Euroleague in Istanbul: Alba Berlin und das ungleiche Duell gegen Fenerbahce
Nach einem Drittel der Saison sind Alba und das schwächelnde Spitzenteam aus Istanbul punktgleich. Die Berliner haben in der Euroleague eine gute Perspektive.
Wenn man mal von den gelb-blauen Trikots absieht, gibt es nicht viele Gemeinsamkeiten zwischen Alba Berlin und Fenerbahce Istanbul. Besonders der Blick auf die Trainerbänke verdeutlicht die Unterschiede der beiden Klubs. Hier Aito Garcia Reneses, Albas spanischer Basketball-Lehrer, stets höflich, ruhig und besonnen. Dort Zeljko Obradovic, ähnlich erfolgreich, aber auch fürchterlich temperamentvoll. Vor zwei Wochen brüllte Fenerbahces Trainer sein Team in einer Auszeit dermaßen zusammen, dass einem die Spieler wirklich leidtun konnten. Der Serbe bediente sich dabei einer nicht-zitierfähigen Wortwahl und beendete seine Wutrede mit einem lauten „Schämt euch!“ Geholfen hat es nicht, Fenerbahce verlor klar gegen ZSKA Moskau – und die Stimmung in Istanbul war schon mal besser.
Es läuft einfach noch nicht für das Spitzenteam aus der türkischen Metropole. In den vergangenen fünf Spielzeiten erreichte Fenerbahce stets das Final Four der Euroleague und gewann 2017 den Titel. Auch vor dieser Saison gehörte das Team zu den Topfavoriten. Mit Nando De Colo und dem aus München verpflichteten ehemaligen NBA-Profi Derrick Williams haben die Türken im Sommer zwei weitere große Namen geholt. In einer von der französischen Sportzeitung „L’Equipe“ veröffentlichten Schätzung der Euroleague-Budgets ist Fenerbahce mit 30 Millionen Euro Sechster, Alba mit elf Millionen auf dem vorletzten Platz.
In der entscheidenden Tabelle, der sportlichen, sind beide Klubs vor dem direkten Duell am Freitag in Istanbul (18.45 Uhr, live auf Magentasport) mit vier Siegen und sieben Niederlagen aber punktgleich. „Ich sehe sie trotzdem am Ende der Saison unter den Kandidaten für das Final Four“, sagt Reneses, der auf die verletzten Tyler Cavanaugh, Johannes Thiemann, Tim Schneider und Bogdan Radosavljevic verzichten muss.
Alba kann auf eine feste Euroleague-Lizenz hoffen
Dass Alba und Fenerbahce nach einem Drittel der Saison Tabellennachbarn sind, sagt viel aus über das nicht genutzte Potenzial bei den Türken, aber auch über die gute Arbeit von Alba. Trotz zahlreicher personeller Probleme und eines im Vergleich zur Konkurrenz kleinen Kaders ist Alba in der Euroleague sportlich absolut im Soll. Gegen Zenit St. Petersburg, Panathinaikos Athen, Roter Stern Belgrad und Zalgiris Kaunas gab es Siege und auch gegen ein paar der ganz Großen hat sich Alba ordentlich präsentiert. Ein Play-off-Platz, der den Berlinern eine erneute Euroleague-Teilnahme in der kommenden Saison garantieren würde, ist zwar sehr unrealistisch, die guten Leistungen werden aber durchaus registriert.
In der Euroleague-Zentrale in Barcelona haben sie ein Auge auf Alba und das hat Geschäftsführer Jordi Bertomeu erst vor einer Woche bei seinem Besuch in Berlin erneut bekräftigt. Momentan haben neben Fenerbahce zehn weitere Klubs einen langfristig garantierten Startplatz in der Euroleague, dazu kommen mit Bayern München und Villeurbanne zwei Teams mit einer Wildcard. In Zukunft schwebt Bertomeu eine Liga mit 16 festen Teilnehmern sowie zwei Aufsteigern aus dem Eurocup vor und „wir würden Alba in Zukunft sehr gerne in dieser Gruppe haben“, sagte Bertomeu.
Ganz so nah wird diese Zukunft zwar nicht sein, dass Alba auch in der kommenden Saison in der Euroleague spielen wird, ist dennoch ziemlich wahrscheinlich. Mit dem guten Zuschauerschnitt, der professionellen Organisation und dem attraktiven Standort Berlin erfüllt Alba viele wichtige Kriterien der Liga-Verantwortlichen. „Die brauchen innovative Partner, mit denen sie das alles weiterentwickeln können“, sagt Albas Manager Marco Baldi. „Aber natürlich brauchen sie auch Topqualität auf dem Spielfeld.“ Dass die Berliner auch davon genug besitzen, können sie am Freitag in Istanbul beweisen.