Topkulisse für Kreisligist BW Friedrichshain: 200 TeBe-Fans steigen aufs Dach
Viele der aktiven Fans von Tennis Borussia haben keine Lust mehr auf den Verein. Sie gehen stattdessen woanders hin. Diesmal zu einem Spiel der Kreisliga A.
Christopher Lauer steht vor der kleinen Tribüne. Sein Knie zeigt deutliche Spuren von Kontakten mit dem Kunstrasen. Lauer, Kapitän von Blau-Weiss Friedrichshain, ist in der Endphase des Heimspiels gegen die Sportfreunde Charlottenburg-Wilmersdorf II ausgewechselt worden. Nun sieht er, wie die Teamkollegen den Ball aus 50 Zentimetern nicht über die Torlinie bringen. Dann ist Schluss, Blau-Weiss verliert 0:1 (0:1). „Wir spielen ganz gut. Aber wir sind nicht zwingend. Das ist irgendwie normal für uns“, sagt Lauer.
Nicht normal für ein Spiel der Kreisliga A ist, dass hinter ihm weit mehr als 100 Zuschauer auf der Tribüne Beifall klatschen. Insgesamt sind es gut 200, die meisten davon Fans des Fußball-Oberligisten Tennis Borussia. „Das ist unglaublich“, sagt Friedrichshains Vorsitzender Marcus Conrad. Und Tobias Schulze aus dem Vorstand der Abteilung Aktive Fans von TeBe (TBAF) staunt: „Damit hatten wir nicht gerechnet.“
Annonce geschaltet
Vor anderthalb Wochen hatte wohl kaum ein TeBe-Fan dieses Spiel auf dem Zettel. Dann kam die außerordentliche Mitgliederversammlung, die zahlreiche Anhänger als „Farce“ bezeichneten. Es war von gekauften Stimmen die Rede. Die Veranstaltung musste wegen Tumulten unterbrochen werden. Nicht mehr mit uns, dachten danach große Teile von TBAF. Sie schalteten eine Annonce in der „Fußball-Woche“ und boten an, bei anderen Klubs vorbeizuschauen.
Rückmeldungen kamen prompt, den Zuschlag zum Start bekam Blau-Weiss Friedrichshain. Kiezklub, besonderer Sportplatz auf dem Dach der Metro, Kapitän Lauer hat eine Binde in Regenbogenfarben – das kam gut an bei den vom eigenen Verein frustrierten Anhängern. Viele tragen in Friedrichshain ihre TeBe-Fankleidung. Und sie haben Durst! Emsige Helfer bringen zweimal Nachschub an Getränken. Am Zaun hängen TeBe-Plakate, bei einem Freistoß heißt es: „Hinein, hinein, Friedrichshain.“ Nach dem Tor durch Srour Al Saadi ist „wir gewinnen sowieso“ zu hören.
Dazu kommt es nicht, Blau-Weiss bleibt im Tabellenkeller. „Trotzdem hat es großen Spaß gemacht“, sagt Christopher Lauer, der früher in der Oberliga für den SV Schleswig 06 gespielt hat. „Jetzt werden zwei Bier getrunken. Dann sieht alles anders aus. Das ist das Schöne an der Kreisliga.“ Auch die Fans von Tennis Borussia fanden es schön in der neunten Liga.