SV Babelsberg 03 mit Remis gegen Hertha BSC II: Zwischen Sonnenschein und Regen
Der Fußball-Regionalligist SV Babelsberg 03 durchlief beim 3:3 gegen Tabellenführer Hertha BSC II ein Wechselbad der Gefühle. Doch der Auftritt macht Mut, denn die kämpferische Komponente stimmte – auch dank neuem Co-Trainer.
Berlin - Das Wetter und die Gefühlslage beim SV Babelsberg 03 standen im Einklang. „Sonnenschein, Regen, Sonnenschein, Regen, Sonnenschein, Regen“, sagte SVB-Trainer Marco Vorbeck am Samstag nach dem Fußball-Regionalligaspiel seiner Mannschaft bei Hertha BSC II. In der zweiten Halbzeit hatte sich eine wilde Partie entwickelt. Dreimal war der Kiezklub in Führung gegangen. Das Strahlen des ersten Saisonsieges war schon zu sehen. Doch stets kamen die dunklen Wolken zurück. Letztlich trübte ein Gegentreffer in der Nachspielzeit die Gemüter der Babelsberger, die sich mit einem 3:3 (0:0) begnügen mussten.
Vor 925 Zuschauern, rund ein Drittel davon stand im Gästefanblock des Amateurstadions im Olympiapark, hatten Tobias Dombrowa (48. Minute), Sven Reimann (76.) und Yasin-Cemal Kaya (89.) die Nulldrei-Führungstore erzielt – Jessic Ngankam per Doppelpack (66., 83.) und Maximilan Pronichev (90.+3) trafen für den Tabellenführer. „Vor der Partie hätte ich mit einem Punkt gegen so einen starken Gegner durchaus leben können“, meinte Vorbeck. „Aber angesichts dieses Spielverlaufs ist das Unentschieden eher deprimierend.“ Die historische Sieglosserie des SVB zu Saisonbeginn dauert nunmehr zehn Spiele an. Nach dem siebten Remis bleibt das Team auf dem drittletzten Tabellenplatz. Nichtsdestotrotz müsse der Auftritt vom Samstag auch ohne die herbeigesehnte ganz große Ausbeute Mut machen, betonte der Coach: „Wir haben gesehen, dass es gegen jeden Kontrahenten geht, wenn man sich als Mannschaft den Arsch aufreißt, sich gegenseitig hilft, überall reinwirft.“
"Wir haben heute ein ganz anderes Gesicht gezeigt"
Im Gegensatz zum 0:4-Heimdebakel vor einer Woche gegen die VSG Altglienicke stimmte diesmal von Anfang an die Aggressivität. Eine kämpferische Darbietung ganz zum Geschmack von Philip Saalbach. „Bisher hat uns oft ein bisschen die Mentalität gefehlt. Heute überhaupt nicht. Wir haben ein ganz anderes Gesicht gezeigt“, sagte der etatmäßige SVB-Kapitän, der seit voriger Woche jedoch in anderer Funktion seinem Team zur Seite steht. Er ist neuer Assistenztrainer.
Bereits Ende vergangener Saison hatte sich Saalbach einen Patellasehnenanriss zugezogen, inzwischen ist die Sehne hochgradig entzündet. Sechs bis neun Monate soll er nun ein Rehaprogramm absolvieren, das von einer Eigenbluttherapie begleitet wird. „Zu hören, dass ich noch so lange ausfallen werde, war ein Schlag ins Gesicht“, erzählte der 31-Jährige. „Aber ich kämpfe um mein Comeback – und möchte den Jungs eben anders helfen.“ Nachdem die Diagnose gestellt war, trat der Vorstand des SVB an ihn heran, fragte, ob er sich die Co-Trainer-Rolle vorstellen könne. „Na klar“, sei seine Antwort gewesen. „Ich war ja eh schon immer bei den Einheiten dabei – da kann ich mich doch nützlich machen.“
Durch Saalbachs Hilfe erhöht sich prompt die Trainingsqualität
Der Chefcoach freut sich über Saalbachs Unterstützung. „Natürlich hätte ich ihn als Kapitän lieber auf dem Platz, weil er mit seiner Mentalität unheimlich wichtig ist“, erklärte Vorbeck. „Aber so ist er auch wertvoll. Allein letzte Woche konnten wir im Training eine ganz neue Qualität erreichen.“ Zuvor war Vorbeck bei der Leitung der Einheiten nicht selten auf sich gestellt. Sein erster Assistent Matthias Boron ist schließlich auch für die individuelle Betreuung der Torhüter zuständig. Mit Saalbach als zusätzlicher Stütze sei die Arbeit konzentrierter in Gruppen möglich. „Und was ,Saale’ natürlich kann“, bekräftigte Vorbeck, „ist die Jungs zu pushen.“
Beim Auswärtsmatch in Berlin war dann bereits eine Menge davon zu spüren. Leidenschaft pur strahlten die Nulldreier aus. Wenngleich sie diese mitunter etwas zu intensiv auslebten. Einige heftige Grätschen schüttelten die spielstarken Hertha-Youngster durch – dazu klammerten die SVB-Akteure unnachgiebig in der Verteidigung, sodass das Geschehen oft eher wie griechisch-römischer Ringkampf anmutete. „Wenn du da im Tabellenkeller stehst, brauchst du solche Tugenden“, rechtfertigte Vorbeck den kampfbetonten Stil à la Saalbach und ergänzte süffisant: „Hätte er hier heute mitgespielt, wäre er wohl vom Platz geflogen.“
Vielversprechende Freiräume nutzte der SVB oft nicht aus
Stattdessen versuchte der Kapitän a.D. von der Seitenlinie Einfluss zu nehmen. Nur einmal, da hielt es ihn dort nicht mehr. Beim 3:2 kurz vor Ablauf der 90 Minuten spurtete Saalbach los, um sich in den Pulk der jubelnden SVB-Kicker zu werfen. Doch die Jubelstimmung verflog wieder, weil die Berliner Talente einmal mehr die passende Antwort hatten. Spielerisch waren sie ohnehin klar überlegen, hatten mehr und bessere Torchancen als die Babelsberger Equipe um den stark parierenden Keeper Marvin Gladrow. „Aber wir haben insgesamt defensiv viel besser gearbeitet als in den vergangenen Spielen, kompakter gestanden“, analysierte Vorbeck. Und Saalbach fügte hinzu: „Darauf können wir aufbauen.“
Allerdings braucht es auch noch mehr Struktur in der Offensive. Einige Male eröffneten sich für den SVB nach Ballgewinn vielversprechende Freiräume, die aufgrund zu hektischen oder unpräzisen Spielaufbaus ungenutzt blieben. Bestes Beispiel: 59. Minute, nach einer Hertha-Ecke stürmt der ballführende Pieter Wolf zusammen mit Tom Nattermann und Dombrowa in Überzahl Richtung Hertha-Tor, aber am Ende kommt nicht einmal ein Abschluss heraus. Es hätte das 2:0 werden müssen. Womöglich hätte dann für den SV Babelsberg 03 auch bis zum Schlusspfiff die Sonne geschienen.
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