Hertha BSC bestätigt neuen Trainer: Ante Covic wird Nachfolger von Pal Dardai
Der neue Cheftrainer von Hertha BSC steht nun auch offiziell fest: Der bisherige U-23-Coach Ante Covic folgt auf Pal Dardai.
Michael Preetz schmunzelte. Nein, es werde nicht mehr lange dauern, sagte der Manager von Hertha BSC am Samstag im Interview mit dem Fernsehsender Sky. Der Berliner Fußball-Bundesligist hatte gerade 4:3 beim FC Augsburg gewonnen und damit den zweiten Sieg hintereinander eingefahren. Aber das Aufeinandertreffen zweier Mannschaften, für die nicht mehr allzu viel auf dem Spiel stand, interessierte nur noch am Rande. Es ging schon um die Zukunft, um den neuen Trainer bei Hertha BSC, der Ende Juni seine Arbeit als Nachfolger von Pal Dardai aufnehmen wird.
Und es dauerte tatsächlich nicht mehr lange, bis Hertha den Namen bekannt gab, den eh schon alle Welt kannte: Ante Covic, 43 Jahre alt, derzeit noch für die U 23 der Berliner in der Regionalliga Nordost verantwortlich, wird Herthas neuer Cheftrainer. Die Vereinsgremien sind von der Entscheidung für den gebürtigen Berliner mit kroatischen Wurzeln, wie vom Tagesspiegel berichtet, schon in der vergangenen Woche in Kenntnis gesetzt werden. „Ante besitzt unbestrittene fachliche Kompetenz und verkörpert große Hertha-Leidenschaft“, ließ sich Preetz in einer Mitteilung des Vereins zitieren. „Wir sind uns sicher, dass er mit seinem Feuer und seiner Begeisterung auch die Mannschaft anstecken wird.“
Sein Co-Trainer wird Mirko Dickhaut, der 268 Bundesliga- und Zweitligaspiele für Eintracht Frankfurt und den VfL Bochum bestritten hat. Dickhaut und Covic spielten nicht nur zusammen in Bochum, sie besuchten auch 2013 gemeinsam den Trainerlehrgang. Torwarttrainer Zsolt Petry sowie die Athletiktrainer Henrik Kuchno und Hendrik Vieth werden das Trainerteam komplettieren.
Die Entscheidung für Covic war in den vergangenen Tagen schon medial vorbereitet worden – vermutlich auch, weil sich viele Fans von Hertha BSC eine andere Lösung und einen größeren Namen gewünscht hätten. Covic soll von Beginn an zu den möglichen Kandidaten für den Job gezählt haben. Aber es gab eben auch noch einige andere, namhaftere Trainer, die vermutlich erst einmal vor ihm standen. Es ist keineswegs so, dass Preetz von Anfang an klein gedacht hat. Der „Kicker“ hat berichtet, dass Herthas Manager schon Anfang des Jahres bei Erik ten Hag vorgefühlt hat, der gerade mit Ajax Amsterdam im Halbfinale der Champions League unglücklich gescheitert ist. Auch zu André Villas-Boas sollen die Berliner Kontakt aufgenommen haben.
Der Portugiese, zuletzt vor anderthalb Jahren in Schanghai tätig, galt einmal als Wunderkind des internationalen Trainermarktes. Mit gerade mal 33 Jahren gewann er 2011 mit dem FC Porto die Europa League, und obwohl er bei seinen weiteren Stationen (unter anderem Chelsea und Tottenham) nur noch leidlich erfolgreich war, bewegen sich seine Gehaltsvorstellungen weiterhin in Dimensionen, die mit den Möglichkeiten von Hertha BSC nicht kompatibel sind. Sicher ist auch, dass die Berliner David Wagner ein Angebot unterbreitet haben, das aber vom FC Schalke 04 ausgestochen wurde.
