Streit im europäischen Basketball: Alba Berlin hat keine Lust auf Champions League
In Europas Basketball tobt ein Machtkampf. Alba Berlin hat sich gegen die neue Champions League der Fiba entschieden und startet heute im Eurocup. Die richtige Wahl?
Basketball-Fans in Europa haben es nicht leicht. Seit Monaten mussten sie mit ansehen, wie sich ihr Sport selbst zerlegt. Nach langem Streit zwischen den Institutionen gibt es in dieser Saison gleich vier verschiedene Europapokal-Wettbewerbe: Auf der einen Seite die Euroleague und den Eurocup. Auf der anderen die Basketball Champions League und den Fiba Europe Cup. Wer soll da den Durchblick behalten?
Für Marco Baldi ist es ganz einfach. „Den Fan stört das nicht“, glaubt der Geschäftsführer von Alba Berlin. „Gestört hat, dass über Monate eine Seite gegen die andere geschossen hat. Jetzt wird endlich gespielt und die Fans können da hinschauen, wo ihr Verein spielt.“ Im Falle von Alba ist das der Eurocup. Die Berliner starten dort am heutigen Mittwoch gegen den spanischen Klub Fuenlabrada in die Gruppenphase (20 Uhr, Arena am Ostbahnhof, live bei Pro Sieben MAXX).
Doch längst nicht alle deutschen Vereine treten dort an. Meister Bamberg hat sich für die Euroleague qualifiziert, Bayern München und Ulm mischen wie Alba im zweitklassigen Eurocup mit. Frankfurt, Oldenburg und Ludwigsburg hingegen haben sich für die neue Champions League entschieden, die kommende Woche startet. Bonn tritt eine Woche darauf im Fiba Europe Cup an.
Die Entscheidung für den Eurocup sei „sehr simpel“ gewesen, behauptet Baldi. „Wir sind davon ausgegangen, dass das der bessere, stärkere Wettbewerb sein wird.“ Genauso sei es gekommen. Die Champions League wirbt zwar damit, dass unter 40 Teilnehmern neun nationale Meister sind. „Aber da reden wir von Dänemark oder Rumänien“, sagt Baldi.
In Albas Eurocup-Gruppe hingegen „haben wir mit Bilbao und Fuenlabrada zwei Spanier drin, dazu Khimki Moskau, eigentlich ein Euroleague-Team, und Vilnius, die haben über Jahre Euroleague gespielt. Wenn wir es uns einfacher hätten machen wollen, hätten wir in einem anderen Wettbewerb gespielt.“ Dadurch, dass sich die Euroleague von 24 auf 16 Mannschaften verkleinert hat, sind einige starke Klubs in den Eurocup gerutscht. Der Eurocup ist zudem kompakter geworden, weil dort nun statt bisher 48 Teams nur 20 antreten.
Statt vier Europapokalen könnte eine Superliga kommen
Dafür folgt nun ein nerviger Modus mit zwei Gruppenphasen, in Albas Fünfergruppe kommen gleich vier Mannschaften weiter. Das kleinere Teilnehmerfeld hängt auch damit zusammen, dass Teams kurzfristig abgesprungen sind. Die Champions League hatte versucht, auch die Berliner mit einer höheren Antrittsprämie zu ködern. Das Startgeld im Eurocup sei „sehr bescheiden“, sagt Baldi. Doch um Geld sei es nicht gegangen. Alba wollte im besseren Wettbewerb spielen. Und vielleicht auf der Seite der Zukunft stehen.
„Wir stehen vor einer Weichenstellung im europäischen Basketball, nicht nur wegen des aktuellen Konflikts“, glaubt Baldi. „In ein, spätestens zwei Jahren wird er ausgeräumt sein.“ Der Verlierer deutet sich an: Der Dachverband Fiba wollte mit seiner Champions League wieder den wichtigsten Wettbewerb des Kontinents austragen. Aber er scheiterte damit, die besten Teams mit Geld zu ködern oder mit Drohungen zu beeindrucken. Demnächst könnte auch die EU-Kommission gegen das Verbandsmonopol entscheiden.
Der private Veranstalter Euroleague dagegen stellte sich mit einem Investor auf und hält seinen höchsten Wettbewerb nun in einem Ligamodus mit Hin- und Rückspielen ab. „Im Fußball wird hinter verschlossenen Türen von einer Superliga geredet, einem Wettbewerb über der Champions League. Da sind wir im Basketball schon weiter“, glaubt Baldi. In drei bis fünf Jahren könnte eine Kontinentalliga kommen. „Die NBA hat die Fiba auch nicht verhindern können“, sagt Albas Manager. Aber so weit ist es lange noch nicht.
Statt einer Superliga müssen die Fans erst einmal mit vier Europapokalen leben.