Krieg in der Ukraine: So will Potsdam helfen
In der Landeshauptstadt wird für die Menschen in Not gesammelt. Erste Transporte in die Ukraine sollen bald aufbrechen. Wo und wie man helfen kann - ein Überblick.
Potsdam - Nach dem Überfall Russlands auf die Ukraine bereitet Potsdam sich auf die Aufnahme einer noch unbekannten Zahl von Flüchtlingen vor. Zugleich haben zahlreiche Institutionen und Menschen aus der Stadt und ihrer Umgebung ihre Hilfe für Menschen aus dem Kriegsgebiet angeboten.
Eine Aktion hat die Potsdamer Arbeiterwohlfahrt ins Leben gerufen: Hilfswillige können Sachspenden an vier Annahmestellen abgeben, jeweils von 10 bis 16 Uhr.
- AWO Bezirksverband Potsdam e.V. in der Neuendorfer Str. 39 a,14480 Potsdam
- AWO Schatztruhe, Erlenhof 34,14478 Potsdam
- AWO Kulturhaus Babelsberg, Karl-Liebknecht-Straße 135, 14482 Potsdam
- AWO Grundschule Golm, In der Feldmark 28, 14476 Potsdam
Benötigt würden saisongerechte Kleidung, besonders für Kinder, Spielzeug und Hygieneartikel, auch Windeln und Feuchttücher, heißt es auf der Internetseite der Awo. Auch ein Spendenkonto ist dort eingerichtet.
Helfen will auch der Veritas-Pflegedienst in Potsdam: Dort können zum Beispiel Erste-Hilfe-Boxen, Verbandsmaterial und Thermounterwäsche abgegeben werden. Die Adressen: Zeppelinstraße 23b und 148. Infos unter www.pflegedienstpotsdam.de.
Ein Benefizkonzert mit der ukrainischen Pianistin Kateryna Titova findet am Montag (28.2.) ab 20 Uhr im Palais Lichtenau in der Kurfürstenstraße statt. Profitieren soll die Kinderhilfe Potsdam, es gehe um ein Sonderprogramm für ukrainische Familien, so die Organisatoren. Erste geflüchtete Ukrainer seien in Potsdam schon angekommen, hieß es gegenüber den PNN.
Spendenaufrufe in sozialen Netzwerken
Es gibt auch diverse Facebook-Aufrufe, die für Spenden werben. So sammelt die Initiative Seebrücke Potsdam an der Adresse Am Silbergraben 21/22 am Montag (28.2.) und Dienstag (29.2.) jeweils von 9 bis 20 Uhr Lebensnotwendiges für Geflüchtete. Benötigt würden unter anderem Matratzen, Schlafsäcke, Einweggeschirr sowie Konserven, heißt es im Aufruf der Initiative.
Auch der Kfz-Meisterbetrieb Erol in der Ahornstraße 26 will Hilfsgüter an die ukrainische Grenze bringen - gesammelt werden warme Kleidung und Decken. Am Mittwochmorgen soll ein 40-Tonner mit den Spenden losfahren.
In der "Buena Vida Coffee"-Rösterei in der Gartenstraße 3 in Babelsberg können Hilfswillige am Montag und Dienstag jeweils von 9 bis 22 Uhr warme Frauen- und Männerkleidung, haltbare Lebensmittel und Verbandsmaterial jeder Art abgeben. Die Güter sollen Dienstagnacht oder am Mittwochmorgen an die polnisch-ukrainische Grenze transportiert werden.
In der PT Lounge Potsdam in der Georg-Hermann-Allee 28 können ebenfalls Lebensmittel, Windeln, Isomatten, Schlafsäcke und Kleidung abgegeben werden. Die Güter werden am Wochenende in den Westen der Ukraine gebracht und dort von der Kirchengemeinde der Stadt Czernowitz verteilt.
Um den Menschen in der Ukraine zu helfen, spendet der "Original Dino Circus Rogall-Berlin" in Zusammenarbeit mit der Agentur Netzwerk einen Teil seiner Einnahmen. Der Zirkus feiert derzeit sein 45-jähriges Bestehen und gastiert vom 4. bis zum 20. März in der Ricarda-Huch-Straße im Kirchsteigfeld. Weitere Informationen gibt es über die Info- und Ticket-Hotline 0176/32 90 48 64 oder auf der Homepage www.circus-rogall-berlin.de.
