Topspiel in der Handball-Bundesliga: 23:37 - Füchse Berlin erleben Debakel in Mannheim
Die Füchse Berlin enttäuschen im Topspiel bei den Rhein-Neckar Löwen und unterliegen 23:37. "So dürfen wir uns nicht abschlachten lassen", sagt Torhüter Heinevetter.
Velimir Petkovics Geste sagte im Grunde alles. Kopfschüttelnd marschierte der Trainer der Füchse Berlin an der Seitenlinie auf und ab, die Enttäuschung stand ihm ins Gesicht geschrieben – dabei waren zu diesem Zeitpunkt keine 20 Minuten absolviert im Spitzenspiel der Handball-Bundesliga zwischen den Berlinern und dem Meister der vergangenen zwei Jahre, den Rhein-Neckar Löwen. 16:7 führte das Team aus Mannheim vor heimischem Publikum, die Fans johlten bereits und freuten sich über zahlreiche Kabinettstückchen und vorweihnachtliche Zaubereien – und Petkovic wusste ganz genau: Hier geht heute gar nichts zusammen, selbst wenn er sieben oder acht Feldspieler hätte einsetzen dürfen. „Es fällt mir schwer, jetzt ein Fazit zu ziehen“, sprach der Trainer gut eine Stunde später, „das war ein Debakel.“ Am Ende mussten sich die Berliner mit 23:37 (9:18) geschlagen geben, obendrein verloren sie bis auf Weiteres die Tabellenführung an die Löwen. „Wir können hier verlieren, gar keine Frage“, analysierte Füchse-Keeper Silvio Heinevetter, „aber so dürfen wir uns nicht abschlachten lassen, das war eine Offenbarung in allen Mannschaftsteilen.“
Der Abend begann schon denkbar ungünstig für die Gäste. Entgegen aller Ankündigungen unter der Woche konnte der angeschlagene Jakov Gojun keine einzige Sekunde mitwirken, und das Fehlen des Abwehrchefs machte sich an allen Ecken und Enden bemerkbar. Im Gegensatz zum Heimsieg gegen Melsungen am Sonntag waren die Berliner nämlich nicht im Stande, die Abstinenz des 2,04-Meter-Hünen im Verbund aufzufangen. Nach 20 Minuten hatten sich die Gäste bereits einen Sieben-Tore-Rückstand eingehandelt. „Wir haben einfach gar keine Lösungen gefunden“, sagte Petkovic – weder gegen das schnelle und präzise Angriffsspiel der Löwen noch gegen ihren massiven Deckungsverbund, vom überragenden Mikael Appelgren im Mannheimer Tor ganz zu schweigen. Einziger Berliner Angreifer, der sich ernsthaft zur Wehr setzte, war Rückraumspieler Fabian Wiede, aber die Einzelkünste des Linkshänders waren in der Summe viel zu wenig gegen mannschaftlich geschlossene und äußerst entschlossene Löwen. Spätestens zur Pause (18:9), wenn nicht sogar schon zehn Minuten vor dem Seitenwechsel, war das Duell entschieden.
Nach der Pause wurde es allerdings auch nicht besser aus Berliner Sicht. Wie groß die Verzweiflung im Lager der Gäste war, offenbarte sich auch an einer taktischen Formation, die Coach Petkovic normalerweise hasst; dem zusätzlichen Feldspieler. In seiner nunmehr zwölfmonatigen Amtszeit hatte Petkovic dieses Mittel noch nicht einmal zur Anwendung bringen lassen, am Donnerstagabend versuchte er es nun – mit überschaubarem Erfolg. Für die Füchse geht es am kommenden Donnerstag weiter. Dann treten sie zum vorletzten Bundesliga-Spiel des Jahres beim HC Erlangen an.