Berliner Pokalfinale: Alle für Damantang Camara
Vor zwei Monaten verstarb der Fußballer Damantang Camara beim Training. Jetzt spielt der Berliner SC im Pokalfinale für ihn um den Titel.
Die Stimme von Louis Arnst wird zittrig. Noch immer kann er kaum davon reden. Vor zwei Monaten ist sein Mitspieler Damantang Camara während eines Mannschaftstrainings zusammengebrochen und an den Folgen einer Herzwandverdickung verstorben. Im Alter von nur 24 Jahren. „Dieses Erlebnis wird man nie vergessen“, sagt der Kapitän des Berliner SC.
Camara war schon das eine oder andere Mal zusammengebrochen. Der Krankheit wegen hatte er seinen Traum vom Profifußball ad acta legen und das Pensum ein paar Ligen tiefer runterschrauben müssen. „Nur“, sagt Arnst, „ist er diesmal nicht wieder aufgewacht.“
Es macht keinen Spaß, Louis Arnst mit dem Tod seines Kollegen zu konfrontieren. Aber die Tragik um „Dami“, wie er genannt wurde, gehört zum Weg und der Geschichte dieser Mannschaft, die am Pfingstmontag (17 Uhr/ARD) im Jahn-Sportpark das Berliner Pokalfinale gegen den BFC Dynamo bestreiten wird. „Die Zeit hat auch enorm zusammengeschweißt“, sagt Arnst. Der Versuch, diesen Schicksalsschlag gemeinsam zu verarbeiten, machte etwas mit der Mannschaft. Und wohl auch mit dem Verein.
Trainer Wolfgang Sandhowe ist neben dem Ex-Unioner Salvatore Rogoli der bekannteste Mann beim Sechstligisten, Ende der 80er Jahre war er sogar mal Co-Trainer von Jupp Derwall bei Galatasaray Istanbul. Sandhowe sagt: „Wir haben uns dieses Finale alle verdient nach der Scheiße mit Dami.“
Während die Wilmersdorfer am Montag das erste Endspiel ihrer Vereinsgeschichte erleben, nimmt Dynamo bereits zum sechsten Mal in den vergangenen acht Jahren am Finale teil. Nach einem vierten Platz in der Regionalliga geht es nun um den Einzug in den lukrativen DFB-Pokal. „Wir können unsere beste Saison seit der Wiedervereinigung mit etwas Historischem krönen“, sagt Trainer René Rydlewicz und spielt auf die mögliche Titelverteidigung an, die dem BFC nach der Wende noch nicht geglückt ist.
Dafür aber muss die Rydlewicz-Elf final erstmal noch den Berliner SC bezwingen, der im laufenden Wettbewerb stolze 25 Tore erzielte – zwei mehr als der Favorit. Drei davon hatte Camara beigesteuert, der dem BSC nicht nur als Mensch, sondern auch als Torjäger fehlt.
„Wir werden ihn uns vor dem Spiel nochmal ins Gedächtnis rufen und dann wird uns das hier auch noch ein paar Minuten länger tragen als sonst“, sagt der Kapitän Louis Arnst. So könnte auch Damantang Camara noch einmal Pokalsieger werden.
Steven Wiesner
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