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Geschulter Blick. Matthias Boron ist Trainer der Babelsberger A-Junioren. Sein Wissensdurst zahlt sich für den SVB aus.
© Peter Könnicke

Nachwuchsfußball in Babelsberg: Auf hohem Level

Das DFB-Pokalfinale der Junioren in Babelsberg wird für die Talente des SV Babelsberg 03 zu einer Lehrstunde. Beim Kiezklub legen die Verantwortlichen viel Wert auf die Nachwuchsarbeit – Nulldrei-Coach Matthias Boron ist dabei ein wichtiges Scharnier.

Potsdam - Besseren Anschauungsunterricht kann es nicht geben. Wenn am Freitag beim DFB-Pokalfinale der A-Junioren die Talente von RB Leipzig und dem VfB Stuttgart im Babelsberger Karl-Liebknecht-Stadion spielen, werden aufmerksame Beobachter auf der Tribüne sitzen. Die A-Jugendlichen des SV Babelsberg 03 werden zu sehen bekommen, „wie es auf noch höherem Level“ zur Sache geht, wie ihr Trainer Matthias Boron es am vergangenen Sonntag formulierte. Da hatten die 18- und 19-jährigen Kicker des SVB in der Regionalliga gerade den FC Hansa Rostock 4:1 geschlagen und damit den Verbleib in der zweithöchsten Spielklasse auf nationaler Ebene gesichert.

„Wir spielen einen sehr ordentlichen Fußball“, bescheinigt Boron seinen Jungs. „Aber am Freitag werden sie Fußball zu sehen bekommen, bei dem wenige technische Fehler passieren, bei dem Torchancen klarer genutzt werden und bei dem Standards entscheidend sein können“, so seine Voraussage.

Nulldrei bietet ambitionierten Talenten eine gute Perspektive

Noch zwei Ligaspiele (gegen Halle und Merseburg) und das Halbfinale im Landespokal der A-Junioren gegen Energie Cottbus, vielleicht sogar das Finale – dann endet für Boron und seine Mannschaft nicht nur die Saison, sondern auch ein gemeinsames Wegstück. Die Nachwuchskicker sind reif für Männerfußball. Die Junioren-Regionalliga ist dabei für diejenigen, die weiter höherklassigen Fußball spielen wollen, eine gute und wichtige Schule. Daher kommen jedes Jahr aufs Neue immer wieder Talente aus Berlin zum SVB, um sich hier auf dem hohen Wettbewerbsniveau der Regionalliga zu entwickeln und sich – wenn es alles klappt – für die Männer-Regionalliga zu empfehlen.

Wie Amir Majid, der aus Bayern nach Berlin wechselte mit der Option, beim 1. FC Union unter Vertrag zu kommen. Das gelang zunächst nicht, sodass er zum SVB kam, um hier mit den A-Junioren auf Deutschlands zweithöchster Stufe zu spielen. Oder André Marenin, der im Nachwuchsleistungszentrum von Energie Cottbus ausgebildet wurde, den Boron im vergangenen Jahr bei Spielen der Landesauswahl sah und in Absprache mit den Verantwortlichen in Cottbus nach Babelsberg holte. „Ein Glücksgriff für uns“, wie der 27-jährige Trainer inzwischen sagt. Auch Kapitän Franz Bobkiewicz, Justin Neumann oder Robin Müller hätten durchaus die Perspektive, in der Regionalliga der Männer zu spielen. Zum Teil haben sie bereits mit der ersten Babelsberger Mannschaft trainiert.

Am Ende der Juniorenzeit ist ein Scheideweg erreicht

Geht es nach Boron, selbst ein Nulldrei-Eigengewächs, wird es künftig beim SVB noch mehr Überlegungen geben, „richtig gute Jungs in den Kader der ersten Männermannschaft zu holen, sie in den Trainingsbetrieb zu integrieren und sie weiter in der U19 spielen zu lassen“. Mit dem neuen SVB-Chefcoach Marco Vorbeck habe er bereits darüber gesprochen und sei auf offene Ohren getroffen. „Vorbeck sagt von sich selbst, dass er nie Profi geworden wäre, wenn er nicht als junges Talent in der U23 von Hansa Rostock gespielt hätte“, berichtet Boron. Auch Almedin Civa, der den Verein nunmehr verlässt, hat sowohl als sportlicher Leiter und Trainer immer den Nachwuchs im Blick gehabt, A-Junioren immer ins Training der ersten Mannschaft integriert. Erfolgreichstes Beispiel ist Tobias Dombrowa. Das 20-jährige SVB-Talent blickt gerade auf seine erste Regionalliga-Saison zurück.

