Weltranglistenerste im Tennis: Angelique Kerber - Triumph der härtesten Arbeiterin
Aus der goldenen deutschen Tennis-Generation um Andrea Petkovic, Sabine Lisicki und Julia Görges hat es nun Angelique Kerber ganz nach oben geschafft. Weil sie immer bereit für mehr ist. Ein Kommentar.
Vor einem Jahr lieferte sich Angelique Kerber bei den US Open ein begeisterndes Drittrundenmatch mit Viktoria Asarenka. Doch es war wie so oft in ihrer Karriere: Die Deutsche belohnte sich nicht für ihre große Leistung - und verlor. Anschließend erhielt sie zwar viel Lob, aber die Kritiker sahen sich in ihrer Meinung bestätigt: Kerber fehle einfach das Sieger-Gen, das herausragende von guten Spielern unterscheidet.
Wie sich die Zeiten ändern. Ein Jahr später hat Angelique Kerber das Endspiel in New York erreicht, und sie wird es am Samstag als neue Nummer eins bestreiten. Es ist Kerbers drittes Grand-Slam-Finale in diesem Jahr, dazu kommt noch Olympia-Silber. Keine Spielerin kann 2016 Vergleichbares vorweisen, auf den neuen Status als Weltranglisten-Erste darf die 28-Jährige zurecht stolz sein.
Aus der goldenen Generation der deutschen Frauen um Andrea Petkovic, Julia Görges, Sabine Lisicki und eben Kerber hat sich die härteste Arbeiterin durchgesetzt. Großes Potenzial deuteten alle vier Spielerinnen in ihren Karrieren immer wieder an, behauptet hat sich letztlich die Athletin, die Rückschläge wegstecken konnte und schließlich auch mental bereit war für mehr Einsatz und Willen. Nun ist sie die erste Nummer eins aus Deutschland seit Steffi Graf. Jenes Tennisidol, das Kerber in der Vergangenheit immer wieder unterstützte und mentalen Halt gab.
Natürlich ist dieser erste Platz ein Grund zum Feiern, aber Kerber selbst wird so ehrgeizig sein und am Samstag im Finale gegen die Tschechin Karolina Pliskova auch den US-Open-Titel wollen. Schon damit hinterher niemand sagen kann, sie wäre nun ganz oben, weil Serena Williams gerade schwächelt. Ganz unabhängig davon sieht die Zukunft für Angelique Kerber glänzend aus: Williams' Laufbahn neigt sich dem Ende entgegen, eine ähnlich konstante Spielerin wie Kerber gibt es auf der Frauen-Tennistour derzeit nicht. Weitere große Taten und Titel scheinen so absolut möglich. Wer das vor einem Jahr behauptet hätte, wäre wohl belächelt worden. Wie sich die Zeiten ändern.