Das fabrikcafé in der Schiffbauergasse 10 hält für Geflüchtete aus der Ukraine während der Öffnungszeiten kostenlos Essen und Getränke bereit.
Landesärztekammer ruft zu Sach- und Geldspenden auf
Die Landesärztekammer Brandenburg hat die Medizinerinnen und Mediziner in dem Bundesland zu Sach- und Geldspenden für die Menschen in der Ukraine aufgerufen. „Dies ist ein Gebot der Menschlichkeit“, erklärte die Vereinigung am Montag in Potsdam. Zudem bot sie der Landesregierung an, „Unterstützung bei der medizinischen Versorgung von Kriegsopfern und Geflüchteten aus der Ukraine auch in unserem Bundesland zu leisten“.
In kriegerischen Auseinandersetzungen gebe „es nicht nur Tote und Verletzte, auch die medizinische Grundversorgung ist kaum noch aufrechtzuerhalten“, hieß es weiter. „Der Schutz des Lebens sowie der körperlichen Unversehrtheit sind für uns unverhandelbare Werte. Krieg ist dagegen Massenmord. Es gibt keine chirurgischen Präzisionsschläge, die die unschuldige Zivilbevölkerung verschonen“, so der Verband.
Hilfe für ukrainische Organisationen:
„Vostok SOS“ (sammelt Spenden für verschiedene Bedürfnisse der Zivilbevölkerung der Ostukraine und für Binnengeflüchtete)
„Razom For Ukraine“ (Sammlung verschiedener Materialien und Spendenmöglichkeiten)
„Sunflower for peace“ (medizinische Rucksäcke)
„Voices of Children“ (Hilfe für traumatisierte Kinder)
„Come back alive“ (Nachtsichtgeräte, blutstillende Mittel usw.)
Hilfe für weitere Organisationen:
Mission Lifeline (organisiert einen Konvoi für Flüchtlinge an der slowakisch-ukrainischen Grenze)
Caritas (Ukraine-Hilfe)
Diakonie (Katastrophen- und Krisenhilfe)
DRK (Humanitäre Hilfe in der Ukraine)
Malteser (Krieg in der Ukraine - Menschen in Not)
Libereco (Soforthilfe)
Polnische Humanitäre Aktion (Polska Akcja Humanitarna)
„Revived Soldiers Ukraine“ (Hilfe für die ukrainische Zivilbevölkerung)
Unicef (Hilfe für Kinder)
Ärzte ohne Grenzen (ambulante Sprechstunden, psychologische Gespräche)
United Help Ukraine (Hilfe für Binnenflüchtlinge)
Dopomoha.ro (Informationen für Menschen, die aus der Ukraine nach Rumänien flüchten, eine Bettenbörse wird via Facebook organisiert)
Uno-Flüchtlingshilfe (Spenden)
Phoenix Wings (Spenden für nicht-tödlichen Kriegsbedarf wie Westen und Helme, Behandlung von Wunden, Reparatur von Armeegebäuden)
Sonstige:
Wohnungen und Zimmer für Kriegsflüchtlinge
The Kyiv Independent (berichtet auf Englisch aus der Ukraine)
Katapult (Spendenkonto für Journalismus aus der Ukraine)
Schubert: "Wir sollten uns vorbereiten"
Schon bei der Solidaritätskundgebung für die Ukraine am Donnerstagabend hatte Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD) die Potsdamer darauf vorbereitet, dass viele Menschen vor dem Krieg flüchten und ihre Heimat in Richtung Westeuropa verlassen würden. Brandenburg sei dabei eines der deutschen Bundesländer, das mit am nächsten an der Ukraine liege: „Wir sollten uns vorbereiten.“
Krisenstab im Rathaus
Am Freitag richtete Schubert im Rathaus einen Krisenstab ein – angeführt von Sozialdezernentin Brigitte Meier (SPD) und dem Chef des Kommunalen Immobilienservice (Kis), Bernd Richter. Der Stab prüf, wo die Stadt Unterkünfte zur Verfügung stellen könnte, sagte eine Rathaussprecherin. Auch die Unterbringung in Pensionen oder Hotels werde derzeit nicht ausgeschlossen. Wie viele Plätze in Flüchtlingsheimen aktuell zur Verfügung stehen, ließ das Rathaus offen. Vor drei Monaten wurden rund 60 offene Plätze in den 13 Gemeinschaftsunterkünften der Stadt gezählt. Damals waren 980 Menschen untergebracht.
