Die Stadt wächst: Wohnungsbau in Potsdam auf Rekordniveau
In Potsdam wurden im vergangenen Jahr so viele Wohnungen gebaut wie seit 23 Jahren nicht mehr. Trotzdem deuten sich Probleme an.
Potsdam hat mal wieder einen Rekord aufgestellt: Seit der Jahrtausendwende wurden noch nie so viele Wohnungen fertiggestellt wie im vergangenen Jahr. Das geht aus aktuellen Daten des Landesamtes für Statistik zu den Baufertigstellungen im Land Brandenburg hervor.
Demnach sind 2018 insgesamt 2116 Wohnungen errichtet und saniert worden, darunter waren 1914 Neubauwohnungen. Im Jahr zuvor waren insgesamt 1581 Wohnungen fertiggestellt worden. Seit der Wiedervereinigung kamen nur im Jahr 1996 mehr Wohnungen auf den Potsdamer Markt. Genau 2156 waren es – vor 23 Jahren.
Insgesamt mehr neue Wohnungen in Brandenburg
Damit hat der Wohnungsbau in Potsdam weiter an Fahrt gewonnen. Auch landesweit liegt Potsdam deutlich an der Spitze. Auf dem zweiten Platz folgte der Landkreis Potsdam-Mittelmark mit 1285 Wohnungen.
Insgesamt stieg die Zahl der fertiggestellten Wohnungen in Brandenburg den Angaben zufolge im Jahr 2018 um sechs Prozent auf 11.571. Anders als in früheren Jahren ging es am stärksten aufwärts bei Wohnungen in Mehrfamilienhäusern. Dort gab es einen Anstieg um fast ein Viertel auf 4477 fertiggestellte neue Wohnungen.
Potsdam wächst weiter
Die vielen neuen Wohnungen kann Potsdam besonders angesichts des anhaltenden Zuzugs gut gebrauchen. 178.668 Bewohner hatten zum Stichtag am 31. März ihren Hauptwohnsitz in Potsdam. Bis zum Jahr 2035 soll die Einwohnerzahl den jüngsten Prognosen des Rathauses zufolge auf 220.000 steigen – also noch einmal mehr als 40.000 Bürger mehr als jetzt. Bekanntlich stehen seit Jahren kaum noch Wohnungen leer. Jede neue Wohnung findet praktisch sofort einen Mieter oder Käufer.
Doch es gibt durchaus Anzeichen, dass vorerst der Höhepunkt des Baubooms erreicht ist. Ein Hinweis ist eine weitere Veröffentlichung des Landesamtes für Statistik. Darin geht es um die Baugenehmigungen im ersten Quartal 2019. Von der Baugenehmigung bis zum Einzug der ersten Bewohner dauert es üblicherweise eineinhalb bis zwei Jahre – die Statistik ist also ein Blick in die Zukunft.
2017 wurden deutlich mehr neue Wohnungen genehmigt
Von Januar bis März wurden in Potsdam Baugenehmigungen für insgesamt 275 Neubauwohnungen erteilt. Aufs Jahr hochgerechnet wären das 1100 – immerhin mehr als die 858 genehmigten Wohnungen im vergangenen Jahr. Im Jahr 2017 waren es aber noch 2504 – also etwa dreimal so viele. Insbesondere der Geschosswohnungsbau hatte 2018 geschwächelt.
Bei der Ursachenforschung war die Stadt zuletzt nicht weit gekommen. Möglich ist, dass es nicht an den Bauherren allein liegt, sondern dass eine unterbesetzte Verwaltung die Verfahren bremst. Jedenfalls hatten die Stadtverordneten kürzlich zusätzliche Stellen für Bauverwaltung genehmigt.
Das niedrige Niveau bei den Baugenehmigungen dürfte die Knappheit auf dem Wohnungsmarkt verschärfen. Statistisch gesehen wohnen in jeder Potsdamer Wohnung zwei Personen. Um diesen Schnitt trotz des Einwohnerzuwachses zu halten, der in den vergangenen Jahren jeweils zwischen 3000 und 4000 Menschen lag, müssten jährlich zwischen 1500 und 2000 Wohnungen gebaut werden.
Pro Potsdam investiert intensiv
Um der Nachfrage gerecht zu werden, lässt die Stadt auch durch ihre kommunale Immobilienholding Pro Potsdam kräftig investieren. Allein in diesem Jahr sollen 82 Millionen Euro in Neubau und Bestandsanierung fließen. In diesem Jahr werden die ersten neuen Sozialwohnungen seit dem Neustart der Wohnungsbauförderung im Jahr 2015 fertig.
Im Gebiet Am Schragen werden in der Georg-Hermann-Allee 165 Wohnungen gebaut, außerdem in der Waldstadt Am Moosfenn 105 und im Tiroler Damm 95. Im Gebiet Rote Kaserne West beginnt an der Georg-Hermann-Allee der Bau von zwei Projekten mit 117 und 157 Wohnungen.
Neue Wohnungen auf altem Tramdepot
Außerdem gibt es in der Stadt durchaus Potenzial, den Wohnungsbau auch in den nächsten Jahren voranzutreiben. Auf dem Areal des alten Tramdepots in der Heinrich-Mann-Allee sollen in diesem Jahr die Erschließungsarbeiten beginnen. 2020 ist dort dann der Baustart für 345 Wohnungen vorgesehen. Insgesamt sollen es 750 werden. Auch in der Medienstadt sollen in den nächsten Jahren hunderte Wohnungen gebaut werden.
Ein Rückschlag dürfte allerdings die jüngste Entwicklung um den künftigen Stadtteil auf dem früheren Kasernenareal Krampnitz sein. Wie berichtet hatte Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD) in der vergangenen Woche vor den Stadtverordneten mitgeteilt, dass die Tram dorthin nicht im Jahr 2025, sondern erst Jahre später fertig sein soll. Der Wohnungsneubau soll entsprechend gedrosselt werden, damit der Verkehr auf den ohnehin schon vollen Straßen im Potsdamer Norden nicht komplett zusammenbricht. Eigentlich sollen in Krampnitz in zehn bis fünfzehn Jahren rund 4600 Wohnungen für 10.000 Menschen entstehen.