Rumäniens Trainer: Anghel Iordanescu fordert Disziplin und Ordnung
Rumänien ist im EM-Auftaktspiel gegen Frankreich am Freitagabend nur Außenseiter. Dem Team fehlen große Individualisten, der Star ist der Trainer.
Würde im Leben alles nach Plan laufen, säße Anghel Iordanescu jetzt weiter für die Sozialisten im rumänischen Senat. Vielleicht würde er bei Bedarf hin und wieder ein paar Kommentare zur Nationalmannschaft abgeben und sich ansonsten die Spiele seines Landes im Fernsehen anschauen. Schließlich hatte er, der erfolgreichste Fußballspieler und Trainer Rumäniens nach Gheorge Hagi, sich 2007 vom Sport zurückgezogen und war in die Politik gegangen. In dem Glauben, sein Land brauche ihn auf diesem Spielfeld mehr.
Trugschluss. Politisch ging es weiter drunter und drüber, Rumäniens Fußball darbte ebenfalls. Die Weltmeisterschaften 2010 und 2014 wurden verpasst, genau wie die EM 2012. Höchste Zeit aus Verbandssicht, Iordanescu zurück zu holen. Erst als Technischen Direktor, dann als Trainer. Unter seiner Führung hatte Rumänien in den Neunzigern seine erfolgreichste Zeit erlebt. Bei der WM 1994 ging es ins Viertelfinale, bis heute das beste Ergebnis. Stars wie Gheorge Hagi, Florin Raducioiu, Ilie Dumitrescu und Dan Petrescu zelebrierten aufregenden Offensivfußball.
Iordanescu wurde zu „Rumäniens Trainer des Jahrhunderts“ ernannt
Bei der EM 1996 und der WM zwei Jahre später war die Mannschaft ebenfalls vertreten. Für seine erfolgreiche Arbeit wurde Iordanescu zu „Rumäniens Trainer des Jahrhunderts“ ernannt, seit 1993 steht er im Rang eines Armeegenerals. Während seiner Zeit bei Steaua Bukarest war er automatisch Mitglied des Verteidigungsministeriums. Das passte, der Trainer, 66 Jahre alt, ist ein Freund von Disziplin und Ordnung. Starke Männer zeichnet eine starke Hand aus, so sein Credo.
Alternativ- und zeitlos ist sein Führungsstil, findet Iordanescu. Seine Kritiker finden das nicht. Sie werfen ihm veraltete Methoden, einen rüden Umgangston und mangelnde Kritikfähigkeit vor. „Bewertet mich nach der EM“, rief Iordanescu ihnen zu.
Dass ihm mit seiner Mannschaft erneut eine Überraschung gelingt, glauben nur wenige. Rumänien hat keine herausragenden Individualisten mehr wie noch vor zwanzig Jahren. Der Hauptgrund für die problemlose Qualifikation ohne Niederlage war die kollektive Bereitschaft zum Verteidigen. Während der Vorbereitung war von der Defensivstärke allerdings nicht mehr viel zu sehen, zuletzt gab es eine 3:4-Niederlage gegen die Ukraine. „Wir werden ein unangenehmer Gegner für Frankreich sein“, sagt Iordanescu. Auch wenn diese Aussage gewagt erscheint, bisher hatte der General meistens Recht.
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