Reaktionen auf Werkstatt-Verfahren: Zustimmung, Kritik und offene Fragen nach Minsk-Erhalt
Nach dem Kompromiss zur Rettung des Minsk am Brauhausberg gibt es viel Lob, aber auch Kritik und Bedenken.
Potsdam - Der Kompromiss zum Erhalt des früheren Terrassenrestaurants Minsk stößt auf breite Zustimmung in Potsdam. Vor allem in der Stadtpolitik ist die Erleichterung groß. Allerdings gibt es auch kritische Stimmen. Das zeigte eine PNN-Umfrage vom Mittwoch.
Voll des Lobes war Oppositionschef Hans-Jürgen Scharfenberg von den Linken. Der mehr als ein Jahr währende Kampf gegen den Abriss des DDR-Baus habe sich gelohnt. Dabei habe seine Fraktion von Anfang an gesagt, dass man den Erhalt des Minsk mit der geplanten Bebauung des Brauhausbergs verbinden könne. Das sei behutsame Stadtentwicklung, auch wenn es bis zu einer endgültigen Lösung noch erheblicher Anstrengungen bedürfe. Für die nun positive Entscheidung sei auch der Wechsel an der Stadtspitze – mit dem neuen Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD) – „von Vorteil“ gewesen, so Scharfenberg auf Anfrage.
Neue Geschosse fürs Minsk möglich
Wie berichtet hatte Baudezernent Bernd Rubelt (parteilos) am Dienstagabend die Grundzüge eines Kompromisses dargestellt, auf den sich Stadtpolitik, Bauexperten und auch die Stadtwerke als Eigentümer des Minsk und seiner Umgebung bei einem Werkstattverfahren verständigt hatten – mithilfe des Architektenbüros „Löffler + Kühn Weigel“, das 2013 auch den städtebaulichen Wettbewerb zur Bebauung des Brauhausbergs gewonnen hatte. So soll nun neben das Minsk ein neues, modernes Gebäude entlang der Straße am Brauhausberg gebaut und der marode Bau selbst möglicherweise um zwei zusätzliche Geschosse ergänzt werden. Dabei setzt die Stadt auf einen Architektenwettbewerb für eine möglichst anspruchsvolle bauliche Lösung. Auch die Nutzung ist noch unklar. Bis April sollen dazu weitere Debatten, auch im Stadtparlament, geführt werden, hieß es weiter.
Dennoch zeigten sich am Mittwoch viele erfreut. So sagte Grünen-Fraktionschefin Janny Armbruster den PNN: „Dafür haben wir uns stark gemacht und nun werden wir auch die städtebauliche Entwicklung vor Ort konstruktiv begleiten.“ Im sozialen Netzwerk Facebook erklärte das Künstlerhaus Rechenzentrum: „Es geht doch: Bestand erhalten statt Abriss!“ Selbst Skeptiker, die bisher schon aus wirtschaftlichen Gründen wenig Chancen für einen Erhalt des Gebäudes sahen, zeigten sich mit dem Kompromiss zufrieden – etwa CDU/ANW-Fraktionschef Matthias Finken.
Diese Entscheidung könne man mittragen, machte er deutlich. Stadtwerke-Chefin Sophia Eltrop hatte bereits am Dienstagabend erklärt, diese Kompromissvariante schaffe auch für Investoren eine vertretbare Perspektive. Mit den zusätzlichen Bauflächen neben und am Minsk könnten Investoren in etwa so viel Baumasse schaffen wie eigentlich im Vorfeld geplant, als der Abriss des Minsk drohte, machte sie deutlich. Die kommunalen Potsdamer Stadtwerke hatten das Minsk und darum liegende Grundstücke eigentlich an einen bisher öffentlich unbekannten Investor verkaufen wollen, der eine Rekordsumme von 27 Millionen Euro geboten hatte und das Minsk abreißen wollte. Mit dem Geld soll das 41 Millionen Euro teure Potsdamer blu-Bad finanziert werden.
Suche nach willigen Investoren
Den Vorteil, dass mit dem Kompromiss für möglichst hohe Erlöse auch genügend Bruttogeschossfläche für etwa Wohnungen entstehen kann, hob auch SPD-Fraktionschef Pete Heuer hervor. „Das ist ein neuer Ansatz.“ Gerade die zwei zusätzlichen Geschosse könnten dem flachen Baukörper des Minsk durchaus auch helfen, in Bezug auf die geplante Bebauung im Umfeld überhaupt noch eine optische Wirkung entfalten zu können – auch das habe man in dem Werkstattverfahren mithilfe anderer Modelle veranschaulichen können. Nun müssten aber auch willige Investoren für das Vorhaben gefunden werden, machte Heuer deutlich.
Zurückhaltend äußerte sich Christian Keller, Präsident der Brandenburgischen Architektenkammer, der sich in der Vergangenheit für den Erhalt des DDR-Baus sehr stark gemacht hatte. „Es wird schwierig, die wirtschaftlichen und architektonischen Interessen unter einen Hut zu bringen“, sagte er. Allerdings gebe es gute Beispiele für solche Projekte – etwa die Elbphilharmonie in Hamburg, deren Sockel ein alter Hafenspeicher ist. „Hier sind jetzt Architekten gefragt.“ Es handele sich eben auch um eine Kompromisslösung, die er aber im Grundsatz begrüße.
Offene Fragen
Kritik kam aus der Initiative Mitteschön. Deren Sprecher Ulrich Zimmermann sagte, er sei skeptisch wegen der erwogenen Erhöhung. „Diese Architektur darf nicht so verändert werden, dass man sie nicht mehr erkennt.“ Zudem müsse mehr auf die Wirkung des Gesamtensembles auf dem Brauhausberg geachtet werden. Der bekannte Mitteschön-Aktivist Willo Göpel teilte mit, er fürchte, das neue Minsk werde eine andere Kubatur und Fassade erhalten: „Zum Schluss wird ein Bau stehen, der niemandem gefällt.“
Nicht ganz so pessimistisch äußerte sich die Initiative Potsdamer Mitte neu denken. Es blieben zwar Fragen wie zum Beispiel die Aufstockung des Minsk – aber erstmal sei die Entscheidung ein Erfolg, hieß es in einer Mitteilung bei Facebook. Initiativensprecher Steffen Pfrogner präzisierte, er hätte sich lieber die Variante einer Einzelsanierung des Minsk gewünscht. Allerdings habe sich in dem Werkstattverfahren eben nur der Kompromiss als mehrheitsfähig erwiesen. Hier müsse nun eine qualitätsvolle Bauidee gefunden werden. Klar ist für Pfrogner aber auch: wenn der Bau erhöht werde, „wird das Minsk nicht mehr das Minsk sein“.
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