Flaute trotz Tarif-Erhöhung: Weiter warten auf Potsdamer Taxis
Laut der Taxi-Genossenschaft brachte die Tariferhöhung in Potsdam bislang keine Verbesserung: Sobald mehr Touristen in die Stadt kommen, werden wieder größere Engpässe erwartet. Für Jugendliche ist die Aktion "Fifty-fifty-Ticket" gestartet.
Potsdam - Keine Entspannung in der Taxi-Krise: Trotz der höheren Tarife seit Januar dieses Jahres hat sich an den Versorgungsengpässen in der Potsdamer Taxi-Branche nichts verändert. Das zumindest sagte Detlef Baatz vom Vorstand der Potsdamer Taxi-Genossenschaft am Rande der Vorstellung der Fifty-fifty-TicketAktion am gestrigen Montag in der Landeshauptstadt.
Im vergangenen Jahr klagten viele Potsdamer, Geschäftsreisende und Touristen über Probleme bei der Taxi-Versorgung. Vor allem an den Wochenenden und nachts sei es schwierig geworden ein Taxi zu bekommen (PNN berichteten). Im November beschlossen die Stadtverordneten daher eine Erhöhung der Tarife im Durchschnitt um mehr als zehn Prozent. Zuvor hatte es im Jahr 2015 eine Steigerung gegeben. Seit diesem Jahr müssen die Kunden, die ein Taxi per Telefon, Internat oder App bestellen, außerdem eine Gebühr von einem Euro für die Vermittlung bezahlen.
Genossenschaft: Tariferhöhung für Taxis in Potsdam reicht nicht aus
Zurzeit gebe es saisonbedingt zwar eine kleine Beruhigung, jedoch rechnet Baatz mit erneuten Engpässen, wenn die Touristen ab April, Mai wieder vermehrt Potsdam besuchen werden.
Baatz sieht die Ursachen der Krise unter anderem in der Einführung des Mindestlohns 2015 und den veränderten Altersstrukturen. Wie in vielen anderen Branchen sei vor allem der mangelnde Nachwuchs ein Problem. Viele Taxifahrer seien zudem nicht bereit, an den Wochenenden und nachts zu fahren. Mit der Stadt sei man wegen der Probleme ständig in Kontakt, sagte Baatz. Es stelle sich vor allem die Frage, ob die Tariferhöhung ausreiche, um nicht nur den laufenden normalen Betrieb der Unternehmen zu gewährleisten, sondern auch um nötige Investitionen in Technik und Modernisierung zu ermöglichen.
Derzeit beteiligt sich die Taxigenossenschaft an der jährlichen landweiten Verkehrssicherheitsaktion Fifty-fifty-Taxi-Ticket, die es Jugendlichen und jungen Erwachsenen zwischen 16 und 25 ermöglicht, am Wochenende und Feiertagen vergünstigt mit dem Taxi nach Hause zu fahren. Die Initiative soll alkoholisierte junge Menschen davon abhalten, sich selbst ans Steuer zu setzen. Das brandenburgische Verkehrsministerium finanziert die Aktion, die bereits seit 1995 existiert, in diesem Jahr mit 62 500 Euro. Partner ist neben der Taxigenossenschaft die AOK Nordost. Insgesamt werden 32 500 Tickets im Wert von 125 000 Euro zur Verfügung gestellt.
Junge Menschen in ländlichen Regionen sind auf günstigere Taxipreise angewiesen
In den vergangenen Jahren seien immer etwa 90 Prozent der Tickets verkauft worden, sagte Daniela Teichert von der Geschäftsleitung der AOK Nordost. Insbesondere in den ländlichen Regionen, wo an den Wochenenden in der Nacht kaum oder gar keine Busse fahren würden, seien die jungen Menschen auf ein solches Angebot angewiesen. Vor allem in den Regionen Elbe-Elster, Oberspreewald-Lausitz und Dahme-Spreewald werde laut der AOK Nordost die vergünstigte Taxifahrt genutzt. Mehr als 6500 Tickets werden hier durchschnittlich im Jahr verkauft. In Potsdam wurden im Jahr 2017 260 Tickets im Wert von zwei Euro sowie 944 Tickets im Wert von fünf Euro verkauft.
Auch die Taxi-Genossenschaft sieht die Aktion durchweg positiv. „Wir unterstützen das sehr gerne. Für uns ist es eine Win-win-Situation“, sagt Detlef Baatz. Die Genossenschaft könne so zur Verkehrssicherheit beitragen und gleichzeitig gebe es damit mehr Aufträge für die Taxi-Unternehmer, vor allem in der Nacht, in der die Auslastung sonst nicht besonders groß sei.
Die Tickets können seit Anfang dieser Woche in allen Servicecentern der AOK Nordost erworben werden. Die Tickets im Wert von zwei Euro kosten einen Euro und im Wert von fünf Euro entsprechend 2,50 Euro. Sie können bei Taxifahrten freitags, samstags, feiertags sowie an dem Tag unmittelbar vor einem Feiertag zwischen 20 Uhr und 8 Uhr des Folgetages eingelöst werden.
Sarah Stoffers
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