1:1 gegen Mainz: Union erkämpft sich in Unterzahl einen Punkt
Union steckt nicht auf und wird noch vor der Pause belohnt. Am Ende erhält die Mannschaft erneut Unterstützung von ihren Fans.
Ungefähr an der selben Stelle, wo er vor genau einem Jahr mit Bier übergossen wurde, stand Urs Fischer an der Seitenlinie und brüllte in Richtung Mainzer Bank. Robert Andrich hatte gerade mitten in der ersten Hälfte die Rote Karte gesehen, und bei dem sonst so ruhigen Cheftrainer des 1. FC Union kochten die Emotionen hoch. Und zwar nicht, weil es beim Aufstiegsjubiläum viel zu feiern gab.
Vor genau einem Jahr war Fischer mit Union in die Bundesliga aufgestiegen. Damals genügte ein hart erkämpftes Unentschieden an der Alten Försterei, und am Mittwochabend gab es wieder so eins. Aber diesmal ohne Bierdusche für den Trainer, und erst recht ohne euphorischen Platzsturm nach dem Abpfiff. Denn es geht nun nicht um den Auf-, sondern um den Abstieg, und nach dem 1:1 (1:1) gegen Mainz ist der Kampf noch lange nicht vorbei.
„Es war eine sehr gute Mannschaftsleistung und der Punkt kann in der Endabrechnung sehr wichtig sein. Wir lassen uns nicht alles schlecht reden, wir wissen auch woher wir kommen. Wir stehen mit 31 Punkten deutlich besser da, als viele vor der Saison erwartet hatten“, sagte Unions Christian Gentner.
Nach zwei Niederlagen gegen Bayern und Hertha hatte Union eigentlich einen Sieg gebraucht, um sich vom Abstiegskampf wieder zu befreien: vor allem, weil Fortuna Düsseldorf parallel gegen Schalke gewann, und damit den Rückstand auf Mainz und Union verkleinert hat. Aber wie der Programmverkäufer am Bahnhof Köpenick vor dem Spiel sagte: ein Punkt ist auch ok. Nun ist Union vier Punkte und drei Plätze von den unteren Drei entfent: noch nicht sicher, aber immer noch nicht mittendrin.
Im Vergleich zur Derby-Niederlage nahm Fischer gleich vier Änderungen vor. Keven Schlotterbeck Julian Ryerson sollten starten, bei Neven Subotic und Christian Gentner setzte der Trainer auf Erfahrung. Sowohl Gentner als auch Subotic kennen sich gut mit dem Abstieg aus. Gentner ist vor genau einem Jahr mit Stuttgart in der Alten Försterei untergegangen, Subotic schon 2007, und zwar mit Mainz.
Auch Kampfgeist kann man übertreiben
Heutzutage ist Mainz aber ein etablierter Bundesligist, und entsprechend ruhiger wirkten die Gäste in der ersten Viertelstunde. Schon als Union nach zwölf Minuten einen Freistoß in gefährlicher Position verursachte, reagierte Fischer sichtlich genervt und schrie seinen Spielern ungewöhnlich laut an. Ein paar Minuten später war es noch schlimmer. Nach einem Ballverlust im eigenen Drittel blieb Marvin Friedrich liegen, und Mainz nutzte den Raum am linken Flügel geschickt aus. Die Flanke von Leandro Barreiro erreichte an der Gegenseite Ridle Baku, der den Ball elegant ins lange Eck schlenzte.
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An Kampfgeist mangelte es der Mannschaft von Fischer aber nicht. Trotz einer wackligen Phase direkt nach dem Tor kamen die Gastgeber mehr ins Spiel, und wurden in der 33. Minute belohnt, als Marcus Ingvartsen einen direkten Freistoß aus guter Position ins linke Eck krullte.
Auch Kampfgeist kann man aber übertreiben, und genau das machte Robert Andrich in einer hart umkämpften ersten Hälfte. Schon in der wackeligen Phase sah der Mittelfeldspieler für einen Foul an Barreiro die Gelbe Karte, nach dem Ausgleich folgte die zweite. Fischer brüllte beim Halbzeitpfiff sichtlich genervt in Richtung der Mainzer, die seines Erachtens zu lautstark den Platzverweis gefordert hatten. Nach der Pause zeigte sich Union trotz Unterzahl mutig – und wurde sogar angefeuert. Wie schon im Spiel gegen Bayern zehn Tagen zuvor erschallten erneut „Eisern“-Rufe aus dem Wald.
Vielleicht hat es ja auch geholfen. Denn Union überlebte auch in Unterzahl. Grund zu feiern mag es noch nicht geben. Aber es hätte schlimmer kommen können an diesem Jubiläum.