zum Hauptinhalt
Luuuuuuke! Wenn Eurocup-MVP Sikma zum Dreier ansetzt, wird es laut bei den Fans von Alba Berlin.
© Soeren Stache/dpa

Eurocup-Finale gegen Valencia: Für Alba Berlin sollen aller guten Dinge vier sein

Nach drei Endspielniederlagen mit Alba Berlin will Eurocup-MVP Luke Sikma gegen sein früheres Team Valencia BC endlich einen Titel.

Es sind aufregende Tage im Hause Sikma. Am Freitag wurde Alba Berlins inoffizieller Kapitän Luke Sikma als wertvollster Spieler (MVP) der aktuellen Eurocup-Saison ausgezeichnet. 24 Stunden später stand sein Vater Jack, 63 Jahre alt und 1979 NBA-Champion mit den Seattle Supersonics, im Mittelpunkt und wurde in die Hall of Fame, die Ruhmeshalle des US-Basketballs, aufgenommen. Dass Vater und Sohn zwei solche Auszeichnungen erhalten, ist eine nahezu einmalige Errungenschaft, erst recht in solch knapper zeitlicher Abfolge. Zumindest sein MVP-Titel kommt Luke Sikma momentan aber nicht wirklich gelegen. Zum einen, weil der 29 Jahre alte Alba-Profi seine individuellen Leistungen nicht gerne in den Vordergrund stellt. Vor allem aber, weil die Eurocup-Saison noch gar nicht zu Ende ist.

Am Dienstag (20.30 Uhr, live bei Magentasport) startet Alba mit einem Auswärtsspiel gegen Valencia in die Finalserie um den zweitwichtigsten europäischen Vereinswettbewerb. In den maximal drei Duellen – Spiel zwei findet am Freitag in Berlin statt, das mögliche Entscheidungsspiel am folgenden Montag in Valencia – geht es für die Berliner nicht nur um den zweiten internationalen Titel nach dem Gewinn des Korac-Cups 1995, sondern auch um einen Startplatz für die Euroleague in der nächste Saison.

Für Sikma ist der Finalauftakt auch eine Rückkehr nach Hause. Von 2015 bis 2017 stand der US-Amerikaner beim Valencia Basket Club unter Vertrag. „Es ist für uns schon sehr besonders, dass wir im Finale sind“, sagt Sikma, denn damit habe vor dem Saisonstart niemand gerechnet. „Dass es gegen meine alte Mannschaft geht, macht es für mich persönlich noch spezieller.“

Zwar haben die Spanier mittlerweile einen anderen Trainer, im Kader befinden sich aber immer noch acht ehemalige Teamkollegen von Sikma. „Ich stehe mit einigen Jungs noch in Kontakt und habe auch außerhalb des Basketballs ein paar gute Freunde in Valencia“, sagt Sikma, der schon bei seiner Ankunft am Flughafen und beim Abschlusstraining in der „La Fonteta“ genannten Halle sehr positiv begrüßt wurde. „Ich freue mich, alte Freunde wiederzusehen, aber sportlich steht viel auf dem Spiel.“

Valencia ist leicht favorisiert

In seinen bald zwei Jahren bei Alba hat Sikma mit dem Team vier von fünf möglichen Endspielen erreicht, einen Titel haben die Berliner aber noch nicht gewonnen. Zuletzt verlor Alba, mit einem grippegeschwächten Sikma, vor sieben Wochen das deutsche Pokalfinale in Bamberg mit dem letzten Wurf. Dass die drei Finalniederlagen innerhalb von knapp 14 Monaten die Mannschaft mental negativ beeinflussen könnten, glaubt Sikma nicht und zieht eine Parallele zu seiner Zeit an der spanischen Mittelmeerküste. „Mit Valencia haben wir 2017 das Pokal- und das Eurocup-Finale verloren – und dann die Meisterschaft gewonnen“, sagt Sikma. „Hoffentlich sind für uns jetzt aller guten Dinge vier.“

2017 war es der erste Titel überhaupt für Valencia in der spanischen Liga ACB und ein ziemlicher Überraschungscoup gegen den Favoriten Real Madrid. Mit Alba ist Sikma erneut in der Außenseiterrolle, wenn auch nicht so klar wie damals. Valencia ist mit drei Titeln Rekordsieger im 2002 gegründeten Eurocup und hat international seit November 14 Spiele in Folge gewonnen. 2010 standen sich beide Teams schon einmal im Finale des Eurocups gegenüber, damals unterlag Alba klar.

Dass der Tabellenfünfte der ACB die Berliner unterschätzen könnte, ist dennoch unwahrscheinlich. Mit Malaga und Andorra haben die Berliner auf dem Weg ins Finale schon zwei Teams aus der ACB ausgeschaltet, und Sikma sowie Trainerlegende Aito Garcia Reneses sind in Spanien natürlich gut bekannt. „Ich kann zu manchen Spielern sicherlich ein paar Tipps geben“, sagt Sikma. „Aber wir sollten uns auf uns konzentrieren und unseren Basketball spielen.“

Sikma ist Albas größte Konstante

Wie schon in den Endspielen gegen Bayern in der vergangenen Saison und Bamberg in dieser stehen sich auch in den Duellen mit Valencia unterschiedliche Philosophien gegenüber. Während Albas junges Team auf schnelle Ballgewinne und Gegenangriffe setzt, versuchen die Spanier, mit mehr Geduld zum Erfolg zu kommen. „Sie haben ein sehr gutes Team mit drei erfahrenen Spielern auf jeder Position“, sagt Reneses über den Gegner. „Wir müssen unseren Rhythmus beibehalten und ich wäre schon froh, wenn wir mit Valencia mithalten könnten.“

Zusammen mit Spielmacher Peyton Siva kommt vor allem Sikma die Aufgabe zu, das Tempo zu gestalten und das Team zu organisieren. Power Forwards sind traditionell zwar Spieler, die viel in Korbnähe agieren und den Ball sonst nicht sonderlich oft in den Händen halten, Sikma interpretiert diese Rolle allerdings sehr modern. Sein größter Trumpf ist seine Vielseitigkeit. Er punktet konstant, holt die drittmeisten Rebounds im Wettbewerb, liegt bei den Assists auf Platz elf, bei den Steals ist er Sechster. Sikma sticht in keiner Kategorie heraus, macht aber alles auf hohem Niveau und ist in einer Saison mit vielen Verletzungen mal wieder die größte Konstante bei Alba Berlin.

Am Dienstag kann sich Sikma auf eine freundliche Begrüßung einstellen, danach könnte es für die Berliner aber ungemütlich werden. „Es ist extrem laut“, sagt Sikma, der die Halle in Valencia aus seiner Zeit in Teneriffa auch als Gästespieler kennt. In dieser Eurocup-Saison hat Valencia alle zehn Heimspiele gewonnen, Sikma ist dennoch zuversichtlich. „Das ist eine tolle Basketball-Atmosphäre und wird Spaß machen.“

Zur Startseite