Play-off-Spiel gegen Bayern: Alba Berlin darf nicht zweifeln
Alba muss Bayern am Dienstag schlagen, um das Saisonende zu vermeiden. Die Schlüssel für einen Sieg der Berliner im vierten Play-off-Spiel.
ATMOSPHÄRE
Nach der schleichenden Entfremdung der vergangenen Monate sind Albas Team und die Berliner Fans innerhalb kürzester Zeit wieder zusammengerückt. Beim Heimsieg im zweiten Spiel der Serie am vergangenen Donnerstag war die Unterstützung des Publikums ein wichtiger Faktor. Die Energie von den Rängen übertrug sich auf das Spielfeld, umgekehrt rissen spektakuläre und beherzte Aktionen der Spieler die Zuschauer immer wieder von den Sitzen. Alba braucht am Dienstag um 20.30 Uhr eine hitzige Atmosphäre in der Arena am Ostbahnhof, um ein entscheidendes fünftes Spiel am Donnerstag in München zu erzwingen. Der Vorverkauf läuft auf Hochtouren, mit einer ausverkauften Halle ist heute aber eher nicht zu rechnen.
SELBSTVERTRAUEN
Im dritten Spiel lag der Druck beim Gastgeber, dem FC Bayern – und das war der Mannschaft deutlich anzumerken. Die Münchner verloren wie schon im zweiten Spiel zwischenzeitlich völlig den Faden, bis auf Kapitän Bryce Taylor fand sich in dieser Schwächephase niemand, der Verantwortung übernehmen wollte. Die Berliner wissen also inzwischen, dass der große Favorit verwundbar ist und durchaus in Selbstzweifel gestürzt werden kann. Die Frage ist, wie Alba nun mit der veränderten Ausgangslage umgeht: Vor dem Start der Serie wurde dem Team von Trainer Thomas Päch kaum etwas zugetraut, mittlerweile haben sie sich als ebenbürtiger Gegner für Bayern etabliert. Die Berliner dürfen der vergebenen Neun-Punkte-Führung vom Samstag und dem verpassten Sieg nicht nachtrauern. Entscheidend wird sein, ob Alba weiter unbeschwert und selbstbewusst auftritt, oder ob der Druck des „Do or die“-Spiels die Mannschaft negativ beeinflusst oder sogar lähmt. So oder so: Die Berliner werden sich sicherlich nicht damit zufrieden geben, dass sie den erwarteten 3:0-Sweep der Münchner verhindert haben.
KRAFTRESERVEN
Beide Teams stehen sich innerhalb von sechs Tagen zum dritten Mal gegenüber, die Play-off-Belastung wächst von Spiel zu Spiel. Das spricht eigentlich für die tief besetzten Münchner, bei denen zudem Nationalspieler Danilo Barthel nach überstandener Verletzung in den Kader zurückkehren könnte. Bayern-Coach Sasa Djordjevic kann besonders seinen großen Spielern mehr Pausen geben als Päch. Alba muss hoffen, dass vor allem Elmedin Kikanovic, Tony Gaffney, Niels Giffey und Rekonvaleszent Peyton Siva nach den ersten drei Spielen gegen München noch genug im Tank haben, um erneut eine große Energieleistung zu erbringen. Insbesondere Kikanovic hat gegen Bayerns bullige Center Devin Booker und Maik Zirbes Schwerstarbeit zu verrichten.
BANKSPIELER
Auch deshalb kommt Pächs Reservespielern eine große Bedeutung zu. Von Albas Bank müssen nicht nur Energie und Kampfkraft kommen, sondern im besten Fall auch Punkte. Spieler wie Engin Atsür, Malcolm Miller oder der unter Päch regelrecht aufgeblühte Bogdan Radosavljevic müssen die Starting Five entlasten und dafür sorgen, dass Alba schwerer auszurechnen ist. Durch die Verletzung von Kapitän Dragan Milosavljevic fehlt eine zentrale Option im Angriff, diese Lücke können die Berliner nur gemeinsam füllen.
BALLVERLUSTE
In den ersten drei Spielen der Serie hat sich jeweils das Team durchgesetzt, das sich weniger Ballverluste geleistet hat. Beide Mannschaften verteidigen aggressiv und physisch – wer im Angriff also nicht gut auf den Ball aufpasst, hat keine Chance. Am Samstag bekamen das vor allem die Berliner zu spüren, die sich im Schlussviertel fünf Ballverluste leisteten und dadurch die Chance auf den Sieg verspielten. Auch in dieser Hinsicht spielen natürlich die Kraftreserven eine große Rolle, physisch und psychisch: Mentale Müdigkeit führt zu schlechten Entscheidungen auf dem Spielfeld – und damit zu Ballverlusten und Punkten des Gegners. Albas Möglichkeiten im Angriff sind beschränkt, die Mannschaft muss also mit Tempo und Risiko spielen, darf dabei aber nicht den Kopf verlieren.
SCHIEDSRICHTER
Die Unparteiischen haben bislang viel Mühe mit der Serie. Im dritten Spiel wurde das Duell der beiden Erzrivalen noch einmal emotionaler, auch im vierten Spiel dürfte es sehr intensiv zugehen. Nach dem dritten Spiel beschwerte sich Alba-Coach Päch darüber, dass „gerade im letzten Viertel auf beiden Seiten Kontakte nicht gleichwertig gepfiffen“ worden seien. Ein Blick auf die Statistik zeigt zumindest, dass München deutlich häufiger an die Freiwurflinie geht als Alba. In drei Spielen bekam Bayern bislang 98 Freiwürfe zugesprochen, Berlin nur 57, am Samstag lautete das bemerkenswerte Verhältnis 33:13 für München.
Auch wenn Pächs Spieler bislang die besseren Freiwurfquoten vorweisen, ist eine solche Diskrepanz kaum auszugleichen. Die Berliner scheinen sich aber nicht mit Statistiken aufhalten zu wollen, nur eine Zahl ist am Dienstag wichtig. Gaffney versendete am Wochenende einen Tweet mit dem so kurzen wie programmatischen Inhalt „5“.