Ernste Zeiten für das Extavium: Wirtschaftsprüfer entscheiden über Potsdamer Mitmachmuseum
Die Stadt lässt die Bücher des Mitmachmuseums prüfen – davon hängt ab, ob das Haus dringend benötigte Fördergelder erhält.
Potsdam - Über die Zukunft des vor dem Aus stehenden Mitmachmuseums Extavium entscheiden jetzt von der Stadtverwaltung beauftragte Wirtschaftsprüfer. Diese seien nun gebeten worden, die Bücher des privaten Unternehmens zu begutachten, sagte Bildungsdezernentin Noosha Aubel (parteilos) am Mittwochabend im Hauptausschuss der Stadtverordneten. Denn nur mit dem Nachweis, dass ein Unternehmen auch eine finanzielle Bonität besitzt, dürfe man dieses auch fördern, so Aubel.
An der dauerhaften Zahlungsfähigkeit bestehen im Rathaus nach PNN-Informationen durchaus Zweifel. Allerdings weisen Vertreter des Extaviums das Argument der Stadt zurück, die Bonität sei entscheidend: „Wäre der Förderbedarf nicht vorhanden, hätten wir die Zuwendung ja nicht beantragt“, sagte Axel Werner, Chef des privat geführten Extaviums, am Donnerstag auf PNN-Anfrage. Gleichwohl habe man zugestimmt, dass Wirtschaftsprüfer die Finanzlage einsehen können.
Extavium läuft die Zeit davon
Die Darstellung von Aubel unterstützte auch Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD): Vor allem sei nun die vertiefte Wirtschaftlichkeitsprüfung notwendig – denn „unter den jetzigen Gegebenheiten“ dürfe er es schon gesetzlich „nicht verantworten, das Geld auszureichen“.
Sollten die Prüfer die finanzielle Tragfähigkeit des Hauses bestätigen, läuft die Zeit dennoch davon, wie Aubel deutlich machte – ohne Geld müsste das Museum mit bis zu 28.000 Besuchern pro Jahr vermutlich in der ersten Jahreshälfte 2020 schließen. Denn noch ein weiteres Problem existiere aus ihrer Sicht, so Aubel: Für das Museum in der Ladenzeile Am Kanal erhöhe sich die mit der kommunalen Bauholding Pro Potsdam vereinbarte Staffelmiete ab dem 1. Januar – was für Mehrkosten von rund 18 000 Euro pro Jahr sorge.
Nothilfe als Rettungsmaßnahme?
Dem widersprach Extavium-Chef Werner: Die nächste Mieterhöhung stehe erst 2021 an, dann gehe es um Mehrkosten von etwas mehr als 2300 Euro pro Jahr. Die Stadt dürfe mit solchen Angaben nicht den Eindruck erwecken, dass Mitmachmuseum sei ein Fass ohne Boden, appellierte Werner. Zur Rettung könnten die Stadtverordneten laut Aubel maximal noch eine Nothilfe aus Haushaltsrestmitteln beschließen, so ein Beschluss wäre aber nicht vor Ende Januar möglich. Würde das nötige Geld aber regulär in den noch zu beschließenden Doppelhaushalt 2020/2021 aufgenommen, könne man die Summe erst frühestens im Sommer auszahlen.
Das Haus selbst hatte für 2020 eine Zuwendung von 200.000 Euro beantragt. Nach eigenen Angaben würden allerdings zwei Drittel der laufenden Kosten, also 400.000 Euro, zum Beispiel durch Ticketverkäufe gedeckt.
Extavium offen für neue Trägerschaft
Weitere Förderwünsche für ein pädagogisches Klimaschutzprojekt waren laut der Beigeordneten Aubel zurückgezogen worden. Allerdings sagte die Dezernentin, dass die Verwaltung die Förderung bisher nicht empfehle. So sei das vorlegte Konzept „leider“ nicht weiter betriebswirtschaftlich qualifiziert worden, auch im Hinblick auf die künftige Ausrichtung. Dagegen sagte Anna Leetz aus der Leitungsebene des Extaviums, man habe das Konzept nachgearbeitet und könne nun die Beweggründe, „warum wir nicht gefördert werden sollen, nicht nachvollziehen.“
Seitens der Stadt sei eine klarere Ansprache nötig, was diese wolle. „Wir würden uns mehr Kommunikation wünschen – und Lösungen dafür, wie unsere Ideen gerettet werden können.“ Das Extavium sei auch für eine neue Trägerschaft oder andere Modelle offen. „Uns ist wichtig, dass dieses Projekt für naturwissenschaftliche Bildung erhalten bleibt.“
Im Ausschuss sagte Aubel auch, die Stadtverordneten müssten sich nun mehrere Fragen stellen: Ob zum Beispiel nun das Extavium selbst gefördert werden soll – oder die Stadt ein Mitmachmuseum haben möchte und dafür mittels Vergabe einen Träger suche. In der Vergangenheit war auch als Variante erwogen worden, das Extavium in der geplanten Erlebniswelt in der Biosphäre anzusiedeln. Doch nun geht es erst einmal ums kurzfristige Überleben der vor rund 15 Jahren ins Leben gerufenen Initiative, die zwischenzeitlich auch am Filmpark angesiedelt war: Eine Mitte November gestartete Petition für den Erhalt des Extaviums hat bereits mehr als 1400 Unterstützer gefunden.
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