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Fahnenflucht. Die protestierenden Zuschauer beim Regionalliga-Spiel in Mainz.
© dpa

Chinas U 20 in der Regionalliga: Anleitung zum Boykott

Beim ersten Spiel der chinesischen U 20 in der Regionalliga entrollen Zuschauer ein Tibet-Transparent und lösen einen Eklat aus. Der DFB muss sich etwas einfallen lassen - ein Kommentar.

Mit dieser Aktion konnten sie nun wirklich nicht rechnen beim Deutschen Fußball-Bund (DFB). Dass es Proteste gegen den Plan geben würde, Chinas U-20-Auswahl als zusätzliches Team in der vierten deutschen Liga mitspielen zu lassen, war zwar klar – allein schon die PR-Formulierung ließ jeden Fan zweifeln: von einer „Testspielserie gegen Vereine aus der Regionalliga Südwest“ ist da die Rede. Stimmt so natürlich nicht ganz, denn normalerweise vereinbaren Amateurteams Testspiele auf dem kurzen Dienstweg, sprich: sie machen einen Termin aus und kicken ’ne Runde. Im Fall China half der DFB jedoch fleißig nach bei der Entscheidungs- und Terminfindung; 15 000 Euro gibt es pro Verein für das Duell mit den jungen Chinesen, eine nette Summe für die meisten Viertligisten. Das sollte doch bitte zur Entspannung beitragen, so jedenfalls die Theorie.

Eine hübsche Anleitung für alle, die boykottieren wollen

Doch dann kam der Samstag, Chinas U 20 trat beim TSV Schott Mainz an – und schon gab es einen Eklat: Nach 23 Minuten rollte eine Zuschauer-Gruppe ein Tibet-Transparent aus, um auf die Probleme in der autonomen Provinz Chinas aufmerksam zu machen. Das chinesische Team verließ daraufhin den Platz, erst nach 25-minütiger Unterbrechung ging es weiter. Der DFB reagierte prompt – und doch recht schwammig in seinen Aussagen. Die Chinesen sollten nicht überreagieren, sagte Vizepräsident Ronny Zimmermann, in Deutschland würden immer noch „bestimmte Gesetze“ gelten, darunter das Recht auf Meinungsfreiheit. Trotzdem verurteile der Verband das Vorgehen, „den Fußball für bewusste Provokationen gegen unsere Gäste zu missbrauchen“.

Es ist keine gewagte Prognose, dass der Fall ein Nachspiel haben wird. Der DFB muss sich etwas einfallen lassen für den Umgang mit der Kontroverse, andernfalls könnte das Beispiel vom Samstag eine hübsche Anleitung für alle Fans sein, die das chinesische Team boykottieren möchten; ab zum Spiel, Tibet-Fahne ausrollen, dann verschwinden sie schon von selbst in der Kabine. An sich eine recht kreative Idee, wenn sie nicht die Absicht der Aktivisten torpedieren würde, die ein wirklich wichtiges Anliegen verfolgen.

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