Freistellung von Bruchhagen und Todt: Alles richtig gemacht, Hamburger SV!
Hat der HSV hat mit der Entlassung von Todt und Bruchhagen wieder sämtliche Klischees bestätigt? Im Gegenteil: Die Entscheidung ist eine mit Weitsicht, glaubt unser Autor.
Ach, der HSV mal wieder! Bleibt ein hoffnungsloser Fall und damit ein verlässlicher Quell für alle Satiriker in diesem Land. Wenn gar nichts mehr geht, also einmal im Herbst und einmal im Frühjahr, wird einfach einer der Entscheidungsträger entlassen. Nach Trainer Markus Gisdol waren jetzt der Vorstandschef Heribert Bruchhagen und Sportdirektor Jens Todt an der Reihe. Kontinuität? Geh mir weg mit Kontinuität! Mit der Entlassung von Todt und Bruchhagen hat der Hamburger SV mal wieder sämtliche Klischees bestätigt, die über ihn im Umlauf sind. Alles Dilettanten!
Stimmt in diesem Fall nur leider nicht.
Auch wenn es irgendwie komisch klingt: Dass der Aufsichtsrat zwei Monate vor dem Saisonende, mitten im Abstiegskampf, die komplette sportliche Führung geschasst hat, war nicht nur eine richtige Entscheidung. Es war auch eine – man wagt es im Zusammenhang mit dem HSV kaum zu schreiben – Entscheidung mit Weitsicht.
Existenziell wird es für den HSV ab dem Sommer
Die Frage lautet schließlich schon lange nicht mehr, ob der HSV am Ende dieser Saison erstmals aus der Bundesliga absteigen wird. Die Frage lautet nur noch, ob der HSV als Tabellenletzter oder als abgeschlagener Tabellenletzter absteigen wird. Existenziell wird es für den Klub daher nicht in den kommenden beiden Monaten; existenziell wird es ab dem Sommer, wenn dem HSV fürs Überleben der direkte Wiederaufstieg gelingen muss. Dass der Klub dieses Projekt Bruchhagen und Todt eher nicht anvertrauen würde, ist schon länger klar. Spätestens seit der Wahl von Bernd Hoffmann in den Aufsichtsrat.
Todt und Bruchhagen haben nicht nur wenige Argumente für eine Weiterbeschäftigung geliefert; sie haben mit der Anstellung des hilflosen Bernd Hollerbach als Trainer auch den letzten Beleg erbracht, der Situation nicht gewachsen zu sein. Dass sie den Neuaufbau in der Zweiten Liga nicht verantworten dürfen, ist daher nur logisch. Und wenn man einmal, wie Hoffmann, zu dieser Erkenntnis gelangt ist, ist es ebenso logisch, sich möglichst zeitig um kompetente Mitarbeiter zu bemühen, die diesen Neuaufbau anleiten. Je früher der HSV mit der Planung für die Zweite Liga beginnen kann, desto wahrscheinlicher ist es, dass er nur ein Jahr unterklassig spielen muss.
So viel strategischer Weitblick ist eher untypisch für den HSV. Typisch wäre gewesen, wenn Bruchhagen und Todt erst im Juni, zwei Wochen nach dem Abstieg, entlassen worden wären – und schon die ersten Spieler für die neue Saison verpflichtet hätten.