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Will weitermachen, auch wenn es Hanne am Zoo nicht mehr gibt: Der Kneipier und frühere Hertha-Profi Hans Weiner.
© Oliver Wolff
Update

Legendäre Hertha-Kneipe: Abpfiff bei Hanne am Zoo

In der berühmtesten Fußballkneipe der Stadt trafen sich Fans und Sportgrößen, seit 33 Jahren schon. Nun ist überraschend Schluss - nur wenige Tage nach dem Tod des früheren Hertha-Präsidenten Wolfgang Holst, der die legendäre Kneipe lange führte.

Es sollte die letzte Runde Bier werden in Berlins bekanntester Fußballkneipe „Hanne am Zoo“. An der Wand hingen die vielen Wimpel von Klubs aus aller Welt, die Trikots und auch die alten Fotos in Schwarz-Weiß. Aus dem Zapfhahn spritzte noch einmal Pils ins Glas, am Tresen wurde über die Liga debattiert, über Hertha BSC natürlich, die Winterpause und die Fußballbranche. Kurz nach Mitternacht war Feierabend. Und zwar für immer. Am nächsten Morgen waren die Fensterscheiben bei „Hanne am Zoo“ mit Papier verklebt. Dahinter packte Wirt Hans Weiner bereits die Kisten.

Das Ende der Kneipe kam nicht nur schnell, sondern auch überraschend. Weiner, der ehemalige Fußballer vom Bayern München Hertha BSC und Chicago, schrieb auf einen Zettel an der Glastür: „Leider können wir Sie an dieser Stelle nicht länger willkommen heißen. Mit dem neuen Eigentümer dieses Hauses kam es zu keiner tragfähigen Übereinkunft bezüglich der von uns angestrebten Vertragsverlängerung“, heißt es dort, einmal auf Deutsch, einmal auf Englisch.

Nach mehr als 30 Jahren ertönt also der Abpfiff. 25 Jahre führte hier Herthas Ehrenpräsident Wolfgang Holst die Geschäfte, machte die Kneipe unter dem Namen „Holst am Zoo“ erst berühmt. Die letzten acht Jahre war Weiner der Chef an der Joachimstaler Straße, er übernahm die Kneipe von seinem Kumpel Holst, fast alles bliebt beim Alten. Der frühere Hertha-Präsident Holst starb vor zehn Tagen im Alter von 88 Jahren, in einer Woche findet die große Trauerfeier von Hertha BSC auf dem Messegelände in Westend statt. Nun schließt so überraschend die alte Kneipe.

Weiner will nicht reden, ihm geht es nicht gut. Es war eine traurige letzte Runde, die da an seinem Tresen saß am Sonntagabend. Die Gäste waren überrascht, berichtet Rafael Jockenhöfer, ein Freund der Familie Weiner. Auch sie erfuhren erst Sonntagnacht von dem Aus. Nach Mitternacht blieb nur noch der „Stammtisch“ auf ein Abschiedsbier. Die beiden Hertha-Profis Ronny und Adrian Ramos hätten noch probiert, für ein bisschen gute Laune zu sorgen. Vergebens. Hanne Weiner, der Ende November seien 60. Geburtstag feierte, sei „sehr deprimiert und angeschlagen“ gewesen und um 23 Uhr heimgegangen. Jockenhöfer bat darum, weder Hans noch seine Frau Marita Weiner zu kontaktieren. „Aufgrund der gesundheitlichen und emotionellen Situation der Familie Weiner“, wie es heißt. Vor eineinhalb Jahren wurde bei Weiner Parkinson diagnostiziert. Und in den vergangenen Wochen starben gleich vier ihm nahestehende Personen, hat er vor ein paar Tagen am Telefon erzählt. Nicht nur Wolfgang Holst, den er seit 1969 kannte („er war mein Freund und Geschäftspartner“), sondern auch sein Schwiegervater.

Der neue Eigentümer sei ein Immobilienfonds von der Insel, sagt Jockenhöfer. Genaueres wisse er nicht. Auch von der Hausverwaltung aus Leipzig war keine Auskunft zu bekommen, weder zu den Plänen mit dem Objekt in der Joachimstaler Straße 1–3, noch über den Eigentümer oder die gescheiterten Vertragsverhandlungen. Um fünf Jahre habe die Familie Weiner den Mietvertrag verlängern wollen, sagt Jockenhöfer, der sich nun um den Abbau kümmert. Doch ihm sei erzählt worden, dass sich die Eigentümer in den Verhandlungen gar nicht um eine Verlängerung des Mietvertrags bemüht hätten. Zudem hätte eine Mieterhöhung angestanden, in einer „angedeuteten Größenordnung, die für Gastronomie nicht zu stemmen gewesen“ wäre. Vor zwei Wochen sei dann festgestanden: Hanne am Zoo muss schließen.

Tote Fenster. Gäste und Fußballfreunde müssen draußen bleiben – Holst am Zoo hat geschlossen.
Tote Fenster. Gäste und Fußballfreunde müssen draußen bleiben – Holst am Zoo hat geschlossen.
© Mike Wolff

Wird das Haus – es ist ja nicht gerade das schönste am Platze – vielleicht abgerissen? Nein, nein, die anderen Nachbarn, unter anderem ein Blumenladen und ein Hostel, berichten, dass ihre Mietverträge noch viele Jahre gültig seien.

Was nun aus der Kneipe wird, wo die Fußballprominenz von Helmut Schön bis Franz Beckenbauer immer wieder vorbeischaute, ist ungewiss. Jockenhöfer habe von einem Gast gehört, dass eine Donuts-Filiale einziehen solle. Gerüchte.

Hans Weiner will jedenfalls seine Gäste „alsbald an anderer Stelle wieder begrüßen“, wie auf dem Zettel an der Tür steht. Natürlich am Zoo, alleine des Namens wegen. Einen Favoriten haben Weiners auch schon im Auge, sagt Jockenhöfer: Es gebe da diese Immobilie an der Hardenbergstraße, das ehemalige Casablanca. Doch da habe der Eigentümer durchblicken lassen, keine „randalierenden Fußballfans“ zu wollen. „Der kennt die Kneipe ja gar nicht“, sagt Jockenhöfer betrübt. In der Kneipe traf sich zuletzt ja eher die ältere Generation.

Am 27. Dezember muss Weiner raus aus seiner Kneipe. Die Hertha-Trikots, die Fotos, die Wimpel liegen dann verpackt in Kisten. Es bleibt erst einmal nur die Erinnerung.

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