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Zuletzt jubelte bei Union-Spiel oft der Gegner.
© AFP

Der 1. FC Union beim 1:4 in Mönchengladbach: Ängstlich, harmlos, erfolglos – aber noch nicht hoffnungslos

Die Köpenicker treten auch beim 1:4 in Mönchengladbach lange wie ein Abstiegskandidat auf. Den Klassenerhalt hat Union aber weiter selbst in der Hand.

Beim 1. FC Union hat sich in diesem Frühjahr einiges verändert. Die Mannschaft tritt inzwischen nicht mehr kompakt, bissig und energisch auf, sondern so, wie das alle vor der Saison befürchtet hatten: Ängstlich, harmlos – und erfolglos. Exemplarisch zu begutachten war das am Pfingstsonntag beim 1:4 (0:2) in Mönchengladbach. Insbesondere in der ersten Halbzeit war der Auftritt fast schon erschreckend bieder. In der Abwehr waren die Köpenicker beim 1:0 von Florian Neuhaus in Person von Marvin Friedrich nicht energisch genug und beim 2:0 von Marcus Thuram stand Neven Subotic viel zu weit weg von seinem Gegenspieler.

„Wenn wir so viele Fehler produzieren, dann wird es zum Schluss eben auch schwer, ein Spiel zu gewinnen“, sagte Urs Fischer. Der Trainer von Union wirkte zuletzt deutlich unruhiger als noch vor der Spielpause wegen der Coronavirus-Pandemie. So wie seine Mannschaft hat auch der Schweizer die innere Balance ein wenig verloren. Immerhin steigerten sich seine Spieler in Gladbach nach der Pause, waren nach dem 1:2 durch Sebastian Anderssons Kopfballtreffer sogar wieder in Schlagdistanz.

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Doch dann folgten zwei weitere defensive Aussetzer, die für Union lange Zeit in dieser ersten Bundesliga-Saison untypisch waren. Zunächst verlor Grischa Prömel den Ball im Aufbau, reklamierte ein Foul und musste dann mitansehen, wie die Gladbacher erneut durch Thuram zum 3:1 kamen. Und als Fischer in der Schlussphase in Yunus Malli und Anthony Ujah noch einmal zwei frische Offensivkräfte brachte, ging die Ordnung in der Rückwärtsbewegung vollends verloren. Alassane Plea bedankte sich für derart viel Freiraum vor dem gegnerischen Tor mit dem 4:1.

Nach der Niederlage steht Union nun nur noch auf Platz 14 der Tabelle und damit so schlecht wie seit dem 10. Spieltag nicht mehr. Der Vorsprung auf den Relegationsrang ist nach zuletzt sechs Spielen in Folge ohne Sieg auf vier Punkte geschrumpft. Und sollte Werder Bremen am Mittwoch im Nachholspiel gegen Eintracht Frankfurt gewinnen, wären es sogar nur noch drei Zähler. „Wir sind nicht davon ausgegangen, dass wir oben mitspielen“, sagte Kapitän Christopher Trimmel nach dem Spiel in Gladbach und ergänzte kämpferisch: „Wir lassen uns nicht aus dem Konzept bringen.“

Genau daran bestehen es im Moment allerdings berechtigte Zweifel. Denn zu leicht gerät die Spielidee auf dem Platz bei Union derzeit aus den Fugen. Allein seit dem Neustart gab es für die Berliner elf Gegentore, vorher war die Stabilität in der Abwehr oft ein Grund dafür, dass sich Union in einem Spiel Hoffnungen auf Punkte machen durfte. Inzwischen läuft das Team aber oft einem Rückstand hinterher, letztmals in Führung lag Union am 24. Spieltag beim 2:2 gegen Wolfsburg. Schon in diesem Spiel Mitte Februar wurden Konzentrationsmängel offenbar, die sich seither wie ein roter Faden durch die Saison ziehen.

Am kommenden Sonntag kommt Schalke in die Alte Försterei

„Es gilt, die Aktionen anzusprechen“, kündigte Fischer an. Und dürfte dabei auch die Probleme nach Standards meinen. Ruhende Bälle waren lange eine Stärke von Union, jetzt gilt es das nur noch bedingt. Denn auch wenn in Mönchengladbach der Treffer aus einem eigenen Freistoß resultierte, so gab es zuletzt auch immer wieder Gegentore nach Ecken. Die Konzentration wieder zu schärfen, dürfte eine der vordringlichsten Aufgaben von Urs Fischer in den kommenden Tagen werden.

Das Gute an der Situation ist: Union hat es immer noch selbst in der Hand und trifft am kommenden Spieltag auf den FC Schalke 04 – die einzige Mannschaft, die nach dem Bundesliga-Neustart noch schlechter ist als die Berliner. „Wir müssen zu Hause punkten. Gegen Mainz hatten wir etwas Pech, weil wir nur zu zehnt gespielt haben. Gegen Schalke hoffe ich auf drei Punkte“, sagte Sebastian Andersson am Sonntag. Die würden dem Team nicht nur tabellarisch helfen, sondern auch mental. Damit sich im Sommer nicht auch noch die Ligazugehörigkeit ändert bei Union.

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