Pro & Contra: Das Für und Wider zum Minsk-Erhalt
Das Minsk auf dem Brauhausberg in Potsdam wird doch nicht abgerissen. Darüber lässt sich trefflich diskutieren - meinen auch Sabine Schicketanz und Peer Straube.
Potsdam - Am Ende des Werkstattverfahrenes stand fest, das leerstehende Terrassenrestaurant Minsk auf dem Potsdamer Brauhausberg bleibt stehen.
PRO
Potsdams Minsk bleibt stehen. Das ist eine gute Nachricht, eine richtige Entscheidung – und daran gibt es, egal was noch drumherum und darauf gebaut werden sollte, nichts zu deuteln. Was bleibt, das bleibt.
Zwar ist die Entscheidung für das Minsk auch Symbolpolitik. Potsdams neuer Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD) will auf Worte Taten folgen lassen. Doch das Symbol ist wichtig für den Zusammenhalt in der Stadt: Wir haben verstanden, lautet die Botschaft (fast) aller Fraktionen im Stadtparlament. Seht her, jetzt ändert sich der Kurs! Hier wird eine Entscheidung revidiert, statt für die Millionen eines Höchstbietenden das Minsk platt zu machen. Und das machtpolitische Moment? Im Mai ist Kommunalwahl. Wer will schon vorher das Minsk abreißen?
Geht es also im Kern überhaupt noch um den Erhalt von DDR-Architektur? Die Antwort ist: Ja. Denn es gibt kaum einen anderen gangbaren Weg, das Minsk zu erhalten, als dies wirtschaftlich möglich zu machen. Oder soll das Geld für eine originalgetreue Sanierung aus der Stadtkasse kommen? Das Minsk ist schließlich kein Denkmal, das nicht verändert werden darf. Nötig ist also eine Finanzierung, schon allein, um, wie von den Stadtverordneten beschlossen, mit dem Verkauf des Brauhausbergs zum Wohnungsbau das Schwimmbad blu zu refinanzieren. Diese Realitäten muss man anerkennen. Und das Beste daraus machen. Dass dies vom Minsk nichts übrig lassen wird, ist derzeit nicht mehr als pure Spekulation. Der Architekturwettbewerb hat noch nicht einmal begonnen. Von Sabine Schicketanz
CONTRA
Man könnte lachen, wenn es nicht zum Weinen wäre. Das ist es also, worum in Potsdam monatelang gestritten wurde? Ein bis zur Unkenntlichkeit verändertes Haus, zwei Etagen höher als das Original, die Fassade aus Wer-weiß- was, mit einem drangepappten Anbau, damit der Investor auch ja auf seine Kosten kommt? Vom ehemaligen, einst so beliebten Terrassenrestaurant Minsk wird dann äußerlich wohl nichts mehr zu erkennen sein.
Umso verwunderlicher ist es, welch breite politische Allianz sich gebildet hat, um diesen sogenannten Kompromiss zu feiern und zu lobpreisen. Sogar vehemente Kritiker der Wiedergewinnung der Potsdamer Mitte und selbsternannte Kämpfer für den Erhalt der DDR- oder Ostmoderne geben sich, als hätten sie Kreide gefressen. Aber wo, bitte schön, wird hier DDR-Moderne erhalten? Die Antwort lautet: gar nicht. Ein Gebäude als Zeugnis der Architektur einer untergegangenen Epoche wie der DDR zu erhalten, bedeutet, das Original in seinem historischen Zustand zu bewahren, es erkennbar zu lassen. Beim Umbau der Stadt- und Landesbibliothek zum Bildungsforum wurde diese Chance bereits einmal verpasst. Zeitgenössische An- oder Umbauten sind sicher nicht verboten. Gelungene Beispiele dafür gibt es durchaus. Nur leider nicht in Potsdam.
Angesichts dessen, wozu Architekturwettbewerbe in Potsdam zumeist regelmäßig führen (siehe blu), kann einem schon jetzt angst und bange werden. Mit dem Minsk als Kern wird ein neues Gebäude entstehen, das mit Ostmoderne nicht mehr das Geringste zu tun hat. Von Peer Straube
Was meinen Sie?
Ist der Erhalt des ehemaligen DDR-Terrassenrestaurants Minsk eine gute Entscheidung, auch wenn der DDR-Bau möglicherweise aufgestockt und durch einen Anbau ergänzt werden muss?
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