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Nach der Einengung der Zeppelinstraße haben sich viele Autofahrer Schleichwege gesucht.
© S. Gabsch

Zeppelinstraße in Potsdam: „Wir haben nur noch Stau, Stau, Stau“

Bei einem Gespräch zwischen Vertretern der Stadtverwaltung und Anwohnern zeigte sich, wie viele Potsdamer mit Kritik auf die Einengung der Zeppelinstraße reagieren.

Potsdam-West - Der andauernde Streit um die Verengung der Zeppelinstraße geht in eine neue Runde. Um das erhöhte Verkehrsaufkommen in den umliegenden Straßen in den Griff zu kriegen, plant die Stadt verschiedene Maßnahmen, die Baudezernent Bernd Rubelt (parteilos) und Norman Niehoff, Chef der Verkehrsplanung, am Montag im Einstein-Gymnasium den Anwohnern vorstellten. Die Pläne stießen bei vielen Teilnehmern auf Kritik. Wie berichtet wurde im Juli 2017 in einem Modellversuch die Zeppelinstraße verengt, um den Verkehr und damit die Schadstoffbelastung zu verringern. Tatsächlich sanken seitdem die Messwerte. Seit Beginn der Maßnahme beschweren sich viele Anwohner jedoch über zunehmenden Ausweichverkehr in den umliegenden Straßen.

Bereits im März wurden die Beschwerden in einer ersten Bürgerversammlung gesammelt. Die Verkehrsplaner verfolgen zur Problemlösung mehrere Ideen. Die Forderung der Anwohner nach einer Geschwindigkeitsreduzierung in der Geschwister-Scholl-Straße wurde bereits umgesetzt. Seit wenigen Wochen ist nur noch Tempo 30 erlaubt. In Vorbereitung sei zudem die Einrichtung einer Ampel am Bahnhof Sanssouci und der Ausbau der dortigen Fahrradabstellmöglichkeiten, wie Niehoff erklärt. Außerdem soll wie berichtet die Busspur von Potsdam bis nach Geltow verlängert werden. Ein weiterer Vorschlag ist die Verlängerung der Einbahnstraßenregelung auf der Geschwister-Scholl-Straße zwischen Hans-Sachs-Straße und dem Verbindungsweg zur Maybachstraße. Daneben sollen an sieben weiteren Stationen in Potsdam-West verkehrs- und umwelttechnische Messungen durchgeführt werden, um die Belastungen für die umliegenden Straßen zu ermitteln.

Nicht jeder glaubt, dass die Einengung die Schadstoffbelastung reduziert

Die Verengung der Zeppelinstraße ist immer noch ein großer Streitpunkt. Viele bezweifeln die Vorteile des Modellversuchs. „Um akut eine Lösung herbeizuführen, wäre es doch das Sinnvollste, die Zeppelinstraße wieder aufzumachen um den Individualverkehr zu entlasten und dann langfristig zu gucken, was kann man ändern“, fordert eine Anwohnerin unter Applaus. Zudem könne die Verengung die Schadstoffbelastung nicht wirklich reduzieren. „Denn aktuell wird doch an anderen Stellen dafür viel, viel mehr ausgestoßen. Wir haben nur noch Stau, Stau, Stau.“

Andere befürchten durch die Verlängerung der Einbahnstraße deutliche Umwege von Potsdam-West Richtung Brandenburger Vorstadt. „Zudem ändert die Maßnahme nichts an der Situation stadtauswärts der Geschwister-Scholl-Straße, an dem Schwerlastverkehr, den Reisebussen und, und, und, die Richtung Geltow rausfahren“, sagte ein deutlich verärgerter Anwohner.

Auch die Landtagsabgeordnete und Golmer Ortsvorsteherin Saskia Ludwig (CDU) bemängelt in einem den PNN vorliegenden Schreiben, dass durch die Maßnahmen die Probleme nur an den Stadtrand und in die Nachbarkommunen hinein verlagert würden. Sie fordert die umweltfreundliche Modernisierung der Busse, die Verbesserung des ÖPNV-Angebots bis ins Umland sowie Park-and-ride-Möglichkeiten.

Kann es ein Umdenken bei Autofahrern geben?

„Ich denke, ich spreche für viele Eltern, wenn ich sage, dass sich dadurch die Luftqualität und die Qualität für die Anwohner massiv verbessern würde“, spricht sich hingegen der Anwohner Florian Kirchesch für die Maßnahme aus. Kirchesch, der auch Mitglied beim Bürgerbündnis „Potsdam autofrei“ ist, wünscht sich ein Umdenken bei den Autofahrern. Untersuchungen würden belegen, dass viele Autofahrten kürzer als fünf Kilometer seien. „Da könnte man doch sehr einfach auf Alternativen umsteigen.“

Die Verkehrsplaner halten trotz der Kritik an ihren Plänen für die Einbahnstraße fest. „Wir haben die Maßnahmen geprüft. Das ist unsere Empfehlung“, sagte Niehoff. Die Möglichkeiten in einer wachsenden Stadt mit begrenztem Raum seien relativ eingeschränkt. „Wir sind jetzt an einem Punkt, wo alle Lösungen auch Nachteile mit sich bringen“, so Niehoff. Die Verlängerung der Einbahnstraßenregelung wolle man so schnell wie möglich umsetzen. Niehoff rechnet allerdings damit, dass es sich noch bis zum Herbst ziehen wird.

Sarah Stoffers

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