Krieg in der Ukraine: Welle der Solidarität in Potsdam
Viele Potsdamer engagieren sich, sie geben oder sammeln Spenden, organisieren Hilfslieferungen und Benefizveranstaltungen. Die ersten Flüchtlinge aus dem Kriegsgebiet sind schon in der Stadt.
Potsdam - Erste Lieferwagen mit von Potsdamer:innen gespendeten Hilfsgütern sind bereits in Richtung Ukraine aufgebrochen. Zugleich gibt es in der Stadt viele neue Initiativen, die Spenden sammeln und Hilfe für Flüchtlinge aus dem Kriegsgebiet vorbereiten. Auch erste Flüchtlinge aus der Ukraine sind bereits in der Stadt. Und im Rathaus tagte am Montag erstmals der neue Krisenstab zum Umgang mit der Lage.
Zu denen, die seit dem Wochenende an der Sammelstelle Am Silbergraben erste Transporte von Hilfsgütern für die Ukraine koordinieren, zählen die Potsdamer Inna Strütt und Paul Malinowski. Ein erster Lastkraftwagen sei schon auf dem Weg in das ukrainische Grenzgebiet, ein weiterer sollte vermutlich am Abend folgen, berichtete Malinowski am Montagnachmittag den PNN.
Auch ein dritter Lkw sei voll gepackt – sein Fahrer müsse aber noch die gesetzliche Ruhezeit abwarten, vor der Weiterfahrt. „Wir sind dankbar, mit dieser Resonanz hätten wir nicht gerechnet“, sagte Malinowski. Zwei weitere Lkw habe man bereits organisiert. Vor allem würden Baby- und Kindernahrung sowie Hygieneartikel gebraucht, aber auch lang haltbare Konservensuppen oder Schlafsäcke. Kleidung benötigt man hingegen derzeit nicht mehr. Unterstützt werde die Hilfsaktion unter anderem von Mitglieder der Jüdischen Gemeinden oder der Initiative Seebrücke Potsdam, aber auch von Parteien wie der SPD. Zur Hilfe habe man sich am Samstag entschlossen, sagte Malinowski – er und seine Mitorganisatorin hätten jeweils Verwandte in der Ukraine, auch direkt in umkämpften Gebieten.
Die Ideen für die Hilfe sind vielseitig
Viele Potsdamer oder lokale Initiativen haben sich in den vergangenen Tagen zur Hilfe entschlossen. Die Potsdamer Arbeiterwohlfahrt hat ihre am Wochenende begonnene Hilfsaktion am Montag ausgeweitet: Spendenwillige können nun vier Sammelstellen anfahren. Das sind im Süden der Stadt die Awo-Geschäftsstelle in der Neuendorfer Straße oder die „Schatztruhe“ am Erlenhof 34 sowie das Rathaus Babelsberg in der Karl-Liebknecht-Straße. Im Norden der Stadt kann man Hilfsgüter an der Awo-Grundschule in Golm, An der Feldmark 34, abgeben.
„Die Resonanz ist sehr groß“, berichtete Awo-Chefin Angela Schweers. Zusammen mit befreundeten Unternehmen würden vermutlich am Donnerstagmorgen mehrere Lastkraftwagen mit den Hilfsgütern starten. Benötigt würden saisongerechte Kleidung, besonders für Kinder, Spielzeug, Schlafsäcke, Isomatten und Hygieneartikel, auch Windeln und Feuchttücher, heißt es auf der Internetseite der Awo. Auch ein Spendenkonto ist eingerichtet. Gesucht würden zudem ehrenamtliche Übersetzer, gerade für die ukrainische Sprache, so die Awo.
Es hilft auch der Veritas-Pflegedienst in Potsdam: Dort können Erste-Hilfe-Boxen, Verbandsmaterial und Thermounterwäsche abgegeben werden. Die Adressen: Zeppelinstraße 23b und 148, Infos unter www.pflegedienstpotsdam.de. Ähnliche Aktionen starteten die PT Lounge Potsdam in der Georg-Hermann-Allee 28, aber auch die Buena Vida Coffee-Rösterei in der Gartenstraße 3 in Babelsberg.
Die Spendenbereitschaft ist groß
Auch der Kfz-Meisterbetrieb Erol in der Ahornstraße 26 will Hilfsgüter an die ukrainische Grenze bringen. Die Resonanz auf diesen Aufruf war so gewaltig, dass bereits am Montagmittag via Facebook ein Annahmestopp für Kleidung ausgegeben werden musste. Spätestens am Mittwochmorgen soll ein 40-Tonner mit den Spenden losfahren.
