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Am authentischen Ort. Heike Roth vom Forum-Verein ist eine der Initiatoren für ein Denkmal für die Wende-Demonstrationen 1989 auf dem Luisenplatz.
© Andreas Klaer

Wende-Denkmal in Potsdam: Wende-Denkmal auf dem Luisenplatz

In Potsdams Innenstadt soll ein Denkmal an die Demonstrationen im Herbst 1989 erinnern. Das schlägt eine Initiative von der Gedenkstätte Lindenstraße und dem Forum-Verein zur Aufarbeitung von DDR-Geschichte vor. CDU und SPD stimmen zu.

Potsdam - Vor dem Brandenburger Tor könnte künftig ein Denkmal mit über den Luisenplatz verteilten Bodentafeln an die friedliche Demonstration vom 4. November 1989 wenige Tage vor dem Mauerfall erinnern. Die Initiatoren des Projekts, Heike Roth vom Forum zur kritischen Auseinandersetzung mit DDR-Geschichte im Land Brandenburg und Gabriele Schnell von der Gedenkstätte Lindenstraße, haben den Potsdamer CDU- und SPD-Fraktionen vor wenigen Tagen das Denkmalprojekt mit zwei Gestaltungsvarianten vorgestellt. „Wir haben dort offene Türen eingerannt“, sagte die Historikerin Heike Roth den PNN.

Der CDU-Fraktionsvorsitzende Matthias Finken zeigte sich auf Nachfrage angetan: „Es ist gerade für diejenigen, die damals dabei gewesen sind, wichtig, die Erinnerung an den 4. November wachzuhalten. Wir finden die Idee gut und wollen sie unterstützen.“ Auch Birgit Morgenroth (SPD), Mitglied im Kulturausschuss, begrüßte die „schöne Idee“: Ein Denkmal könne dazu beitragen, die Demonstration in Potsdam wieder stärker ins Bewusstsein zu holen als Symbol für die friedliche Revolution: „Der Luisenplatz eignet sich als authentischer Ort gut dafür.“

Denkbar sind in den Boden eingelassene Platten, die an die Transparente der Potsdamer von damals erinnern

Anstoß für das Denkmal war für Heike Roth und Gabriele Schnell, Kuratorin in der Gedenkstätte Lindenstraße, die dort ausgestellte Aufnahme des Fotografen Bernd Blumrich, der die Menschenmenge auf dem damaligen Platz der Nationen bei ihren Protesten gegen die SED-Diktatur fotografierte. Das Bild zeige zehntausende Teilnehmer mit unterschiedlichen Sprüchen auf den Transparenten – wie etwa „Freie Wahlen“ oder „Stasi raus aus den Betrieben“. „Wir wollen daran erinnern, dass anders als bei der Demonstration vom 7. Oktober, wo noch viel Angst im Spiel war, die Menschen Anfang November sich trauten, die Slogans vor sich her zu tragen.“ Nun schlagen Roth und Schnell vor, mit 20 in den Boden eingelassenen Tafeln „ausgewählte Standorte einzelner Transparente auf dem Luisenplatz“ zu markieren, so wie sie auf Blumrichs Fotografie festgehalten sind. „Bodendenkmäler assoziiert man mit Stolpersteinen“, sagte die Historikerin – gemeint sind die Gedenksteine für ermordete Juden. Es gebe aber viele andere Beispiele wie die Lutherrose in Eisleben oder die Wall of Fame in Hollywood. Die Tafeln aus Granit oder Bronze sollen in den Boden eingelassen werden, um die Nutzung des Platzes nicht zu stören. Sie könnten entweder die tatsächliche Gestaltung der damaligen Transparente zeigen oder – auf dem Hintergrund des Blumrich-Bildes – die Forderungen der Demonstranten.

Die CDU- und SPD-Fraktion wollen den Stadtverordneten einen gemeinsamen Antrag für das Denkmal vorlegen – möglicherweise bereits im November. Ob es zur Umsetzung komme, sei fraglich, ließen beide Fraktionen wissen. „Jetzt müssen wir zunächst die Umsetzbarkeit und Finanzierung prüfen“, sagte Finken. So müsse geklärt werden, wie sich das Berliner Architekturbüro „Lützow 7“, das den Luisenplatz nach einem Wettbewerb gestaltet hatte, zu dem Vorschlag verhalte. Dieses war am gestrigen Freitag nicht für eine Stellungnahme erreichbar. Nach Auskunft von Heike Roth haben die Architekten bei einem ersten Kontakt positiv auf die Idee eines Denkmals reagiert, wollten allerdings bei der Umsetzung beteiligt werden.

Architekten des Luisenplatzes sollen in die Planung einbezogen werden

Ihre Vorschläge verstehen die Initiatorinnen nur als Anregung für eine weitere Diskussion. „Mir sind die Botschaften wichtig“, sagte Roth. Die Gestaltung müssten Künstler übernehmen. Die Erinnerungstafeln sollten „einem künstlerischen Anspruch und dem Gedenken zugleich gerecht werden“, sagte Birgit Morgenroth.

Die Kulturpolitikerin hält eine Ausschreibung für nötig, einen Wettbewerb für wahrscheinlich. Finanziert werden müsse das Projekt von Stadt und Zivilgesellschaft. Die Historikerin Heike Roth schlägt eine städtische Sockelfinanzierung etwa in Höhe von 10 000 Euro vor. „Je mehr private Spender sich beteiligen, desto üppiger wird das Denkmal.“

Isabel Fannrich-Lautenschläger

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