Defizitäre MBS-Arena in Potsdam: Zur Kasse, bitte
Die MBS-Arena im Sportpark Luftschiffhafen macht weiter hohe Verluste. Die Stadtverwaltung will nun die Potsdamer Sportvereine an den Kosten beteiligen – doch es gibt Widerstand.
Potsdam - Es geht um einen Plan mit Konfliktpotenzial: Die professionellen Nutzer der defizitären MBS-Arena sollen sich stärker an der Finanzierung der Halle beteiligen. Sportdezernentin Iris Jana Magdowski (CDU) kündigte am Mittwochabend im Hauptausschuss an, dass die Arena am Luftschiffhafen dazu aus der Sportstätten-Verordnung herausgenommen werden soll, die die bisher vergleichsweise geringen Entgelte selbst für Profi-Vereine regelt. „Der Betrieb muss effizienter werden“, sagte Magdowski. Bisher sei es so, dass mehr Spielbetrieb in der Halle auch automatisch zu weiteren Mehrkosten führe. Zugleich erklärte sie, gegen die geplanten Reformen gebe es „viel Widerstand bei den Sportvereinen“.
Anlass für die Erklärung war die letztlich ohne Gegenstimme beschlossene Genehmigung von neuen außerplanmäßigen Ausgaben für die Halle in Höhe von 223 000 Euro, unter anderem für höhere Heiz- und Wartungskosten. Zudem steigt wegen der wachsenden Bewirtschaftungskosten der jährliche Zuschuss bis 2020 um noch einmal 200 000 Euro auf dann 1,67 Millionen Euro. Das sorgte im Ausschuss für Kritik. „Ich fürchte, dass die Entwicklung so weitergeht“, sagte die Grünen-Stadtverordnete Janny Armbruster. Sie warte auf den Beginn der Umsetzung des Gutachtens der renommierten Unternehmensberatung KPMG, sagte Armbruster. Diese hatte ein neues Erlös- oder Betreibermodell vorgeschlagen, um weitere Einnahmen für den Betrieb der 2012 eröffneten und mit Mitteln des Konjunkturpakets des Bundes finanzierten MBS-Arena zu generieren. Bisher können zum Beispiel Vereine die Halle nutzen, wenn sie zehn Prozent der Einnahmen aus den Ticketverkäufen an die Stadt abgeben – das betrifft etwa die Bundesligaspiele der Volleyballerinnen des SC Potsdam. Dazu kommt laut KPMG, dass die Vereine zusätzlich große Freikartenkontingente vergeben würden, um mehr Zuschauer zu gewinnen: Es sei nicht ungewöhnlich, dass nur zehn bis 20 Prozent der Zuschauer den regulären Eintrittspreis bezahlten. Dadurch sinke der Einnahmeanteil für die Stadt weiter, so die KPMG. Magdowski sagte im Ausschuss, die kommunale Pro-Potsdam-Tochter Luftschiffhafen GmbH habe ein weiteres KPMG-Gutachten zur Zukunft der MBS-Arena beauftragt. Eine Sprecherin konnte dazu auf PNN-Anfrage bis Donnerstagabend keine weiteren Angaben machen.
Der SC Potsdam kann nicht mehr als bisher zahlen
Fest steht aber schon jetzt: Mit den geplanten Änderungen sollten daher auch Profivereine zur Kasse gebeten werden, wie Stadtsprecher Stefan Schulz auf PNN-Nachfrage bestätigte. Zudem sollten durch Großveranstaltungen wie eine Box-Gala oder andere Formate entsprechende Einnahmen generiert werden – auch das hatte die KPMG vorgeschlagen. Zuletzt hieß es, dass die Anzahl der Veranstaltungen und Zuschauer zunimmt.
Für einfache Sportvereine und deren Trainingszeiten sollen die Änderungen dagegen nicht gelten, so der Stadtsprecher. Und lokale Vereine wie eben der SC Potsdam oder der Handball-Drittligist VfL Potsdam sind die wesentlichen Nutzer. Speziell der SC Potsdam, der mit 4000 Mitgliedern größte Sportklub im Land Brandenburg, hatte zuletzt betont, er sei ein finanziell absolut solide aufgestellter Verein. Schließlich konnte der gemeinnützige Sportverein zuletzt in den Potsdamer Norden expandieren und im Bornstedter Feld die kommerzielle Pinguin-Schwimmschule in der Erich-Mendelsohn-Allee erwerben. Zu den Plänen von Magdowski hieß es aus der Vereinsführung des SC Potsdam, dass eine höhere finanzielle Beteiligung an den Kosten für die MBS-Arena nicht leistbar ist. „Wir werden nicht mehr zahlen können“, so SC-Geschäftsführer Peter Rieger.
Im schlimmsten Fall muss die 1. Mannschaft des VfL Potsdam aufhören
Der Vereinschef des VfL Potsdam, Norbert Ahrend, warnte davor, dass bei einer höheren Zahlung „im schlimmsten Fall die Einstellung des Spielbetriebs der 1. Männermannschaft“ drohe, sagte er den PNN. Bislang habe es nur ein Gespräch im Frühjahr dazu gegeben. Die Höhe der Mehrbelastung sei dabei nicht besprochen worden. Das Mindeste sei ein Gespräch, „in dem uns Modelle vorgestellt und deren Auswirkungen diskutiert werden können“, forderte Ahrend.
Auch in der Stadtpolitik gibt es Widerstand. Bisher hatten sich speziell SPD und Linke gegen Änderungen bei der Sportstätten-Verordnung gewehrt – die Vereine müssten möglichst kostenlos oder besonders günstig trainieren oder Wettkämpfe ausrichten können. SPD-Fraktionschef Pete Heuer lehnt eine zusätzliche Belastung der Sportvereine weiterhin ab. Es müsse geprüft werden, ob die Einnahmen durch höhere Ticketpreise, Merchandising und Catering-Angebote verbessert werden könnten. „Die Wirtschaftlichkeit muss gewährleistet sein“, so Heuer.
Linke-Fraktionschef Hans-Jürgen Scharfenberg nannte es „schon problematisch“, falls die Vereine mehr zahlen müssten. Das lehne seine Fraktion ab. Bislang sei man sich einig gewesen, dass es eine kostenlose Sportnutzung geben müsse. Nun müsse zuerst die angekündigte Zielvereinbarung zur MBS-Arena zwischen der Stadt, der Pro Potsdam und dem Luftschiffhafen abgeschlossen werden, die auch Teil der Vorschläge des KPMG-Gutachtens war. Hierzu will die Stadt bis Januar einen Zwischenbericht vorlegen.
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