Vor allem junge Spieler, die in den Nachwuchsleistungszentren in Frankfurt/Oder und Cottbus ausgebildet wurden und in der A-Junioren-Regionalliga ihre letzte Nachwuchsstation haben, „schauen schon auf höherklassige Ligen“, so Boron. „Spieler aus unserem eigenen Babelsberger Nachwuchs sehen das etwas anders.“ Bei manchen entscheidet sich am Ende der Juniorenzeit, ob Fußball überhaupt eine Option für die Zukunft ist, andere setzen den Fokus aufs Studium oder eine Ausbildung. „Wer weiter Fußball spielen möchte, wird in seinem neuen Verein eine gute Rolle spielen“, ist Boron überzeugt. Es sei ihm wichtig, seinen Spielern ein gutes Rüstzeug mitzugeben und ihnen Werte wie Fleiß, Disziplin und eine gesunde Selbsteinschätzung vermittelt zu haben.

"Mit den Jungs arbeiten und alles ist noch sehr, sehr ehrlich"

Boron selbst hatte dafür einen guten Lehrmeister. An der Seite von Almedin Civa war er in den vergangenen zwei Jahren Co- und Torwarttrainer der ersten Mannschaft. Künftig wird er Marco Vorbeck assistieren und somit wichtiges Scharnier zwischen den A-Junioren und den Regionalliga-Männern bleiben. Der ehemalige Torhüter besitzt die DFB-Elite-Jugend-Lizenz. „Das reicht für den jetzigen Stand“, sagt er, „irgendwann ist die A-Lizenz aber schon das Ziel.“

Bindeglied. Matthias Boron coacht Babelsbergs U19-Team und war Co-Trainer von Almedin Civa bei den Männern. Diese Konstellation und der enge Draht sollen auch unter dem neuen Herren-Coach Marco Vorbeck erhalten bleiben.
Bindeglied. Matthias Boron coacht Babelsbergs U19-Team und war Co-Trainer von Almedin Civa bei den Männern. Diese Konstellation und der enge Draht sollen auch unter dem neuen Herren-Coach Marco Vorbeck erhalten bleiben.
© Manfred Thomas

Boron lebt Fußball. Lange Zeit hat er das Trainer- und Spielerdasein kombiniert: Mit 19 Jahren wurde er Coach der Babelsberger U14 und stand gleichzeitig für die zweite Mannschaft des SVB im Tor. „Irgendwann ist das zu viel geworden“, sagt er. „Erst Trainer sein und kurze Zeit später selbst spielen – das habe ich nicht hinbekommen“, erzählt er. Dazu ist er viel zu akribisch, viel zu leidenschaftlich. Im Selbststudium bilde er sich ständig weiter. Als Torwarttrainer arbeitet er eng mit Goalkeeping Development zusammen, einer Fach-Community des ehemaligen Bundesliga-Profis Michael Rechner, der aktuell Torwarttrainer der TSG Hoffenheim ist. Weltweit diskutiert das Netzwerk über Spielszenen, neue Trends und Entwicklungen, profitiert von modernen Trainings- und Übungsprogrammen.

Daher wird auch Matthias Boron am Freitag ganz genau hinschauen, was die besten Nachwuchstalente des deutschen Fußballs auf den Rasen bringen. Auch für etliche junge Kicker aus Leipzig und Stuttgart endet das Junioren-Kapitel. Ob es tatsächlich viele von ihnen schaffen, Profi zu werden? Boron ist da skeptisch. Jüngstes Beispiel liefert dieser Tage Hannover 96. Deren A-Junioren gewannen vor drei Jahren den DFB-Nachwuchspokal, viele spielten dann für die U23 der 96-er in der Regionalliga. Jetzt verlassen zehn Spieler den Verein – eine ganze Generation, für die der Traum vom Profi-Fußball vorbei ist. „Deshalb bin ich froh, dass ich hier mit den Jungs arbeiten kann und alles noch sehr, sehr ehrlich ist“, sagt Boron. Schmunzelnd erzählt er: „Da sagt eben noch ein Spieler ab, weil seine Oma Geburtstag hat.“

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