Aus für Brandenburger Weihnachtsmärkte: Zapfenstreich am Glühweinstand
Große Enttäuschung und Händler-Sorgen beim „Blauen Lichterglanz“ in Potsdam: Der Weihnachtsmarkt wurde am Montag eröffnet – und muss ab Mittwoch wieder schließen.
Potsdam - Kaum geöffnet, muss der „Blaue Lichterglanz“ schon wieder schließen: Am Montag war der 2G-Weihnachtsmarkt, der zweigeteilt auf dem Luisen- und dem Bassinplatz stattfand, feierlich mit weihnachtlicher Blasmusik eröffnet worden. Etwa hundert Menschen ließen sich am Luisenplatz den ersten Glühwein oder die ersten gebrannten Mandeln der Saison schmecken und bummelten die Stände entlang. Dann am Nachmittag die Hiobsbotschaft: Alle Weihnachtsmärkte in Brandenburg müssen ab Mittwoch um null Uhr schließen, so verkündete es die Staatskanzlei.
„Das kam eindeutig unerwartet“, sagt Eberhard Heieck, dessen Firma Coex den „Blauen Lichterglanz“ veranstaltet. „Es ist nicht fair, dass die Landesregierung das so abrupt entscheidet. In Brandenburg ist die Inzidenz nicht so hoch, man hätte wenigstens eine Übergangsfrist einrichten können.“ Heieck hatte im Vorfeld bereits den Böhmischen Weihnachtsmarkt in Babelsberg absagen müssen, da die zusätzlichen Hygieneregeln und Einlasskontrollen eine zu große finanzielle Belastung darstellten.
Betroffene hoffen auf Entschädigung
„Ich habe mit den Händlern gesprochen, sie sind alle enttäuscht von der Landesregierung“, sagt Heieck. Man habe sich im Vorfeld sehr viel Mühe gegeben, alles genauso umzusetzen, wie es von Stadt und Land gefordert worden war: Die Märkte wurden abgezäunt, es wurden zusätzliche Ordner eingestellt, um 2G zu kontrollieren, und auch die Händler:innen hätten alles getan, was von ihnen verlangt wurde, so Heieck. Er und die Händler:innen hoffen nun auf Entschädigung und auf eine Erklärung von Seiten des Landes: „Wer tritt für die Entschädigung ein? Das ist alles noch nicht geklärt“, so der Coex-Chef.
Im Vorfeld war noch um die Bedingungen gerungen worden, unter denen der „Blaue Lichterglanz“ überhaupt stattfinden konnte: Heieck hatte erst vor wenigen Tagen Widerspruch gegen die Personenbegrenzung von vier Quadratmetern pro Person eingelegt. Auf dem Luisenplatz dürfen sich laut Stadt nur 400 Besucher:innen aufhalten, auf dem Bassinplatz maximal 630.
Die finanziellen Reserven sind aufgebraucht
„Eigentlich dachten wir schon, dass wir gar nicht öffnen dürfen“, sagt Mario Franz, der mit seinem Imbiss-Stand auf dem Luisenplatz vertreten ist. Er habe im Vorfeld bereits viel Geld ausgegeben, um hier stehen zu können: Standmiete, Wareneinkauf, Miete für eine Wohnung in Potsdam, solange der Weihnachtsmarkt läuft.
„Außerdem musste ich die Hütten wieder in Schuss bringen, denn die haben ja zwei Jahre lang bei Wind und Wetter draußen gestanden“, sagt Franz. Auf all dem bleibt er nun sitzen: „Ich habe eigentlich keine Reserven mehr, das letzte ging für den Wareneinkauf drauf.“
"Komisch und ungewohnt"
Einige Besucher:innen auf dem Luisenplatz waren sich schon vor der Meldung der Staatskanzlei bewusst, dass der Markt nicht bis Weihnachten durchhalten würde: „Wir wollten wenigstens mal gucken gehen, solange er noch auf hat“, sagt Max Schlausch aus Potsdam. „Es ist sehr schade, dass so viele Weihnachtsmärkte abgesagt werden, einige der Stände werden das wohl nicht überleben“, sagt seine Frau Christina. Mit der 2G-Regelung fühle sie sich sicher auf dem Markt, sie schränkt aber ein: „Wenn es später voller wird und die Leute eng zusammenstehen und trinken, wäre das für mich schon grenzwertig.“
Die Potsdamerin Lilli Frohberg bemängelt, dass es aufgrund der Verkleinerung zu wenig Angebote für Kinder gebe. „Mir wäre es lieber gewesen, wenn der Markt auf der Brandenburger Straße stattgefunden hätte“, sagt sie. Mit 2G fühle sie sich zwar sicher, aber: „Es ist etwas komisch und ungewohnt.
Neue Adventsbeleuchtung in Babelsberg eingeschaltet
Während der „Blaue Lichterglanz“ nur kurz erstrahlte, darf in Babelsberg ab sofort dauerhaft die Nacht erhellt werden: Am Montag um 17 Uhr wurde unter den Klängen des Babelsberger Posaunenchors die neue Weihnachtsbeleuchtung in der Karl-Liebknecht-Straße und der Rudolf-Breitscheid-Straße angeknipst, welche die Aktionsgemeinschaft Babelsberg 2020 durch ein Crowdfunding der Stadtwerke Potsdam finanziert hatte. 22000 Euro waren bei der Aktion „Mehr Licht für Babelsberg im Advent“ zusammengekommen, mehr als 200 Spender:innen hatten sich daran beteiligt.
„Für die Umsetzung ließ die Aktionsgemeinschaft mitwachsende LED-Lichterketten an zehn Bäumen installieren, die auch in den nächsten Jahren ohne weiteren Montageaufwand zur Verfügung stehen“, sagt Burkhard Baese, Designer und Mitglied der Aktionsgemeinschaft.
In früheren Jahren waren in Babelsberg Leuchtsterne an die Laternen gehängt worden, dies war jedoch aus technischen Gründen schon 2020 nicht mehr möglich.
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