Saisonstart der Basketball-Bundesliga: Alba Berlin will trotz Umbruch Erfolg haben
Wichtige Leistungsträger sind gegangen, talentierte, aber unerfahrene Spieler gekommen. Dennoch will Alba Berlin in der kommenden Saison angreifen.
Am 1. Oktober geht die Basketball-Bundesliga in ihre 50. Saison. Seit der Hälfte dieser Zeit spielt Alba Berlin mit in der höchsten deutschen Spielklasse. Aber nicht nur mit. „Kein Verein hat die Liga mehr geprägt als wir“, erklärt Aufsichtsrats-Chef Axel Schweitzer am Dienstag auf der Saisoneröffnung-Pressekonferenz des Vereins. Das mag nach acht Meisterschaften und 25 Play-off-Teilnahmen sicher stimmen. Inzwischen aber, das gibt auch Schweitzer zu, setzen im deutschen Basketball andere die Maßstäbe. „Im Süden der Republik wird weiter aufgerüstet“, sagt er und meint damit die beiden Branchengrößen Bamberg und München, die Berlin wirtschaftlich auch in der kommenden Saison überlegen sind. „Da klafft eine Lücke“, sagt auch Geschäftsführer Marco Baldi, „wir wissen, was die Bayern an Gehältern zahlen.“
Aus diesem Grund spielt etwa auch Spielmacher Alex Renfroe künftig in München, er hat Alba wie die Leistungsträger Jamel McLean, Reggie Redding, Leon Radosevic, Cliff Hammonds und Marko Banic verlassen. „Einige verdienen woanders nun das dreifache Gehalt“, sagt Baldi, „aber das heißt nicht, dass wir die Meisterschaft einfach den beiden anderen Klubs überlassen.“ Saisonziele seien aber die Runde der letzten 16 im Eurocup, das Top-Four-Turnier im Pokal und das Halbfinale in der Bundesliga. „Wir wollen weiterhin gewinnen“, formuliert es Schweitzer.
Aufgrund der Nachteile gegenüber den Meistern der vergangenen beiden Jahre geht der Verein seit einiger Zeit einen eigenen Weg, was Transfers angeht. Junge und hungrige Spieler, die noch nicht an ihrem Leistungszenit angekommen sind, werden verpflichtet. Das Risiko ist dabei aber, dass sich die Neuzugänge Ivan Aska, Will Cherry, Elmedin Kikanovic, Dragan Milosavljevic, Jordan Taylor und Mitchell Watt sich teils noch nicht auf höchstem Niveau bewiesen haben. „Ich bin mir nicht ganz sicher, aber es könnte die jüngste Mannschaft der Alba-Geschichte sein“, sagt Baldi.
Alba setzt weiter auf sein ambitioniertes Nachwuchsprogramm
Zudem baut Berlin weiter auf das ambitionierte Nachwuchsprogramm. „Mit 1500 Mitgliedern, darunter 875 Kinder- und Jugendlichen, sind wir der größte Basketballverein in Deutschland“, betont Baldi. Für den Alba-Geschäftsführer ist nach dem Vorrunden-Aus der deutschen Nationalmannschaft bei der Heim-EM in Berlin die Jugendarbeit grundsätzlich der Bereich, in dem im deutschen Basketball noch am meisten getan werden muss. „Hierzulande gibt es 18.000 Spieler unter zwölf Jahren, die Basketball spielen“, zählt Baldi auf. In anderen europäischen Ländern seien es über 100.000. „Wir müssen mehr Kinder zum Basketball bringen.“
Zumindest zur EM hat Alba vier Spieler gebracht. Dadurch war die Vorbereitung bei den Berlinern so schwierig wie seit Jahren nicht mehr. Erst am Dienstag stießen die deutschen Nationalspieler Niels Giffey und Kapitän Alex King sowie der Bosnier Kikanovic zur Mannschaft. Neuzugang Milosavljević ist mit der serbischen Nationalmannschaft noch im Einsatz. Damit könnte das Team erst anderthalb Wochen vor Saisonbeginn komplett sein. „Die Neuen schnell zu integrieren, ist unsere größte Herausforderung“, sagt Alba-Trainer Sasa Obradovic. „Es wird viele Aufs und Abs geben, wir müssen Geduld haben“, fordert Manager Baldi. Sofort eine große Rolle einnehmen soll Aufbauspieler Taylor, „doch ich muss mich hier erst an die Spielweise mit mehr Ballbewegung gewöhnen“, sagt der US-Amerikaner. „Wir werden zu Beginn der Saison wohl noch nicht sofort alle Systeme spielen können“, sagt auch Flügelspieler Giffey. Eine prägende Rolle will Alba dennoch auch in Jubiläumsjahr der Bundesliga spielen.
Mattis Nothacker