Die Rathaussprecherin sagte aber auch, im Gegensatz zum Jahr 2015, als Deutschland im Zuge des syrischen Bürgerkriegs Flüchtlinge aufgenommen hatte, sei der Status der Menschen aus der Ukraine anders. Es bestehe für sie etwa keine Pflicht, sich an einem Ort aufzuhalten – Ukrainer könnten visafrei in Deutschland einreisen und sich zunächst für 90 Tage aufhalten und frei bewegen.
In den vergangenen Jahren hatte Potsdam wenige Geflüchtete aufnehmen müssen. Laut einer Aufstellung der Stadtverwaltung für die Fraktion Die Andere waren es 2021 insgesamt 256 und im Jahr vorher 147 Menschen. Zugleich verließen in diesen Jahren auch 274 Geflüchtete die Stadt. Zum Vergleich: 2015 waren fast 1500 Menschen in Not nach Potsdam gekommen.
Zentrale E-Mail-Adresse für die Ukraine-Hilfe
Im Rathaus haben sich nach Angaben der Sprecherin mehrere private Initiativen gemeldet, die bei Bedarf Menschen aus der Ukraine unterbringen wollen. Um solche Angebote koordinieren zu können, habe die Stadtverwaltung die zentrale E-Mail-Adresse Ukraine-helfen@rathaus.potsdam.de eingerichtet. Wer helfen will, kann sich dorthin wenden.
Jüdische Gemeinde sagt Unterstützung zu
Ihre Unterstützung zugesagt hat auch die Jüdische Gemeinde Potsdam. Deren Vorsitzender, der 1996 selbst aus Belarus nach Potsdam emigrierte Evgeni Kutikow, schrieb am Freitag einen offenen Brief an Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD). Die Gemeinde mit ihren mehr als 400 Mitgliedern habe „eine große und langjährige Erfahrung mit der Aufnahme von Menschen aus der ehemaligen Sowjetunion“, schrieb Kutikov. Sie könne geflüchteten Menschen einen „ sozialen und religiösen Hafen bieten und helfen, die Schrecken des Heimatverlustes zu mildern“.
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Als Beispiele nannte Kutikov etwa die Vermittlung von Dolmetschern für Neuankömmlinge, aber auch psychologische Unterstützung, „eben viele einfache Dinge“. Bereits jetzt stehe die Jüdische Gemeinde Potsdam mit einer Vielzahl von ukrainischen Juden in Kontakt, „die hier dringend Schutz und Hilfe suchen“. Dazu schrieb Kutikov an Woidke: „Wir sind verzweifelt, unsere Familien und Freunde in dieser Hölle zu wissen und ihnen nicht unmittelbar beistehen zu können.“ Nach PNN-Informationen stellen auch Mitglieder der jüdischen Community einen Konvoi mit Hilfsgütern zusammen, der noch in dieser Woche starten soll.
Botschaft von M 100
Eine Solidaritätsbotschaft sandte der Beirat des Potsdamer M 100 Sanssouci Colloquium nach Kiew. Das Medientreffen hatte im Jahr 2014 Vitali Klitschko, den Bürgermeister von Kiew, mit dem Media Award ausgezeichnet, weil er an der Spitze der demokratischen, pro-europäischen Bewegung in der Ukraine stand. Der Beirat solidarisiere sich „ausdrücklich mit dem ukrainischen Volk und mit Vitali Klitschko“, hieß es. Die Mitglieder des M100 Beirats würden „alles in unserer Macht stehende tun, um den Menschen in der Ukraine in unseren Medien weiterhin eine Stimme zu geben“.
Junge Philharmoniker spielen für die Ukraine
Die Junge Philharmonie Brandenburg mit Sitz in der Schiffbauergasse kündigte am Freitag an, ihre geplanten Osterkonzerte allesamt der Ukraine zu widmen. „Wir spielen für eine freie Ukraine ohne Gewalt“, hieß es in einer Mitteilung. „Musik, Kultur und ihre Werte und Ideen sind am Ende stärker als alle Unterdrücker, was gerade auch russische Komponisten in den letzten 150 Jahren bewiesen haben.“
Kurzfristig hatte der in Werder (Havel) ansässige Karnevalsverband Berlin-Brandenburg seine Mitglieder dazu aufgerufen, auf Faschingsaktionen zu verzichten und sich stattdessen an Protestkundgebungen zu beteiligen. So wurde aus dem geplanten Kostüm-Sternmarsch im Park Sanssouci am Samstag ein Friedenslauf. (mit cmü/KNA)
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