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Das zweite Gleis am Hauptbahnhof Potsdam geht bald in Betrieb. Und künftig könnte es auch wieder ein zweites Gleis zwischen Griebnitzsee und Wannsee geben.
© Andreas Klaer

Von Potsdam nach Berlin: Zweites S-Bahngleis nach Wannsee in sieben Jahren

Bislang fahren die Bahnen der S7 zwischen Griebnitzsee und Wannsee nur auf einem Gleis - und das sorgt oft für Verspätungen. Berlin treibt nun aber die Planung für den Ausbau der S-Bahnstrecke voran.

Potsdam - Im Unterholz kann man es erahnen: Auf der S-Bahnstrecke zwischen Griebnitzsee und Wannsee wäre eigentlich Platz für ein zweites Gleis, teilweise liegen auf Berliner Seite die Reste sogar noch da. Doch seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges fährt die S-Bahn dort nur noch auf einem Gleis – und lange Jahre gar nicht.

Heute gilt der Abschnitt der S7 als verspätungsanfällig, weil die entgegenkommenden Züge jeweils aufeinander warten müssen. Immer wieder gab es Forderungen nach einem Ausbau – bisher vergeblich.

Zwischen Wannsee und Griebnitzsee wieder zweigleisig

Doch wenn nichts dazwischenkommt, könnte es ungefähr zum hundertsten Jubiläum der Berliner S-Bahn in knapp zehn Jahren so weit sein: Dann könnten S-Bahnzüge zwischen Griebnitzsee und Wannsee wieder auf zwei elektrifizierten Gleisen unterwegs sein. Denn das Land Berlin treibt die Planungen für den Ausbau der S-Bahnstrecke an dieser Stelle voran. Das geht aus dem kürzlich vom Berliner Senat verabschiedeten Nahverkehrsplan des Landes hervor.

In dem mehrere hundert Seiten starken Planwerk wird nicht nur das kurzfristige Angebot bis 2023 beschrieben, sondern auch Bedarfe und Planungen bis zum Jahr 2035 skizziert. Auf Seite 71 der dritten Anlage wird es für Potsdam dann spannend. Dort wird der zweigleisige Ausbau der S7 zwischen Griebnitzsee und Berlin-Wannsee aufgeführt. Beginnen soll der Ausbau im Jahr 2026. Bis 2030 will Berlin 70 Millionen Euro in die 4,5 Kilometer lange Strecke investieren. Der Ausbau der Strecke wird in der höchsten Priorität aufgelistet: als vordringlicher Bedarf. Laut Erläuterung sind das „Maßnahmen, die von zentraler Bedeutung für die Erreichung der verkehrspolitischen Ziele des Landes sind“. Der Ausbau diene der Engpassbeseitigung, heißt es in dem Planwerk. Außerdem erwarte man durch ein attraktiveres Angebot künftig mehr Fahrgäste.

Ganz sicher ist der Ausbau aber nicht

Derzeit laufen Gespräche zwischen dem Berliner Senat und der Deutschen Bahn. Dabei gehe es um die konkreten Ziele und die Prüfung der zu untersuchenden Varianten für den zweigleisigen Ausbau, sagte ein Senatssprecher auf PNN-Anfrage. „Die Projektphase wird voraussichtlich im Juli 2019 abgeschlossen sein.“ Ganz sicher ist der Ausbau freilich nicht, schließlich müssen die Mittel in ein paar Jahren auch in den Haushalt eigestellt werden.

Im Vergleich mit anderen Maßnahmen aus dem Berliner Nahverkehrsplan kommt der Ausbau der S7 allerdings als Schnäppchen daher: Für die Bestellung neuer Waggons will der Senat bis 2035 stolze 2,8 Milliarden Euro locker machen. Und die technisch anspruchsvolle Tunnelstrecke zum Berliner Hauptbahnhof für die neue S21 wird auf 900 Millionen Euro geschätzt.

Brandenburg sieht einige Vorteile

Beim zuständigen Brandenburger Infrastrukturministerium begrüßt man die Berliner Pläne. Das Vorhaben sei abgesprochen, heißt es auf Nachfrage. Zu den Kosten, die auf das Land Brandenburg zukommen, konnte das Ministerium am Donnerstag noch keine Angaben machen. Dazu sei die Planung nicht weit genug vorangeschritten. Man sehe in dem Ausbau ebenso wie Berlin einige Vorteile. „Mit dem zweigleisigen Ausbau erreichen wir eine höhere Stabilität im Betrieb, Verspätungen können leichter ausgeglichen und Fahrpläne flexibler gestaltet werden“, so Sprecher Steffen Streu.

Das Land Brandenburg hatte jahrelang einem zweigleisigen Ausbau der S-Bahn eine Absage erteilt – die Kapazitäten seien ausreichend. Tatsächlich sind die S-Bahnen über den Tag verteilt sehr unterschiedlich ausgelastet. Am Morgen und am späten Nachmittag, wenn Vorlesungen an der Universität beginnen oder enden, stehen die Fahrgäste oft dicht an dicht in den Zügen. In der Zeit dazwischen bleiben viele Plätze leer. Doch bei der Aufstellung des Brandenburger Nahverkehrsplans für die Jahre ab 2022 landete das Vorhaben dann immerhin auf der Prüfliste für die sogenannte Infrastrukturinitiative i2030.

Die S7 wird im März gesperrt

Kurzfristig wird es ein zweites Gleis erstmal zwischen dem Potsdamer Hauptbahnhof und der Nuthestraße geben. Wie berichtet soll es am 25. März in Betrieb gehen und die Fahrtzeit nach Berlin um zwei bis drei Minuten verkürzen. Bevor es soweit ist, müssen Pendler noch einmal erhebliche Einschränkungen auf sich nehmen. Für zehn Tage wird die S7 nach Berlin unterbrochen. Los geht es am Donnerstag, dem 14. März, um 22 Uhr. Dann fahren bis Montag, dem 18. März, um 1.30 Uhr keine S-Bahnen mehr zwischen Potsdam-Hauptbahnhof und Westkreuz. Direkt im Anschluss fahren bis zum 25. März, 1.30 Uhr, zwischen Potsdam-Hauptbahnhof und Wannsee keine S-Bahnen.

Kritik am Nahverkehrsplan des Landes Brandenburg

Unterdessen sorgt der Nahverkehrsplan des Landes Brandenburg weiter für Kritik. Nun meldete sich der Potsdamer CDU-Landtagsabgeordnete Steeven Bretz zu Wort. Er hatte sich in einer Kleinen Anfrage an die Landesregierung nach den Auswirkungen auf den Regionalverkehr erkundigt. Das Land verwies auf die geplante Taktverdichtung auf drei Züge pro Stunde beim Regionalexpress 1 und eine neue Verbindung über Golm nach Spandau und Gesundbrunnen.

Bretz beklagt nun, die Verbesserungen im Jahr 2022 kämen viel zu spät. Es sei zu erwarten, dass aufgrund wachsender Einwohnerzahlen die geplanten Änderungen gar nicht ausreichen werden.

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