich das Klima verändert, Hummels hat für den FC Bayern eine starke Rückrunde gespielt und überzeugte vor allem in wichtigen Spielen wie beim 5:0 gegen Borussia Dortmund, das für die Meisterschaft der Münchner vorentscheidend war. Jetzt ist Hummels wieder ein gefragter Mann – bei Borussia Dortmund.

Die Gerüchte hielten sich seit Tagen, jetzt wurden sie bestätigt: Mats Hummels wechselt ein zweites Mal vom FC Bayern München zum BVB. Dem Vernehmen nach soll der viel beachtete Transfer den Dortmundern 30 Millionen Euro kosten. Noch allerdings steht der Medizincheck sowie die Vertragsunterzeichnung aus, doch beide Vereine bestätigten am Mittwoch „eine grundsätzliche Einigung“. Vor drei Jahren war der wackere Verteidiger für 35 Millionen Euro zurück nach München gewechselt, wo er von 1995 bis Januar 2008 gespielt hatte. Danach war er achteinhalb Jahre bis 2016 für Dortmund aktiv und wurde zwischendrin Weltmeister in Brasilien.

Die Rückholaktion des einstigen Führungsspielers und Dortmunder Kapitäns darf erst einmal als eine weitere Kampfansage an den FC Bayern aufgefasst werden. „Wir wollen Meister werden!“, hatte Borussias Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke kürzlich in einem Interview erklärt: „Wir spüren eine Verpflichtung gegenüber Fußball-Deutschland, ab sofort das klare Ziel zu haben, um die Meisterschaft mitzuspielen. Wann, wenn nicht jetzt?“ Fast 100 Millionen Euro hat der BVB in die neue Mannschaft investiert.

Was wird aus Jerome Boateng?

Zuvor hatte die Borussia bereits die Nationalspieler Julian Brandt (Leverkusen/25 Millionen Euro) und Nico Schulz (Hoffenheim/25,5) sowie den Belgier Thorgan Hazard (Mönchengladbach/25,5) verpflichtet. Hinzu kam die Ablöse für den zunächst ausgeliehenen Paco Alcacer. Auf der anderen Seite steht vor allem der Erlös von 64 Millionen Euro aus dem Verkauf von Christian Pulisic zum FC Chelsea sowie die Einnahme von mehr als 6,5 Millionen Euro für den Verkauf von Alexander Isak zu Real Sociedad San Sebastian.

Den Bayern dürfte der Transfer kaum wehtun. Sie haben in den französischen Weltmeistern Lucas Hernandez (Atlético Madrid/80 Millionen Euro) und Benjamin Pavard (Stuttgart/35) bereits zwei junge Spieler gekauft, die wie Hummels in der Innenverteidigung spielen können. Zudem ist Nationalspieler Niklas Süle unter Trainer Niko Kovac gesetzt. Für Hummels wäre es nicht so einfach geworden, in die Startelf zu kommen. Doch eigentlich galt Jerome Boateng als erster Abgangs-Kandidat. Dem hatte Bayern-Präsident Uli Hoeneß sogar öffentlich einen Vereinswechsel nahegelegt.

Für Dortmund stellt die Rückholaktion von Hummels gleichfalls Chance wie Wagnis dar. Mit Hummels könnten ein paar Problemfelder im Kader von Trainer Lucien Favre behoben werden. Zum einen soll ein erfahrener Innenverteidiger für Stabilität sorgen. In der abgelaufenen Saison ist das lange Zeit offene Duell um die Meisterschaft mit dem FC Bayern, in dem Dortmund zwischenzeitlich neun Punkte Vorsprung hatte, vor allem in der eigenen Defensive verloren gegangen. Der BVB kassierte in dieser Spielzeit letztlich 44 Gegentore, zwölf mehr als die Münchner. Der ehemalige Nationalspieler könnte mit seiner defensiven wie offensiven Kopfballstärke bei den Standards Verbesserung bringen. Hinzu kommt die große internationale Erfahrung des Weltmeisters. Der BVB hofft, dass die jungen Dortmunder Abwehrspieler wie Manuel Akanji, Abdou Diallo, Achraf Hakimi und Dan-Axel Zagadou, vo Hummels profitieren und an dessen Seite reifen können.

Doch der Transfer ist nicht ohne Risiken. Das Geringste ist, ob der 30 Jahre alte, ausgemusterte Bayern-Verteidiger ins Konzept von Lucien Favre passt. Ein größeres Problem könnte das Tempo sein, mit dem Hummels zuletzt immer mal wieder Probleme hatte, was nicht nur im letztjährigen Pokalfinale gegen Eintracht Frankfurt zu beobachten war. Heute setzten immer mehr Klubs auf schnelle Offensivspieler, die ihre Gegenspieler mit Schnelligkeit überwinden können.

Darüber hinaus hat Borussia Dortmund durchaus gemischte Erfahrungen gemacht mit Comebacks von Spielern im gelb-schwarzen Trikot. Nuri Sahin (Real Madrid/Liverpool) oder Shinji Kagawa (Manchester United) kamen eben nicht als bessere Spieler zurück zum BVB, sie waren letztlich nicht mehr als Randfiguren. Auch im Fall von Mario Götze (FC Bayern) brauchte man in Dortmund sehr viel Geduld. Die starke Rückrunde des WM-Finaltorschützen lässt sie nun hoffen beim BVB. Am vorteilhaftesten lief noch die Rückholung von Marco Reus (2012 von Mönchengladbach), der inzwischen zum Anführer und Mannschaftskapitän aufgestiegen ist.

Mats Hummels ist ein aufgeschlossener und vielseitig interessierte Mensch, der klug formulieren kann, bisweilen aber auch als schwierig gilt, er kann auch rasch mal gnatzig werden. Doch in Dortmund haben sie schon früher gelernt, mit ihm umzugehen. Bereits bei seinem Wechsel vor drei Jahren zum FC Bayern hatte Geschäftsführer Watzke in seiner Abschiedsrede gesagt, dass Hummels bei der Borussia „immer extrem willkommen“ sei.

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