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Artistisch: Wolfsburgs Daniel Caligiuri (l) und Herthas Salomon Kalou kämpfen um den Ball.
© dpa
Update

Hertha dreht das Spiel in Wolfsburg: Anweisung ausgeführt

Durch einen Strafstoß von Salomon Kalou ist Hertha BSC in Wolfsburg doch noch zum Sieg gekommen und verteidigt damit Rang drei. Zuvor mussten die Berliner aber lange einem Rückstand hinterherlaufen.

John Anthony Brooks bekam von seinem Trainer Pal Dardai noch ein paar Instruktionen, dann begab er sich in die Hälfte des Gegners. Er lief zu Marvin Plattenhardt, sprach ein paar Worte mit ihm - anschließend zirkelte Plattenhardt den Ball ins Tor. Es schien fast, als hätte Dardai den Treffer explizit in Auftrag gegeben. So wünscht sich das ein Trainer natürlich auch: dass seine Anweisungen unmittelbar in die Praxis umgesetzt werden. Gegen den VfL Wolfsburg dauerte es allerdings bis tief in die zweite Hälfte, ehe die Maßnahmen griffen. Hertha BSC tat sich schwer gegen die biederen Wolfsburger, geriet zwei Mal in Rückstand und lag lange zurück. Am Ende aber gewann der Berliner Klub aus der Fußball-Bundesliga durch ein Elfmetertor von Salomon Kalou in der Nachspielzeit mit 3:2 (1:2). „Zweimal zurückzukommen, das ist schon gut“, sagte Herthas Kapitän Sebastian Langkamp.

Schon in den Anfangsminuten war für die 25 317 Zuschauer leicht zu erkennen, welche der beiden Mannschaften mit dem Selbstbewusstsein eines Tabellendritten auftrat und welche um die sportliche Existenz kämpft. „Das Vertrauen ist einfach nicht da, die Leichtigkeit“, sagte VfL-Trainer Valerien Ismael. Die Wolfsburger wirkten fahrig, so dass die Gäste zu ersten Gelegenheiten kamen. Julian Schieber, der den gesperrten Vedad Ibisevic ersetzte, profitierte nach einem langen Pass von der Unentschlossenheit der Wolfsburger Defensive, schaffte es aber nicht, den Ball an Diego Benaglio vorbeizuschieben. Nur eine Minute später musste Wolfsburgs Torhüter bei einem Distanzschuss von Valentin Stocker eingreifen.

Draxler wurde von den eigenen Fans mit wütenden Pfiffen bedacht

Die Wolfsburger wollten sich gar nicht erst auf ein offenes Spiel einlassen. Ismael hatte Nationalspieler Julian Draxler, der beim VfL zum Gesicht der enttäuschten Erwartungen geworden ist, auf der Bank gelassen. Bei seiner Einwechslung wurde er von den eigenen Fans mit wütenden Pfiffen bedacht. Der VfL verteidigte mit einer Fünferkette, zog sich weit zurück und überließ den Gästen freiwillig die Initiative. Der Spielaufbau der Gastgeber sah so aus, dass der Ball aus der letzten Reihe hoch und weit in Richtung der beiden Stürmer gedroschen wurde – wo er nur selten ankam.

Umso überraschender fiel die Führung für den VfL. Rune Jarstein konnte einen Kopfball von Daniel Caligiuri zwar noch parieren, doch der 19 Jahre alte Borjan Mayoral, erstmals in der Startelf, drückte den Ball mit dem Knie über die Linie. Es war der Auftakt zu sechs aufregenden Minuten mit drei Toren. Das nächste erzielte Marvin Plattenhardt auf der anderen Seite mit seinem direkt verwandelten Freistoß aus gut 20 Metern. Doch die Freude der Berliner währte gerade zwei Minuten. Nach einem langen Pass von Yannick Gerhardt nahm Paul Seguin den Ball formvollendet aus der Luft an und schob ihn überlegt an Jarstein zum 2:1 über die Linie. „Wir haben Geschenke ausgeteilt“, sagte Dardai. „Das ist eigentlich nicht unsere Art.“

Hertha spielte mit vier Mann in der vordersten Linie

Die Gäste taten sich in der Folge schwer gegen den tief stehenden VfL. Je näher sie dem gegnerischen Tor kamen, desto kleiner wurden die Lücken im Defensivverbund. „Wir haben uns anstecken lassen von der Nervosität der Wolfsburger“, sagte Langkamp. In der zweiten Halbzeit wurde es besser. Hertha spielte geduldiger, verlagerte das Geschehen weitgehend in die gegnerische Hälfte und spielte zum Teil mit vier Mann in der vordersten Linie. „Ich hatte das Gefühl: Wir sind so stark, dass wir das Spiel noch drehen können“, sagte Vladimir Darida, der nach einer Stunde gemeinsam mit Alexander Esswein eingewechselt worden war. Nur zehn Minuten später erzielte Esswein mit einem Flachschuss aus 18 Metern den Ausgleich.

Dardai hatte in der Pause gesagt: Wenn es ein 2:2 werde, sei alles gut, aber eigentlich zähle gegen diese verunsicherten Wolfsburger nur der Sieg. Warum der VfL in der Tabelle so weit unten steht, zeigte die Schlussphase. Erst sah Seguin für ein taktisches Foul Gelb-Rot, dann verschuldete Caligiuri gegen Plattenhardt den Elfmeter zu Herthas Siegtor. Während die Wolfsburger sich auf einen kalten Winter einstellen müssen, festigten die Berliner ihre Position weit oben in der Tabelle. Ob es darum gehe, auf einem Champions-League-Platz zu überwintern, wurde Sebastian Langkamp gefragt. „Das ist unser Ziel“, antwortete er.

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