Sturmtief in Brandenburg: „Xavier“ wütet in Potsdam
Das Unwetter verursacht in der Landeshauptstadt und vielen Teilen Brandenburgs den Ausnahmezustand. Zahlreiche umgestürzte Bäume sorgen für ein Verkehrschaos. Ein Überblick.
Potsdam - Zum zweiten Mal in diesem Jahr hat ein Unwetter für erhebliche Schäden in Potsdam gesorgt und die Stadt weitgehend lahmgelegt. Wegen des Sturmtiefs „Xavier“ ist am Donnerstagnachmittag für einige Stunden der gesamte Bus- und Bahnverkehr in Potsdam und in Potsdam-Mittelmark unterbrochen worden, auch die Regional- und S-Bahn-Linien nach Berlin standen still. Zudem entwurzelten die orkanartigen Böen zahlreiche Bäume, die auf Gleise, Straßen und Autos fielen. (PNN berichteten im Online-Blog)
Über mögliche Verletzte wurde bis Redaktionsschluss am Donnerstagabend zunächst nichts bekannt. Es seien Böen von 110 bis 120 Stundenkilometern gemessen worden, teilte ein Sprecher des Deutschen Wetterdienstes (DWD) in Potsdam mit. Gegen 17.30 Uhr meldete die Feuerwehr für Potsdam den Ausnahmezustand.
Bahnhof füllte sich am Nachmittag mit immer mehr Menschen, die in Potsdam festsaßen
Am späten Nachmittag traf das Unwetter in Potsdam ein. Ab 16.15 Uhr blieben am Platz der Einheit sämtliche Straßenbahnen stehen. Sie hatten laut dem Verkehrsbetrieb die Anweisung, wegen des Sturms nicht weiterzufahren. Auf den Linien zur Pirschheide und nach Rehbrücke seien Bäume auf die Fahrleitungen gestürzt, teilte der ViP kurz vor 17 Uhr mit. Erst gegen 17.45 Uhr konnten wieder einzelne Trams fahren, außer auf den dann durch Bäume blockierten Strecken.
Am Platz der Einheit wurden während des Höhepunkts des Sturms zahlreiche provisorische Verkehrsschilder trotz ihrer Betonfuß-Halterungen umgeweht, durch die Bäume heulte ein unheilvolles Tosen. Nur einzelne Busse fuhren noch einige Minuten länger, am Leipziger Dreieck war die Fahrbahn mit Ästen übersät. Der Hauptbahnhof selbst füllte sich zusehends mit Menschen, die dort strandeten und nicht mehr weiterkamen. „Ausgerechnet heute, wenn wir einmal mit der Bahn fahren“, rief ein älterer Herr seiner Frau zu. Auch über die Lange Brücke strömten Hunderte Menschen aus der Innenstadt in Richtung Bahnhof, wo für sie zunächst der Weg endete. Dadurch waren auch die Bahnhofspassagen deutlich voller als sonst, überall saßen wartende Menschen.
Kilometerlange Staus und umgestürzte Bäume im gesamten Stadtgebiet
Derweil meldeten sich bei den PNN auch mehrere Leser, um ihre Lage zu schildern. So seien auf dem Pfingstberg mehrere Bäume umgestürzt, zum Teil direkt in Vorgärten in der Straße Am Neuen Garten, schilderte eine Leserin. Auch vor das Lepsiushaus in der Großen Weinmeisterstraße sei eine Eiche gefallen.
Die meisten Bilder und Nachrichten aber veröffentlichten die Potsdamer selbst in sozialen Netzwerken wie Facebook. Dort wurden viele Handyaufnahmen der Sturmschäden hochgeladen. In Waldstadt etwa waren mindestens fünf Bäume sowohl in der Heinrich-Mann-Allee als auch in der Drewitzer Straße umgekippt und lagen quer auf der Fahrbahn – darunter eine 20 Meter hohe Birke. Solche Meldungen kamen aus vielen Stadtvierteln: In der Amundsenstraße blockierte ebenfalls ein Baum die Straße, auch darunter befand sich ein Auto. Auch Bilder aus Babelsberg zeigten eine Spur der Verwüstung und Straßenzüge voller Äste. In der Lilienthalstraße Am Stern fielen Bäume auf einen Parkplatz mit abgestellten Wagen. Allerdings blieb es offenbar bei Sachschäden. Ein weiteres Foto zeigte Anwohner, die in der Drewitzer Straße mehrere große Äste von der Fahrbahn schleiften. Auch die Fußgängerbrücke am Stern-Center wurde von einem umfallenden Baum getroffen – allerdings neben der Nutheschnellstraße. Am Abend wurde die Potsdamer Straße in Bornim komplett gesperrt – es bildeten sich kilometerlange Staus.
Feuerwehr in der Region bis zur Prignitz mit mehr als 600 Aufträgen
Bei der Feuerwehr gingen zahlreiche Notrufe ein, Feuerwehrchef Wolfgang Hülsebeck sprach gegenüber den PNN gegen 19 Uhr von rund 120 Einsätzen im Potsdamer Stadtgebiet, die nacheinander abgearbeitet würden. In der gesamten Region bis zur Prignitz hätten die Feuerwehren mehr als 600 Aufträge zu erledigen, in den ländlichen Regionen gebe es auch lokale Stromausfälle. Mehrfach mahnte die Feuerwehr über das Netzwerk Twitter, die Notruf-Nummern 112 oder 110 nur bei Lebensgefahr oder Gefahr in Verzug zu nutzen – und kleinere Schäden nach Möglichkeit zunächst selbst zu beheben.
Schon am Donnerstagvormittag hatte die Schlösserstiftung erklärt, dass Parks und Gärten in Potsdam während des Sturms geschlossen bleiben. Aufgrund möglicher Schäden und Aufräumarbeiten gebe es zudem voraussichtlich Einschränkungen für die Besucher in den nächsten Tagen. Auch mehrere Potsdamer Schulen – wie die Luxemburg-Grundschule – schickten Kinder eher nach Hause.
Sturmchaos und Starkregen in Potsdam
Die Polizei riet allen Autofahrern per Twitter, vorsichtig zu fahren oder zu Hause zu bleiben. Bereits am Mittwoch hatte der DWD eindringlich vor dem Sturm gewarnt. Auch das Bundesamt für Gefahrenschutz und Risikobewertung hatte erklärt, bei schwerem Sturm sollten Bürger den Aufenthalt im Freien meiden. Die Notfall-Nachrichten-App des Bundes, kurz Nina, sendete dagegen erst am Donnerstag gegen 17.30 Uhr eine Warn-SMS für Potsdam. Die Sturmwarnung selbst bestand bis 19 Uhr.
Bereits Ende Juni hatten Regenfälle Straßen und Keller in Potsdam überflutet. Am 29. und 30. Juni waren dabei mehr als 80 Liter Regen pro Quadratmeter gefallen – einer der höchsten Werte, der in Potsdam seit Beginn der Wetteraufzeichnungen im Jahr 1893 gemessen wurde.
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