Kriminalität Potsdam: Weniger Straftaten in der Innenstadt
Die Kriminalität in Potsdam ist in der Innenstadt und in Babelsberg zurückgegangen, liegt aber immer noch über dem Durchschnitt. Im Norden gab es einen deutlichen Anstieg. Warum ausgerechnet dort?
Potsdam - Gute Nachricht aus der Statistikabteilung der Polizei: Die Kriminalität in der Potsdamer Innenstadt ist im vergangenen Jahr zurückgegangen. Sie liegt aber immer noch höher als im Potsdamer Durchschnitt. Auch in anderen Stadtgebieten sind weniger Straftaten registriert worden. Gegenläufig war der Trend dagegen in den Wohngebieten Am Stern, in der Waldstadt II, in der Templiner Vorstadt sowie einigen nördlichen Ortsteilen. Das geht aus der polizeilichen Statistik zur sogenannten Kriminalitätshäufigkeitszahl (KHZ) hervor – also der Zahl der Delikte in einem Bereich, hochgerechnet auf 100 000 Einwohner. Die Polizeidirektion West hat diese Werte auf PNN-Anfrage für jeden Stadtteil in Potsdam vorgelegt (siehe Grafik).
Vor zwei Jahren hatten Innenstadt-Händler vermehrt über Ladendiebstähle geklagt
Demnach liegt die KHZ für die nördliche Innenstadt – den Bereich um die Brandenburger Straße – nun bei rund 17 800, ein Minus von 22 Prozent. In der südlichen Innenstadt, zu der auch die Bahnhofspassagen gehören, registrierte die Polizei eine Senkung der KHZ um knapp 14 Prozent – auf rund 19 600. Noch vor zwei Jahren hatte sich für die Innenstadt ein kräftiges Plus bei der Kriminalität von rund 35 Prozent ergeben, Händler und Gastronomen hatten über vermehrte Ladendiebstähle und Vandalismus geklagt.
Zum Vergleich: Die aktuelle KHZ für Potsdam insgesamt liegt bei 9880 Fällen, ein Minus von sieben Prozent. Das Besondere an der Entwicklung in der Mitte: Obwohl die Kriminalitätsbelastung in Potsdam immer wieder einmal steigt und dann wieder fällt, war der Trend in der Innenstadt jeweils relativ gleich, wurde jeweils eine KHZ zwischen 15 000 und 17 000 registriert – bis zum besagten Sprung vor zwei Jahren. Die früheren Werte sind mit dem nun aktuellen Rückgang aber noch nicht wieder erreicht.
Innenstadt: Schwerpunkt für Fahrraddiebstähle
Die gesamte Potsdamer Mitte ist unter anderem ein Schwerpunkt für Fahrraddiebstähle: Fast 400 der insgesamt über 1800 Fahrraddiebstähle in Potsdam im vergangenen Jahr geschahen in diesem Bereich. Ebenso wurden 31 von insgesamt 124 Raubstraftaten im Zentrum angezeigt – also jeder vierte Fall.
Entgegen dem Trend leicht um 2,3 Prozent gestiegen ist auch die KHZ im südlichen Babelsberg. Auch dieser Bereich liegt über dem städtischen Gesamtschnitt. Auch dort ist die Zahl der gestohlenen Fahrräder – 270 Fälle – bemerkenswert. Weitere Schwerpunkte beim Fahrraddiebstahl mit mehr als 100 Anzeigen innerhalb eines Jahres sind die Waldstadt II, Babelsberg-Nord, Am Stern und die Brandenburger Vorstadt. Insgesamt aber ist die Zahl der Fahrraddiebstähle im vergangenen Jahr – nach mehreren Rekordwerten in Folge – um 16,5 Prozent gesunken.
Auch andere Schwerpunkte nannte die Polizei auf Anfrage, etwa zum sensiblen Deliktbereich Wohnungseinbrüche. 47 solcher Straftaten wurden wiederum in der Innenstadt registriert – rund 21 Prozent der erfassten Fälle. Es folgen der Schlaatz, Am Stern und Babelsberg-Nord mit jeweils mehr als 25 Fällen.
Kriminalität im Potsdamer Norden deutlich angestiegen
Auffällig sind auch einige besonders starke Anstiege der Kriminalität im Potsdamer Norden, etwa in Grube oder Nedlitz. Solche Ausschläge – die es wie in Sacrow auch nach unten gibt – seien statistisch damit zu erklären, dass dort nur wenige Anwohner leben. Dadurch würden einzelne Straftaten statistisch stark ins Gewicht fallen. So wurden in Nedlitz – laut Rathausstatistik leben dort 180 Potsdamer – im vergangenen Jahr 23 Straftaten registriert. Das ergibt eine KHZ so hoch wie am Schlaatz.
Insgesamt ist die KHZ in der Stadt Potsdam mit dem besagten Wert von 9880 höher als im deutschlandweiten Vergleich. Bundesweit lag die KHZ bei 7755 Fällen pro 100 000 Einwohner. Brandenburgweit wurde zuletzt laut Daten des Bundeskriminalamts eine KHZ von rund 7500 erreicht, im benachbarten Berlin dagegen ein deutlich höherer Wert von 16 150. Im Vergleich mit anderen größeren Städten in Ostdeutschland liegt Potsdam im unteren Drittel: So erreichten Städte wie Halle, Chemnitz, Erfurt, Leipzig, Magdeburg oder Dresden im vergangenen Jahr jeweils KHZ-Werte zwischen 14 000 und 10 500. Die geringste KHZ in größeren Städten wurde in München mit rund 7900 Fällen registriert.
51 Prozent der Fälle wurden aufgeklärt
Das Bundeskriminalamt hat auch Aufklärungsquoten der Polizei verglichen: In Potsdam lag dieses Erfolgsgradmesser zuletzt bei 51 Prozent, ein Plus von 6,3 Prozentpunkten. Im gesamten Bundesgebiet liegt dieser Wert bei 56,2 Prozent, in Brandenburg bei 53 Prozent, in Berlin bei 42 Prozent. Deutschlandweiter Spitzenreiter war unter den größeren Städten zuletzt Augsburg mit 68,6 Prozent, Schlusslicht war Düsseldorf mit 41,2 Prozent.
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