Infoseite für Kinderarztbereitschaft abgeschaltet: Wohin nur mit dem kranken Baby?
Die ehrenamtlich betriebene Seite zu Bereitschaftsdiensten bei Kinderärzten wird aus dem Netz genommen.
Potsdam - Die von hunderten Eltern regelmäßig genutzte Internetseite zu den Bereitschaftsdiensten der Potsdamer Kinderärzte ist nun endgültig abgeschaltet. „Das Projekt wurde eingestellt“, heißt es auf der Seite unter www.kab-potsdam.de. Der seit 2014 ehrenamtlich tätige Betreiber Christoph Gadow sagte den PNN auf Nachfrage, er habe das Projekt selbst finanziert und sieben Jahre lang keinerlei Unterstützung erhalten – als Notfallsanitäter im Schichtdienst und Vater von inzwischen zwei Kindern wolle er sich nun mehr seiner Familie widmen.
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Gadow hatte die Seite auch aus eigener Betroffenheit heraus programmiert, weil er damals als Vater eines kleinen Sohnes bei einer Erkrankung immer erst über die Kindernotaufnahme des Bergmann-Klinikums gehen musste, um gerade an Wochenenden zu erfahren, welcher Bereitschaftsarzt gerade zuständig ist. Mit der Internetseite habe er versuchen wollen, diese wichtige Information durch wenige Klicks zugänglich zu machen. Dazu hatte er sich die Bereitschaftsdienstlisten, die bei einigen Kinderärzten in Papierform auslagen, besorgt und diese auch in sozialen Netzwerken veröffentlicht. „Vorher war da viel Mundpropaganda.“
Bis zu 2000 Zugriffe pro Tag
Genutzt wurde sein Angebot durchaus rege. Gerade an Wochenende oder Feiertagen habe es bis zu 2000 Zugriffe pro Tag gegeben, sagte Gadow. Der Zuspruch habe ihn lange Zeit motiviert. Doch nun habe er sich für das Ende entschieden. „Trotz zahlreicher Optimierungen bei der automatischen Veröffentlichung der Beiträge in sozialen Netzwerken raubte das Projekt viel Zeit.“ Auch die Serverkosten habe er zuletzt nicht mehr decken können, weil die Werbeeinnahmen für die Seite zu gering gewesen seien.
Die Entscheidung zum Ende sei ihm gleichwohl schwergefallen, sagt der Betreiber. „Ich habe offensichtlich über Jahre hinweg einen guten und wichtigen Dienst geleistet, den die Potsdamer sehr zu schätzen wussten.“ Er gehe nun davon aus, dass gerade die eigentlich für besondere Notfälle gedachte Kindernotaufnahme vermehrt die erste Anlaufstelle werden könnte – „ weil vielen Eltern jetzt die Information fehlt, wer denn nun Bereitschaft hat.“ Er hoffe daher sehr, dass diese Aufgabe vielleicht durch eine offizielle Stelle fortgeführt wird. Ein Kontaktversuch mit der Kassenärztlichen Vereinigung (KVBB) des Landes sei aber vor drei Jahren unbeantwortet geblieben. Schon damals stand die Seite vor dem Aus, nachdem Gadow wegen einigen wenigen Fehlinformationen Ärger mit zwei Kinderärzten hatte.
Bereitschaft ist freiwilliges Angebot der Kinderärzte
Warum damals keine Reaktion erfolgte, vermochte KVBB-Sprecher Christian Wehry am Dienstag nicht zu sagen: Die Kollegen könnten die Korrespondenz im Postfach info@kvbb.de nur bis 2020 zurückverfolgen. Allerdings sei es gleichwohl immer noch so, dass der kinderärztliche Bereitschaftsdienst in Potsdam nicht über die KVBB laufe, sondern es sich um „ein freiwilliges und zusätzliches Versorgungsangebot“ handele, das kollegial organisiert wird. „Entsprechend können wir als Körperschaft eine solche Seite nicht betreiben“, so Wehry.
Man unterstütze aber den kinderärztlichen Bereitschaftsdienst über die Koordinierungsstelle der bundesweit erreichbaren Arzthotline 116117 – so werde der Dienstplan der Kinderärzte dort bekannt gemacht. „Somit können Patienten, die uns über die Rufnummer 116117 kontaktieren, eine Information über den jeweils diensthabenden Kinderarzt erhalten.“ Gleichzeitig bestehe die Möglichkeit, dass hier – wie bei Erwachsenen – eine telefonische Ersteinschätzung zu Symptomen vorgenommen werde und so Patienten in das „individuell richtige Versorgungsangebot gelenkt“ werden können – also den Bereitschaftsdienst, die Notaufnahme oder auch die reguläre Sprechstunde am nächsten Tag.
Bereits 2018, als die Seite schon einmal vor dem Aus stand, hatte die KVBB auch eine Hotline zum kinderärztlichen Bereitschaftsdienst unter Tel.: (01805) 582 223 315 verwiesen. Zudem hatte die KVBB damals auch ihre Online-Arztsuche unter arztsuche.kvbb.de beworben, die zu einem Echtzeit-Informationsportal ausgebaut worden sei. So könne dort mit Suchbegriffen wie zum Beispiel „Kinderarzt“ und „Potsdam“ auf einen Blick gezeigt werden, welche Kinderarztpraxen gerade geöffnet haben oder telefonisch erreichbar sind. Und falls ein Arzt am Samstag oder Sonntag Sprechzeiten anbietet und diese Praxis die Zeiten in das System einpflegt, würde diese auch als geöffnet angezeigt.
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