Bundestagswahlkampf in Potsdam: Wie die erste Debatte der Kandidaten lief
Potsdams prominente Kandidatinnen und Kandidaten für den Bundestag haben sich zu ihrem ersten öffentlichen Streitgespräch getroffen. Eine Erkenntnis: Annalena Baerbock zieht die Disko einem Dinner vor.
Potsdam - Das erste direkte Aufeinandertreffen der fünf Bundestagsaspiranten im Potsdamer Promi-Wahlkreis 61 begann unerwartet leise. Das lag am Dienstagabend aber weder an Olaf Scholz (SPD), Annalena Baerbock (Grüne), Saskia Ludwig (CDU), Norbert Müller (Linke) oder Linda Teuteberg (FDP). Sie alle sprachen wacker in ihre Mikros. Allerdings fand der Potsdamer Jugendtalk eben als Digitalformat statt, übertragen via YouTube, die fünf Kandidat:innen jeweils vor einer eigenen Kamera. So klangen die junge Moderatorin und ihr Co-Fragensteller vom Kreisschülerrat zunächst laut, die zwei Männer und drei Frauen aus der Politik aber so, als riefen sie tief aus einem Brunnen nach oben.
Als diese Soundpanne nach mehr als 15 Minuten behoben war, ging es mit Bildungsthemen los. Dabei zeigten sich alle fünf Politiker:innen offen für neue Wege. Mehr Digitalisierung wagen, so eine der freilich erwartbaren Kernforderungen. Man müsse zugleich aber die Lehrer entsprechend weiterbilden, sagte Brandenburgs FDP-Chefin Teuteberg - es gehe nicht nur um die richtige Technik. Auch müsse es weniger Bürokratie bei solchen Fragen geben, hatte zuvor schon die Bundes- und Landtagsabgeordnete Ludwig gefordert - die auch weniger Auflagen für den Bau neuer Schulen anmahnte.
Ganztagsschule, große Klassen und Inklusion
In Sachen Lerninhalte müsse es mehr Zusammenarbeit zwischen Kommunen, Ländern und Bund geben, forderte Grünen-Kanzlerkandidatin Baerbock: Letzterer müsse sich auch finanziell stärker in der Ganztagsbetreuung in Schulen engagieren. Der Bundestagsabgeordnete Müller wiederum schimpfte, über Jahre hinweg seien die Klassenstärken erhöht worden - entstanden sei so ein krisenunsichereres Bildungssystem. Vizekanzler und Finanzminister Scholz hob auf Nachfrage hervor, dass man mehr für Inklusion in den Schulen machen müsse. Dafür habe er sich früher, "als ich einmal Bundesarbeitsminister war", selbst eingesetzt habe. Das gemeinsame Lernen sei wichtig, auch zur Vorbereitung auf das spätere Leben, zeigte er sich überzeugt.
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Widerspruch und damit Streit zwischen den Kandidat:innen blieb zunächst aus, denn alle in der Runde erhielten Einzelfragen: Streitgespräche ließen so über eine Stunde auf sich warten. Erst beim Thema Klimaschutz wurde es kontroverser. Man dürfe den Rad- nicht gegenüber dem Autoverkehr so bevorzugen, dass die Autos zurückgedrängt würden, mahnte beispielsweise Ludwig. Müller dagegen sprach von einer üblen Art, dies Verkehrsmittel gegeneinander auszuspielen. In Städten wie Potsdam sei schlicht kein Platz mehr für zusätzliche Autos. "Und Autos nehmen eben viel mehr Platz in Anspruch."
Die AfD war übrigens nicht eingeladen worden - man wolle Rechten kein Forum geben, "damit Hetze und Hass nicht noch mehr politische und gesellschaftliche Bedeutung gewinnen", hatte der Potsdamer Stadtjugendring als einer der Organisatoren des Abends schon vor Jahren für solche Debattenformate beschlossen.
Forderungen: Bürokratieabbau und Mietmoratorium
Unterschiedliche Konzepte zeigten sich auch bei der Wohnungspolitik: Dabei forderte Scholz mehr Wohnungsbauprogramme des Bundes, aber auch ein Moratorium für Mietsteigerungen in den nächsten Jahren. Baerbock sagte, gerade in den Innenstädten müsse man für soziale Durchmischung sorgen. Auf Bundesebene sei eine nachgeschärfte Mietpreisbremse nötig. Ludwig hingegen mahnte, die Bürokratie für Bauprojekte müsse abgebaut werden. Als Beispiel nannte sie Modelle wie in Potsdam, bei denen Investoren sich am Bau von Kitas und Schulen beteiligen müssen. Ohne Auflagen wie diese wäre Bauen nicht mehr so teuer, erklärte Ludwig. Auch Teuteberg mahnte, das Bauen dürfe nicht gedeckelt werden. Wichtig seien auch bessere Nahverkehrsangebote im Umland, um das Wohnen dort attraktiver zu gestalten.
Und selbst der leise Einstieg hatte etwas Erhellendes: Nämlich ein Spiel, in dem die Kandidat:innen zwei Begriffe erhielten - und ein Kärtchen in die Kamera halten mussten, was sie denn nun besser finden. Bei Baerbock war das Strand statt Berge, aber auch Langstreckenflug statt Kreuzfahrt - und Disko statt Dinner, als Einzige aus der ganzen Runde. Scholz wiederum war dabei sicher, zugleich "früher Vogel" und "Nachteule" sein zu können, als es um das Thema der besten Zeit für die Arbeit ging. Doch wie hoch ist der Erkenntnisgewinn dieser Aussagen?
Hinweis: Das komplette Gespräch findet sich noch im Internet: https://www.youtube.com/watch?v=QAmwImZGgSs
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