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Fingerspitzengefühl. Albas Peyton Siva (links) im Duell mit DeMarcus Nelson.
© dpa

Deutsches Duell in der Euroleague: Alba Berlin verliert Krimi gegen Bayern München 76:77 nach Verlängerung

Was für ein Spiel! Alba liegt gegen den Lieblingsrivalen lange zurück, dreht das Spiel – und muss sich am Ende doch geschlagen geben.

Keine Woche mehr bis Weihnachten. Endlich Zeit für Überraschungen? „Wir kennen sie. Uns sollte nichts mehr überraschen“, hatte Alba Berlins Aufbauspieler Martin Hermannsson vor dem ersten Aufeinandertreffen in der Euroleague mit dem Dauerrivalen Bayern München gesagt.

Fünfmal haben sich beide Teams in diesem Jahr bereits gegenübergestanden, alle fünf Spiele gewannen die Münchner. Diese Serie hielt auch am Mittwochabend in der Arena am Ostbahnhof: 11 229 Fans sahen, wie Alba ein intensives, aber zähes Spiel nach Verlängerung mit 76:77 (10:19, 18:11, 20:20, 24:22, 4:5) verlor.

Ein bisschen sollte das erste Euroleague-Duell zweier Basketball-Bundesligisten seit sechs Jahren ja auch Werbung machen für den deutschen Basketball. Bayern und Alba wollen auch in Zukunft mit dabei sein, wenn es im höchsten europäischen Wettbewerb um Glanz und Gloria geht. Ein bisschen Brillanz auf dem Parkett kann da vor den Augen der europäischen Basketballgemeinde nicht schaden.

Unter diesen Umständen kann man jedoch hoffen, dass besagte Gemeinde zu Beginn des Spiels vielleicht nicht ganz so genau hingeschaut hat. Denn von Werbung für den deutschen Basketball war die Begegnung erst einmal weit entfernt. Beide Teams starteten äußerst zittrig, und so stand es nach vier Minuten 3:3 – sowohl nach Punkten als auch nach Ballverlusten.

Das Spiel blieb eine fehlerbehaftete Angelegenheit, bis die Münchner zum Ende des ersten Viertels erstmals warmwurden. Josh Huestis und Nihad Djedovic brachten ihr Team mit zwei Dreiern kurz vor Viertelende mit 19:10 in Führung.

Alba Berlin und Bayern München leisten sich ein mäßiges Spiel

Im zweiten Spielabschnitt gab dann bei Alba zumindest ein zuletzt vermisster Profi sein Comeback: Nationalspieler Johannes Thiemann hatte in den vergangenen Wochen wegen einer Gehirnerschütterung ausgesetzt und kehrte nun zurück aufs Parkett. Offensiv kam bei den Berlinern nun Luke Sikma immer besser ins Spiel. Albas Allrounder dirigierte sein Team mit seinen unverkennbaren kleinen Kopf- und Augenbewegungen durch die Zone. Ein Hauch von Euphorie flirrte durch die Arena, als Martin Hermannsson mit der Halbzeitsirene auf 28:30 stellte. Würde es nun vielleicht doch das erhoffte Topspiel werden?

Wurde es erst einmal nicht, auch in der zweiten Halbzeit. Die Berliner litten unter ihrer furchtbaren Quote aus dem Zwei-Punkte-Bereich, besonders Center Landry Nnoko tat sich gegen Bayerns ehemaligen NBA-Profi Greg Monroe schwer. So drohten die Münchner nach Freiwürfen von Vladimir Lucic zum 38:50 davonzuziehen.

Makai Mason bringt Alba Berlin zurück in die Partie

Doch dann kam der Auftritt von Makai Mason. Der junge Aufbauspieler zeigte sein ganzes Selbstbewusstsein und führte sein Team mit zehn Punkten zu einem 16:0-Lauf – zu Beginn des Schlussabschnitts lag Alba wieder vorne. Trainer Aito Garcia Reneses vertraute Mason deshalb auch in der Crunchtime. Dort sahen die Berliner schon wie die sicheren Sieger aus – doch ein Dreier von Maodo Lo erzwang zwei Sekunden vor Spielende die Verlängerung.

In den fünf Extra-Minuten war es wieder Mason, der Alba mit einem Wurf von außen in Führung brachte. Weil jedoch Niels Giffey mit der Schlusssirene von der Dreierlinie die Chance auf den Sieg vergab, hatten die Bayern das bessere Ende für sich. Es war der bittere Abschluss einer kräftezehrenden Partie, durch die es die Berliner verpassten, sich in der Tabelle an den Münchnern vorbeizuschieben.

Schon am Freitag ist Alba nun wieder beim französischen Konkurrenten ASVEL Villeurbanne gefragt – das straffe Euroleague-Pensum geht also weiter. Keine Woche mehr bis Weihnachten. Endlich Zeit für die Lieben? „Ich sehe die Fans von Bayern öfter als meine Familie“, sagt Martin Hermannsson.

Leonard Brandbeck

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