Covic bringt zumindest das mit, was Preetz als Anforderungsprofil für den neuen Trainer skizziert hatte: Er müsse zu Herthas DNA passen – also Spaß daran haben, mit jungen Spielern zu arbeiten und sie weiterzuentwickeln. „Ante Covic versteht diese DNA mehr als jeder andere Kandidat“, sagt Preetz. „Er kennt gerade unsere jungen Spieler, hat sie geformt, gefördert, aufgebaut und vorbereitet auf das Profi-Geschäft. Nun wird er diese Jungs in der Bundesliga etablieren und zu gestandenen Profis formen.“
Covic wird mit dem Makel ankämpfen müssen, nur die kleine Lösung zu sein
Für ihn gehe „ein Kindheitstraum in Erfüllung“, ließ Covic mitteilen. „Hertha BSC ist für mich nie ein gewöhnlicher Arbeitgeber gewesen. Hertha BSC ist meine große Leidenschaft.“ Die wolle er auch der Mannschaft vermitteln. „Ich bin ein Teamplayer, der sehr nahbar ist, und ich lege Wert auf harte Arbeit. Nur so kannst du Begeisterung schüren und dich kontinuierlich weiter entwickeln.“
Es wartet viel Arbeit auf ihn: Abwehrstabilisierung, taktische Varianz mindestens aufrechterhalten, neue Mittelfeldspieler integrieren, in ein respektgetragenes Miteinander mit dem Team kommen. Der Manager muss nun auch Neu-Zugänge organisieren [...] Viel Glück!
schreibt NutzerIn 2DTV
Obwohl Covic wegen seiner Hertha-Vergangenheit bei den Fans einen guten Ruf besitzt, wird er erst einmal gegen den Makel ankämpfen müssen, nur die kleine Lösung zu sein. Und obwohl er bei Herthas U 23 nachweislich gute Arbeit abgeliefert hat, halten ihn viele erst einmal für zu leicht für die Bundesliga. Das mag zum einen mit seiner eigenen Spielerbiografie zusammenhängen, zum anderen mit seiner Art. Der Fußballer Covic galt immer als Hallodri, der aus seinem Talent eindeutig zu wenig gemacht hat. In 16 Jahren als Berufsfußballer hat er nur 62 Spiele in der Ersten und 72 in der Zweiten Liga bestritten.
Covic ist ein offener und freundlicher Typ. Durch seine Tätigkeit als sogenannter Karrierecoach bei Hertha und die Zusammenarbeit mit dem Trainerteam von Pal Dardai ist er auch für die Profimannschaft schon jetzt kein Unbekannter mehr – zumal etliche Spieler unter ihm bereits in der U 23 gespielt haben. „Der Austausch und die Zusammenarbeit mit ihm waren sehr gut“, sagt Rainer Widmayer, der Assistent von Pal Dardai, der Hertha nach der Saison verlassen wird. Covics Bewertungen der Talente an der Schnittstelle zwischen Nachwuchs- und Profiabteilung seien klar und verlässlich gewesen, sagt Widmayer. Zudem kamen von ihm die Empfehlungen, welche Toptalente zum Training der ersten Mannschaft hochgezogen werden sollten.
Covic hat sich schon als U-23-Trainer ganz selbstverständlich in der Kabine der Bundesligamannschaft bewegt, er wirkt allerdings bisher eher wie ein Kumpel – und noch nicht wie eine unantastbare Autoritätsperson. Das Gefühl, dass nach viereinhalb Jahren Dardai mit einem anderen Trainer etwas komplett Neues beginnt, wird sich bei den Spielern vielleicht erst einmal nicht einstellen.
Aber all diese (oder ähnliche) Befürchtungen wurden auch vorgebracht, als Pal Dardai im Februar 2015 von der U 15 auf den Cheftrainerposten befördert wurde. Auch bei Dardai bestanden Zweifel, ob er die nötige Distanz zu den Spielern habe, mit denen er zum Teil selbst noch auf dem Platz gestanden hatte; auch ihm fehlten die Erfahrungen mit einer Profimannschaft, sieht man einmal vom ungarischen Nationalteam ab. Als Michael Preetz damals einen Nachfolger für Jos Luhukay suchte, dachten daher viele eher an Covic. Angeblich auch Covic selbst.
Im Frühjahr 2012 hatte er schon einmal ein bisschen am großen Fußball schnuppern dürfen. Nachdem Michael Skibbe hatte gehen müssen, durften Covic und sein früherer Mitspieler René Tretschok die Mannschaft für ein Spiel gegen den Meister Borussia Dortmund betreuen. Anschließend übernahm Otto Rehhagel das Team, Covic und Tretschok assistierten ihm, hatten unter dem dominanten Routinier aber wenig zu sagen. Anderthalb Jahre später – nach bestandenem Trainerlehrgang – wurde Covic Coach von Herthas U 23, die er nun noch exakt einmal, am kommenden Samstag im Auswärtsspiel bei Optik Rathenow, betreuen wird.