zum Hauptinhalt
Alle Augen auf den Ball: Sami Khedira (Nr. 28) und Lucas Tousart von Hertha BSC sowie Ridle Baku (li.) und Yannick Gerhardt.
© imago images/regios24
Update

Khedira, Cunha und Radonjic müssen pausieren: Alte Schwächen und neue Probleme bei Hertha BSC

Große Personalsorgen nach dem Spiel in Wolfsburg. Und die Offensivschwäche besteht beim Fußball-Bundesligisten Hertha BSC weiterhin.

Pal Dardai und Lukas Klünter hatten nach dem Spiel beim VfL Wolfsburg einen kurzen Dialog. Klünter habe sich für sein Eigentor entschuldigen wollen, erzählte der Trainer Hertha BSC am Sonntag. Aber er habe nur gesagt: „Klünti, hör auf damit. Du hast ein gutes Spiel gemacht.“

So etwas passiere im Fußball. Ihm selbst sei es ausgerechnet bei einem Länderspiel mit Ungarn in seiner Heimatstadt Pecs passiert. „Alle Leuten waren da und haben meinen Namen gerufen. Und dann mache ich gleich ein wunderschönes Eigentor“, erinnerte sich Dardai an die 0:2-Niederlage im Jahr 2002 gegen Kroatien.

Bezogen auf Klünters Missgeschick beim 0:2 in Wolfsburg sagte Dardai noch: „Ich brauche ihn, wir brauchen ihn.“ Und zwar nicht verunsichert wegen eines Eigentores, sondern wie zuletzt in stabiler Verfassung. Die Abwehr war in den vergangenen Spielen nicht mehr das Problem von Hertha BSC.

Dafür gibt es andere Sorgen. Nun auch personeller Art. Und die haben es in sich. Sami Khedira (Wade), Matheus Cunha (Oberschenkel) und Nemanja Radonjic (Adduktoren) waren in Wolfsburg vorzeitig ausgewechselt worden waren.

Wie der Verein am Sonntag mitteilte, haben sie sich alle eine Muskelverletzung zugezogen und werden im kommenden Spiel gegen den FC Augsburg definitiv fehlen. Bei Khedira, der vor seinem Wechsel von Juventus Turin nach Berlin Anfang Februar sehr lange ohne Spielpraxis gewesen war, sei das Risiko einkalkuliert gewesen, sagt Dardai. Und Cunha plagte sich schon längere Zeit mit Leistenproblemen herum, „da kommt es schnell zu einer Fehlbelastung“, sagte Dardai.

Die schlechten Nachrichten in dieser Hinsicht gesellen sich zum schon länger bestehenden Problem, das auch in Wolfsburg erneut auftrat: die Chancenverwertung. Gemessen an den Gelegenheiten beider Teams wäre auf jeden Fall ein Unentschieden in Ordnung gewesen, auf der Anzeigetafel leuchtete am Spielende aber für Wolfsburg eine zwei und für Hertha mal wieder eine Null. „Es ist wie verhext“, sagt Dardai über die seit Wochen andauernde Harmlosigkeit vor dem gegnerischen Tor. Diese sorgte regelmäßig dafür, dass die guten Auftritte gegen die stärksten Teams der Fußball-Bundesliga ohne Ertrag für die Tabelle endeten.

[Wenn Sie aktuelle Nachrichten aus Berlin, Deutschland und der Welt live auf Ihr Handy haben wollen, empfehlen wir Ihnen unsere App, die Sie hier für Apple- und Android-Geräte herunterladen können]

Und die Lage wird immer bedrohlicher. Hertha BSC steht zwar noch auf dem 15. Tabellenplatz, aber Arminia Bielefeld ist mit einem Spiel weniger punktgleich und am Freitag hat Mainz 05 die nächste Möglichkeit, vorbeizuziehen. Der FSV spielt dann beim Tabellenletzten FC Schalke 04.

Dardai will nicht schimpfen

Jetzt „mit den Spielern zu schimpfen“, weil sie nicht treffen, bringe aber gar nichts, findet Dardai. Er wolle weiter ruhig mit ihnen arbeiten. Das komme dann schon wieder mit den Toren, glaubt Dardai. Und schiebt nach: „Es kann nicht sein, dass es nicht kommt. Das wäre unnormal.“ Allerdings ist auch die große Zahl an besten Gelegenheiten, die Hertha liegenlässt, mindestens ungewöhnlich.

[Mehr guten Sport aus lokaler Sicht finden Sie – wie auch Politik und Kultur – in unseren Leute-Newslettern aus den zwölf Berliner Bezirken. Hier kostenlos zu bestellen: leute.tagesspiegel.de]

Niederlagen gegen Teams wie Wolfsburg, den FC Bayern oder RB Leipzig wären an sich verschmerzbar. Zwar nichts geholt, aber gut gespielt, weitermachen! Hertha bringen sie jedoch in große Nöte. Denn nun ist der Druck vor dem Heimspiel gegen Augsburg riesengroß. Dardais Team braucht dringend einen Sieg.

Zum einen, weil es danach auswärts gegen Borussia Dortmund und den 1. FC Union sowie zu Hause gegen Bayer Leverkusen und Borussia Mönchengladbach geht. Zum anderen, weil der Befreiungsschlag – mit dem vielleicht „alles etwas lockerer“ gehen würde, wie Kapitän Niklas Stark sagt – endlich kommen muss. Wann, wenn nicht gegen Augsburg?

Bis jetzt war Dardai darum bemüht, Druck vom Team zu nehmen. Das geht nun nicht mehr. Ein „Muss-Spiel“ nennt er die kommende Aufgabe. Abzuwarten bleibt, wie die Mannschaft damit zurechtkommt. Die mit Abstand schwächste Vorstellung unter Dardai zeigte sie vor allem in der ersten Halbzeit beim Aufsteiger VfB Stuttgart.

Zur Startseite