Um den Menschen in der Ukraine zu helfen, spendet der „Original Dino Circus Rogall-Berlin“ in Zusammenarbeit mit der Agentur Netzwerk einen Teil seiner Einnahmen. Der Zirkus feiert derzeit sein 45-jähriges Bestehen und gastiert vom 4. bis zum 20. März in der Ricarda-Huch-Straße im Kirchsteigfeld.
Ein Benefizkonzert mit der ukrainischen Pianistin Kateryna Titova fand bereits am Montagabend im Palais Lichtenau in der Kurfürstenstraße statt. Profitieren soll die Kinderhilfe Potsdam, es gehe um ein Sonderprogramm für ukrainische Familien, so die Organisatoren.
Eine Übersicht der Stadt zu Hilfsmöglichkeiten in Potsdam: https://www.potsdam.de/hilfe-fuer-die-ukraine
Der Flüchtlingskrisenstab tagte
Bereits am vergangenen Freitag hatte Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD) einen Krisenstab eingesetzt – zur Frage, wie die Stadt die erwarteten Flüchtlinge unterbringt und Hilfe koordinieren kann. Bisher seien mehr als 180 Nachrichten unter der dafür eingerichteten E-Mail Ukraine-helfen@rathaus.potsdam.de eingegangen, sagte Stadtsprecher Jan Brunzlow am Montagnachmittag. So hätten Bürger ihre Dolmetscherfähigkeiten oder ein Zimmer angeboten.
Zugleich bestätigte der Sprecher, dass bereits erste Menschen aus dem Kriegsgebiet in Potsdam angekommen seien – meist seien sie bei Freunden oder Verwandten untergekommen. „Bislang hat sich noch niemand offiziell an uns gewandt.“ Menschen aus der Ukraine können mit einem biometrischen Pass 90 Tage visafrei einreisen. Daher ist bisher deutschlandweit noch nicht genau geklärt, auf welcher rechtlichen Grundlage dann eine konkrete Hilfe möglich sei.
Für Notfälle gebe es bisher ein Angebot an freien Plätzen in Gemeinschaftsunterkünften, Apartments und Wohnungen, sagte Sprecher Brunzlow. Zugleich muss nach PNN-Informationen nicht nur geklärt werden, wo und unter welchen Bedingungen hunderte Personen, auch Kinder, untergebracht werden sollen. Es werde – wie in anderen Kommunen – auch um die Frage gehen, wo schnell entsprechende Kapazitäten in Kitas und Schulen geschaffen werden können, hieß es aus dem Krisenstab.
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Und auch für Menschen, die nun nach Potsdam geflüchtet sind, gibt es bereits Hilfsangebote und -Aufrufe. Das Fabrikcafé in der Schiffbauergasse 10 hält zum Beispiel für Geflüchtete aus der Ukraine während der Öffnungszeiten kostenlos Essen und Getränke bereit. Ebenso verfährt die Theaterklause in der Zimmerstraße.
Hilfe für ukrainische Organisationen:
„Vostok SOS“ (sammelt Spenden für verschiedene Bedürfnisse der Zivilbevölkerung der Ostukraine und für Binnengeflüchtete)
„Razom For Ukraine“ (Sammlung verschiedener Materialien und Spendenmöglichkeiten)
„Sunflower for peace“ (medizinische Rucksäcke)
„Voices of Children“ (Hilfe für traumatisierte Kinder)
„Come back alive“ (Nachtsichtgeräte, blutstillende Mittel usw.)
Hilfe für weitere Organisationen:
Mission Lifeline (organisiert einen Konvoi für Flüchtlinge an der slowakisch-ukrainischen Grenze)
Caritas (Ukraine-Hilfe)
Diakonie (Katastrophen- und Krisenhilfe)
DRK (Humanitäre Hilfe in der Ukraine)
Malteser (Krieg in der Ukraine - Menschen in Not)
Libereco (Soforthilfe)
Polnische Humanitäre Aktion (Polska Akcja Humanitarna)
„Revived Soldiers Ukraine“ (Hilfe für die ukrainische Zivilbevölkerung)
Unicef (Hilfe für Kinder)
Ärzte ohne Grenzen (ambulante Sprechstunden, psychologische Gespräche)
United Help Ukraine (Hilfe für Binnenflüchtlinge)
Dopomoha.ro (Informationen für Menschen, die aus der Ukraine nach Rumänien flüchten, eine Bettenbörse wird via Facebook organisiert)
Uno-Flüchtlingshilfe (Spenden)
Phoenix Wings (Spenden für nicht-tödlichen Kriegsbedarf wie Westen und Helme, Behandlung von Wunden, Reparatur von Armeegebäuden)
Sonstige:
Wohnungen und Zimmer für Kriegsflüchtlinge
The Kyiv Independent (berichtet auf Englisch aus der Ukraine)
Katapult (Spendenkonto für Journalismus aus der Ukraine)
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