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St. Paulis Alex Meier (2.v.l) trift zum 2:0 gegen Berlins Torwart Rafal Gikiewicz (r).
© dpa

2. Fußball-Bundesliga: 1. FC Union verliert dramatisches Spitzenspiel beim FC St. Pauli

Am Millerntor holen die Berliner einen 0:2-Rückstand auf, verlieren am Ende aber doch. Einen großen Anteil hat der Fußballgott.

Von David Joram

Als rund 70 Minuten gespielt waren am Hamburger Millerntor, feierten die Fans des FC St. Pauli ein paar Ballkontakte ihrer Spieler mit Olé-Rufen. 2:0 stand es in jener Phase, nur wenig sprach für den 1. FC Union Berlin. Leichtfüßiger und griffiger kamen die heimischen Spieler daher, die vor diesem Spitzenspiel genauso viele Punkte wie die Berliner (34) auf der Habenseite verbuchten. Am Ende stand es 3:2 (1:0), weil Grischa Prömel und Suleiman Abdullahi für die Berliner trafen – und Alex Meier einen Elfmeter in der Nachspielzeit sicher verwandelte. St. Pauli ist nun Zweiter, Union Vierter. Dazwischen liegt Köln auf dem Relegationsrang. Es war ein Wahnsinn am Millerntor.

Oder wie es St. Paulis Trainer Markus Kauczinski ausdrückte: "Das war ein geiles Spiel! Union hat uns vor Probleme gestellt, wir haben trotzdem unsere Mittel gefunden." Matchwinner Meier meinte: "Ich bin ziemlich kaputt, aber sehr glücklich, dass wir das Spiel noch gewonnen haben. Zum Glück ist der Elfmeter reingegangen." Unions Florian Hübner war natürlich enttäuscht: "Das ist eine ganz bittere Niederlage, wir haben viele Chancen gehabt. In der Nachspielzeit einen Elfmeter gegen sich gepfiffen zu bekommen, ist sehr bitter."

Sein Trainer Urs Fischer hatte seine Elf im Vergleich zum 2:0-Heimsieg gegen den 1. FC Köln auf vier Positionen umgebaut. Ganz vorn ersetzte Sebastian Andersson Sebastian Polter, der Union wegen einer Verletzung am linken Mittelfuß mehrere Wochen fehlen wird. In der Verteidigung durften Kapitän Christopher Trimmel und Ken Reichel (beide gesperrt) nicht mitwirken, Christopher Lenz verteidigte dafür auf der linken Seite, Julian Ryerson übernahm rechts.

Und anstelle von Suleiman Abdullahi begann auf der rechten Seite Winter-Neuzugang Carlos Mané, der so sein Pflichtspiel-Debüt für die Berliner feierte. In einigen Aktionen bewies er, dass seine Schnelligkeit dem Klub noch helfen könnte. Akaki Gogia ersetzte ihn nach 70 Minuten.

Beim Einlauf der Teams regnete von den prall gefüllten Rängen viel Lametta herunter, doch so glitzernd und stimmungsvoll der Auftakt daherkam, war das Spiel zunächst nicht. Intensiv führten beide Seiten die Zweikämpfe, was in zwei Gelben Karten nach gerade mal elf Minuten mündete, St. Paulis Stürmer Sami Allagui und Unions Mittelfeldspieler Manuel Schmiedebach sahen sie.

Sebastian Polter wird Union lange wegen einer Verletzung fehlen

Felix Kroos grätschte sogar St. Paulis Torwart Robin Himmelmann den Ball vom Fuß, der dann aber – wie so viele Bälle – im Seitenaus verschwand. Es war eben ein Spiel, das wenig Raum für Spielkultur zuließ. Einen zauberhaften Treffer, der mindestens so schön funkelte wie die Lamettaschnipsel auf dem nicht ganz so optimal gepflegten Rasen, sahen die 29 546 Zuschauer im natürlich ausverkauften Stadion am Millerntor trotzdem. Sami Allagui, der auch sonst schwungvoll und dynamisch wirkte, war für diesen verantwortlich. Nach 23 Minuten hielt er aus rund 25 Metern drauf und der Ball landete im linken oberen Eck. Unions Torwart Rafal Gikiewicz flog nicht ganz so schön, wie es für Allaguis Geschoss nötig gewesen wäre. Gänzlich unhaltbar schien der Ball jedenfalls nicht.

Neben dem agilen Torschützen wirkte der erstmals in St. Paulis Startelf aufgebotene Alex Meier zunächst eher unauffällig. Den Titel des Fußballgotts, den er bei Eintracht Frankfurt verliehen bekam, schenkte ihm das Hamburger Publikum erst nach knapp über einer Stunde, als er per Kopf das 2:0 erzielte.

Und die Berliner Offensivbemühungen? Sie wirkten etwas unbeholfen, fanden aber durchaus statt. Früh im Spiel schlug Mané eine Flanke in den Hamburger Strafraum, die am Ende bei Marcel Hartel landete, der beim Abschluss aber ins Stolpern geriet. Als 20 Minuten gespielt waren, verteidigten St. Paulis Abwehrspieler Carstens und Avevor so ungeschickt, dass Kroos die Chance zum Heber bekam. Himmelmann parierte allerdings ziemlich cool.
Ein von Kroos getretener Eckstoß landete im anschließenden Gestocher bei Manuel Friedrich, doch Himmelmann stoppte auch dessen Versuch noch vor der Linie.

In der zweiten Halbzeit tat sich zunächst wenig, St. Pauli stand sicher, den Berlinern fehlten die Ideen. Nach Meiers Tor zum 2:0 schickte Fischer den offensiv ausgerichteten Abdullahi aufs Feld, Schmiedebach musste weichen. Doch gefährlicher blieben zunächst die Gastgeber, Sobota verzog nur knapp.

Doch Union holte zu einer spektakulären Schlussphase aus. Berkan Taz, der kurz zuvor für Ryerson kam und sein Saisondebüt feierte, verzog erst knapp, ehe Grischa Prömel nach 85 Minuten tatsächlich auf 1:2 verkürzte und Abdullahi sogar das 2:2 gelang. 2900 mitgereiste Unioner feierten – doch dann kam Meier.

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