Tennis-Turnier in Stuttgart: Angelique Kerber gewinnt Finale gegen Laura Siegemund
Titelverteidigung geglückt: Im rein deutschen Finale von Stuttgart gelingt Angelique Kerber erneut der Turniersieg.
Nach der erfolgreichen Titelverteidigung beim Tennisturnier in Stuttgart fuhr Angelique Kerber den Sportwagen der Siegerin schon in routinierter Manier auf den Centre Court. Die Australian-Open-Siegerin setzte sich am Sonntag im ersten deutschen Finale der Turnier-Geschichte gegen die Qualifikantin Laura Siegemund deutlich mit 6:4, 6:0 durch und feierte damit ihren zweiten Triumph in diesem Jahr. Vor 4600 Zuschauern in der ausverkauften Arena verwandelte Kerber nach 1:21 Stunden ihren ersten Matchball.
Für Siegemund war es dennoch der größte Erfolg ihrer Karriere. Noch nie zuvor stand die 28 Jahre alte Lokalmatadorin bei einem WTA-Turnier im Endspiel. Kerber erhielt 104 477 Euro und das 95 000 Euro teure Auto für ihren Erfolg. „Das Jahr hat für mich ja schon relativ gut angefangen“, sagte sie mit Blick auf ihren Melbourne-Triumph im Januar. „Aber bei diesem für mich so speziellen Turnier meinen Titel zu verteidigen, das ist schon etwas ganz Besonderes.“ Siegemund erkannte die Dominanz der deutschen Nummer eins an. „Ich hatte heute nicht genügend entgegenzusetzen“, gestand sie. „Es war dennoch eine Wahnsinnswoche für mich.“
Im Halbfinale am Samstag hatte sich Kerber gegen Petra Kvitova aus Tschechien mit 6:4, 4:6, 6:2 durchgesetzt. Siegemund hatte die an Nummer eins gesetzte Polin Agnieszka Radwanska überraschend mit 6:4, 6:2 ausgeschaltet. „Das Drehbuch hätte man nicht besser schreiben können“, sagte die Sportliche Leiterin des Turniers, die frühere Weltklassespielerin Anke Huber.
Siegemund stand erstmals in einem WTA-Turnier im Endspiel
Siegemund, die im vorherigen Turnierverlauf inklusive Qualifikation noch keinen Satz abgegeben hatte, startete auch gegen Kerber furios. Unerschrocken, aggressiv und variabel brachte die Außenseiterin die große Favoritin in arge Bedrängnis. Immer wieder lockte Siegemund die Titelverteidigerin mit Stopps ans Netz, um dann den Punkt per Lob oder Passierball zu machen. Zweimal lag Siegemund im ersten Satz mit einem Break vorne, beide Male konnte Kerber aber kontern. Um erstmals in ihrer Karriere einen Titel zu verteidigen, mobilisierte sie alle Kräfte. Siegemund ging dagegen nach und nach die Puste aus. Die leichten Fehler häuften sich, am Ende des ersten Satzes waren es bereits 14 unerzwungene Fehler. Nach 40 Minuten verwandelte Kerber den zweiten Satzball.
Damit war der Widerstand von Siegemund gebrochen. Kerber gelang im zweiten Abschnitt ein schnelles Break, beim Stand von 2:0 für die Titelverteidigerin verließ Siegemund den Platz, um sich behandeln zu lassen. Doch es half nichts: Kerber war nicht mehr zu stoppen.
Laura Siegemund empfand die Woche in Stuttgart dennoch als „gigantisch“. Vor vier Jahren hatte sie ihre Karriere schon beenden wollen. In der am Montag erscheinenden Weltrangliste nun wird die Psychologie-Studentin auf Platz 42 geführt werden. „Doch es ist noch nicht das Ende der langen Reise“, sagte Siegemund unter dem Applaus der Zuschauer. (dpa)